Langeweile im Lockdown? Das muss nicht sein. Es gibt genug schöne Projekte, die nur auf eine Umsetzung warten.

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Über ein Jahr ist der Start des ersten Corona-Lockdowns inzwischen her, und ein Ende des Zustands ist vorerst nicht in Sicht: Für den Osten Österreichs wurde zu Ostern und darüber hinaus ein neuer Lockdown verkündet, und bis zum Durchimpfen der gesamten Bevölkerung dürfte wohl noch eine gewisse Zeit vergehen. Zugleich haben viele Menschen ihr Pulver im Kampf gegen die Lockdown-Langeweile verschossen: Die besten Kochrezepte wurden ausprobiert, Brot wurde bereits mehrfach gebacken, die Spazierrouten rund um die eigene Wohnung kennt man in- und auswendig. Man könnte zwar auf weitere exquisite Tätigkeiten – von der Anschaffung eines sündhaft teuren Gaming-PCs bis zum Verreisen im Privatjet – setzen. Doch das wiederum ist eine Frage der eigenen Finanzkraft.

Gibt es also noch Tätigkeiten für zu Hause, die Sie noch nicht ausprobiert haben? Die zugleich sinnvoll, aber auch leistbar sind? Vielleicht sogar etwas, das man am Ende dieser herausfordernden Zeit stolz den Freunden zeigen kann? Der (erneute) Versuch einer Liste für neue Beschäftigung während der nicht enden wollenden Tristesse:

Lernen Sie Linux

Nicht jeder kann (oder will) sich einen Gaming-PC mit High-End-VR-Brille um einen mittleren fünfstelligen Euro-Betrag leisten – in Familien aus wirtschaftlich herausfordernden Verhältnissen ist es manchmal gar so, dass gar kein PC zur Verfügung steht. Eine günstige Option bietet hier die Anschaffung eines Mini-PCs, etwa des Raspberry Pi. Dieser kostet in seiner aktuellsten Version 35 Dollar. Ergänzend dazu sind Peripheriegeräte wie eine Maus, eine Tastatur und ein Bildschirm nötig. Diese kann man auch günstig gebraucht kaufen – oder man schließt den Rasperry Pi an den Fernseher an.

Auf dem Raspberry Pi können verschiedene Abwandlungen des kostenlosen Open-Source-Betriebssystems Linux installiert werden – was wiederum neue Möglichkeiten schafft, die Zeit zu Hause sinnvoll zu nutzen, indem man in die Welt der Linux-Administration eintaucht.

Zugleich lässt sich der Raspberry Pi für vielerlei eigene Tech-Projekte nutzen, einen kleinen Einblick dazu gibt es in diesem Blogbeitrag und im nachfolgenden Video.

ToP Projects Compilation

Vernünftige Dokumentarfilme schauen

Sie haben schon alle Serien und Filme auf Netflix, Amazon Prime und Disney+ geschaut? Oder Sie haben gar kein Abo dieser Dienste? Kein Problem – denn in puncto Dokumentarfilme gibt es ohnehin frei zugängliche Inhalte, die obendrein einen höheren intellektuellen Mehrwert bieten als alle Sharknado-Filme zusammengerechnet.

Empfehlenswert ist hier etwa die App und Mediathek von Arte. Auch auf Youtube gibt es zwischen den zahlreichen Influencern den einen oder anderen guten Dokumentarfilm. Und dann gibt es natürlich noch die inspirierenden Talks auf Ted.com – für jene, denen die gleichnamigen Real-Life-Konferenzen schon abgehen.

TEDx Talks

Einen Onlinekurs belegen

In Wahrheit sind Dokumentarfilme und die Teaser-artigen Ted-Talks aber nur die halbe Miete: Wer die jetzige Freizeit wirklich langfristig nutzen will, der belegt einen jener Onlinekurse, die es vor allem in Zeiten der Pandemie öfters auch mal als Sonderangebot gibt.

Bekannte Anbieter dieser Art sind Coursera und Ed X, die jeweils Kurse von namhaften US-Eliteuniversitäten im Programm haben. Neben geisteswissenschaftlichen Themen und Managementskills werden hier vor allem IT-Kenntnisse vermittelt. Warum also nicht in der Freizeit programmieren lernen?

