Walter Köhler, Chef der Terra Mater Factual Studios.

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Sabine Holzer, Head of Specialist Factual bei Terra Mater Factual Studios.

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Der Blutbrustpavian in Lauerstellung: "Terra Mater" feiert kommenden Mittwoch zehnten Geburtstag.

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Elefanten bringen sich in Stellung, zu sehen am Mittwoch um 20.15 Uhr bei "Terra Mater" auf Servus TV.

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Mit Walen auf Augenhöhe begegnen.

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Die Pandemie beschränkt die Reisefreiheit, das bekommen derzeit auch Naturfilmer zu spüren. In entfernte Winkel vorzudringen, seltene Tiere zu beobachten sei durch Corona schwieriger geworden, sagt Walter Köhler, Chef der Terra Mater Factual Studios. Die Naturfilmproduktionsfirma von Red Bull feiert dieser Tage zehnten Geburtstag. Ein Jubiläumsfilm, der am kommenden Mittwoch auf Servus TV Rückblicke auf vergangene Filme wirft, falle deshalb weit weniger international aus.

Corona erschwert

"Terra Mater beschäftigt Naturfilmer in aller Welt, die auch am Ort des Geschehens tätig sein können", sagt Produktionschefin Sabine Holzer. Weshalb sich künftige Projekte nicht ganz auf heimische Fauna und Flora rückbesinnen müssten. Auswärts zu drehen bedeute aber mehr Planungsaufwand, wie soeben bei einem Dreh in der Karibik erlebt: "Der Dreh war ein Kinderspiel im Gegensatz zur Anreise", erzählt Köhler: Quarantäne, Flugverschiebungen, Sicherheitsbestimmungen. Von wegen freie Natur.

Vor zehn Jahren verließen Köhler und Holzer mit einem Team von rund zehn Leuten den ORF. Das Universum von Universum wurde ihnen zu klein. Köhler dachte größer: "Meine Vision war, dass man großen Naturfilm nur außerhalb eines Senders produzieren kann. Der Antrieb war, große Qualität in hoher Stückzahl liefern zu können." Heute sorgen 40 Mitarbeiter und Freelancer in der ganzen Welt dafür, dass der Produktionsfluss nicht nachlässt. Mehr als 250 Stunden an oft preisgekrönten Filmen, rund zehn abendfüllende Spielfilme und Kinodokus sind entstanden.

Beschauliche Bilder von grasenden Tieren, munter plätschernden Bächen in unberührter Natur sind schon lange passé. Die Welle des "True Crime" hat auch den Naturfilm erfasst. Terra Mater hat in dem Genre mit Filmen über Umweltverbrechen in Sachen Wale und Elfenbein für Aufsehen gesorgt. Davon wolle man mehr, sagt Köhler, und dafür wechselt Terra Mater sogar ins fiktionale Fach. Eine Serie sei im Entstehen, Codename Rogue, so Köhler. "Wir wollen die Erfahrungen, die wir beim Dreh unserer Dokus gemacht haben, weitererzählen und neue Publikumsschichten für das Thema gewinnen. Denn Wildlife-Crime wird noch immer als Kavaliersdelikt gesehen, dabei handelt es sich um organisiertes Verbrechen, das auf gleicher Höhe mit dem internationalen Drogenhandel ist."

Was hat sich in zehn Jahren geändert? Billigere Filme dank Digitalisierung jedenfalls nicht, das sei "eine große Mär", sagt Köhler. "Die Kosten haben sich von der Produktion in die Postproduktion verlagert. Wir bekommen Dateien mit 100 Terabyte Material, das muss sich erst einmal jemand anschauen." Die Rede ist von Produktionsbudgets von mehreren Millionen.

Billiger wird es nicht

Die Produktion von Sea of Shadows etwa über mafiöse Fischfangpraktiken im Golf von Kalifornien kostete rund drei Millionen Dollar. Dafür kann man im Lizenzverkauf gute Preise verlangen. National Geographic zahlte für Sea of Shadows drei Millionen Dollar.

Die Zukunft des Naturfilms stellt sich Köhler "hoffentlich ohne künstliche Intelligenz" vor, dafür mit "mehr unbemannten Kameras". Das Interesse an Bildern von draußen dürfte ohnehin nicht nachlassen. Für bleibende Aktualität sorgt der Klimawandel: "Wir wollen dem Publikum die Augen öffnen, wie viel in unserer Welt schiefläuft", sagt Köhler.

Das letzte ungelöste Rätsel im Naturfilm betrifft übrigens eine Geschlechterfrage: Der männliche Sprecher – müsse sein. "Auch Frauen wollen ihn", sagt Holzer und zitiert Umfrageergebnisse. Warum? "Ich habe keine Ahnung." (Doris Priesching, 6.4.2021)

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