Gibt es ausreichend Fachkräfte im Telekommunikations- und Informationstechnologiebereich? Knapp 60 Prozent der österreichischen Manager antworten im Österreichischen Infrastrukturreport 2021 der Initiative Future Business Austria mit "Nein". 91 Prozent der Befragten fordern daher, dass der Fachkräftemangel im IT-Bereich dringend gelöst werden muss. "Dies unterstreicht einmal mehr, dass Österreich seine Bemühungen intensivieren muss, um den Betrieben die IT-Fachkräfte zu sichern, die wir gerade jetzt für Wachstum und Wertschöpfung in Österreich brauchen", sagt Alfred Harl, Obmann des Fachverbands Unternehmensberatung, Buchhaltung und Informationstechnologie (UBIT) in der Wirtschaftskammer Österreich, bei der Präsentation des Reports.

In Österreich beläuft sich der Fachkräftemangel laut einer aktuellen Studie des Industrie Wissenschaftliches Instituts (IWI) auf 24.000 Personen. Demnach bedeutet das, einen Wertschöpfungsverlust von rund 3,8 Milliarden Euro für den österreichischen Wirtschaftsstandort pro Wirtschaftsjahr. Denn Unternehmen können ihre offenen internen IT-Positionen nur zu durchschnittlich 77 Prozent füllen. In dem Infrastrukturreport von November war man "nur" von bis zu 10.000 fehlenden Fachkräften ausgegangen.

"Unsere Unternehmen leiden unter dem IT-Fachkräftemangel enorm und Österreich gehört zu den negativen Spitzenreitern im EU-Vergleich", hält Martin Zandonella, Obmann-Stellvertreter des Fachverbands UBIT, fest. "Dabei fehlen die meisten Fachkräfte in den Bereichen, die Österreichs Wirtschaft jetzt am dringendsten benötigen: Software Engineering & Web Development und IT Security", sagt er. In Oberösterreich fehlen laut IWI-Studie mit 7.200 IT-Spezialisten die meisten Fachkräfte, gefolgt von Wien (6.000), der Steiermark (4.400), Tirol und Vorarlberg (2.600), Niederösterreich (2.500) und Kärnten, Salzburg und dem Burgenland (1.700).

In Österreich fehlen Fachkräfte in der IT. Frühe Informatikbildung in der Schule könnte dem künftig entgegenwirken.
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Informatikunterricht

Der Infrastrukturreport zeigt ein deutliches Bild: 93 Prozent der befragten Manager wünschen sich mehr Forschungs- und Entwicklungsförderungen für Digitalisierung in Unternehmen. 91 Prozent mahnen die Förderung der IT-Fachkräfteausbildung ein. Und weitere 40 Prozent fordern, dass niemand das Schulsystem verlassen soll, ohne eine Programmiersprache erlernt zu haben. Laut Harl könne die Informatikbildung gar nicht früh genug ansetzen: "Ein tiefgreifender und flächendeckender Informatikunterricht in allen österreichischen Schulen ab der ersten Schulstufe ist ein Muss."

Eine weitere Stellschraube gegen den Fachkräftemangel ist, mehr Frauen für eine Ausbildung in Mint-Branchen – vor allem in Technik und Informatik – zu begeistern. "Von einem vermehrten Einstieg von Frauen kann die österreichische Wirtschaft in jeglicher Hinsicht profitieren. Gut ausgebildete Mint-Fachkräfte sind ein relevanter Faktor für den Wirtschaftsstandort Österreich", sagte auch Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) bei einer Pressekonferenz Anfang März.

Breitbandausbau

Die Bedeutung des Know-hows der heimischen IT-Berater für mehr Cybersicherheit wurde ebenfalls thematisiert: 88 Prozent der Befragten fordern, dass Österreich seine Cybersicherheitsaktivitäten verstärkt und noch enger koordiniert. "Ein erfolgreicher digitaler Standort Österreich braucht ausreichend IT-Fachkräfte und eine starke Breitbandinfrastruktur. Umso erfreulicher ist die Zusage von Bundesministerin Köstinger, 102 Millionen Euro Förderungen für den Breitbandausbau freizugeben", sagt Harl. Der Report zeigt, wie entscheidend Investitionen in Breitband und Digitalisierung für den österreichischen Wirtschaftsstandort sind: 79 Prozent der Befragten befürchten, dass dieser zurückbleiben würde. Zudem sehen sie die Gefahr, dass Arbeitsplätze verloren gehen (38 Prozent) und der Technologiefortschritt gehemmt werden (20 Prozent) könnte.

Die Befragten erwarten außerdem eine Produktivitätssteigerung durch den Einsatz neuer digitaler Anwendungen und beziffern diese mit 14,2 Prozent. Umgelegt auf das BIP 2019 wäre das ein Produktivitätsgewinn von rund 56,61 Milliarden Euro. "In Relation zu den mit zehn Milliarden Euro veranschlagten Kosten für den Breitbandausbau rechnen sich diese Investitionen deutlich. Jeder investierte Euro bringt einen fast sechsfachen Wertschöpfungseffekt", sagt der Herausgeber des Infrastrukturreports, David Ungar-Klein. (red, 6.4.2021)