Ein eigenes Computerspiel entwickeln

Die im vorherigen Punkt erwähnten Programmierskills können freilich gleich genutzt werden, um ein entsprechendes Projekt in die Tat umzusetzen – etwa indem man ein eigenes Computerspiel entwickelt.

Coden ist doch nicht so Ihre Sache? Aber Sie würden gerne ein Gaming-Projekt starten, in dem sie eine eigene, interaktive Geschichte erzählen? Kein Problem, denn es gibt diverse Baukasten-Software, mit der auch ohne Programmierkenntnisse eigene Spiele entwickelt werden können – etwa der RPG Maker, der das Erstellen von JRPGs im Stil des ersten "Final Fantasy"-Teils ermöglicht. Die Community ist sehr engagiert und tauscht sich in diversen Foren aus, auf Youtube gibt es zahlreiche kostenlose Tutorials.

SRDude

Ein Buch (oder einen Blog) schreiben

Zugegeben, die Anschaffung von Software wie dem RPG Maker kostet Geld. Und man muss sich doch mit neuen Skills auseinandersetzen. Warum also nicht etwas nutzen, das Sie bereits besitzen? Genau: Öffnen Sie das Textverarbeitungsprogramm Ihrer Wahl, und schreiben Sie ein eigenes Buch. Dazu brauchen Sie noch nicht mal Microsoft Word: Auch auf dem eingangs erwähnten Raspberry Pi lassen sich kostenlose Linux-Textverarbeitungsprogramme installieren, auf dem Smartphone wiederum gibt es kostenlose Apps wie Google Docs.

Wem das Buchprojekt wiederum zu groß angesetzt ist, der kann auch in kleineren Dimensionen starten: Starten Sie einen Blog. Diesen können Sie entweder selbst hosten, indem Sie sich etwa das CMS Wordpress auf einer eigenen Domain installieren (diese gibt es schon ab einem niedrigen zweistelligen Betrag pro Jahr), oder Sie nutzen eine der zahlreichen bereits bestehenden Plattformen, etwa Medium.com.

Einen eigenen Podcast starten

Schreiben ist nicht so Ihr Ding? Programmieren auch nicht? Okay. Wie wäre es dann mit einem eigenen Podcast? Hier könnten Sie freilich auch in sündhaft teures Audio-Equipment investieren – für den Start ist es aber auch vollkommen okay, auf bestehende Mittel zurückzugreifen.

So bieten Plattformen wie Anchor und Soundcloud Apps, mit denen Sie den eigenen Podcast gemütlich auf dem Smartphone aufnehmen und publizieren können. Von dort lässt er sich auch auf diversen weiteren Plattformen verbreiten. Ähnlich wie beim Game-Design und beim Schreiben sind auch hier auf inhaltlicher Ebene der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Simon

Günstig gamen

Und was, wenn Sie doch keine Lust auf ein eigenes Kreativprojekt haben, aber auch nicht zu viel Geld für Ihr nächstes Hobby ausgeben wollen? Dann gilt: Suchen Sie sich einen günstigen Einstieg in das Thema Gaming.

So ist es nicht unbedingt nötig, immer die neuesten Blockbuster-Games auf einer High-End-Konsole zu spielen – auch Klassiker können Spaß machen. Der eingangs erwähnte Raspberry Pi lässt sich so mit dem Tool Retro Pie in eine Spielekonsole verwandeln, der Media-Server Plex streamt unter anderem Spieleklassiker von Atari.

Plex

Ein Beitrag im Tech-Medium "Wired" widmet sich ausführlich der Frage, wie man auch bei knappem Budget den Zugang zum Gaming findet. Quintessenz: Sowohl Hard- als auch Software lassen sich gebraucht kaufen, außerdem gibt es Spiele auf Plattformen wie Steam oft im Sonderangebot. Und: Gute Rechner muss man heutzutage nicht mehr für teures Geld erwerben, sondern kann sie auch für einen monatlichen Betrag mieten. Die Spiele werden dann von Servern des Anbieters auf die – weniger leistungsfähigen – Endgeräte der Kunden gestreamt. Bekannte Dienste dieser Art sind Geforce Now von Nvidia und Google Stadia. (Stefan Mey, 3.4.2021)