Die Extremsportlerin: Neugier treibt mich zu meinen Abenteuern

Alexandra Meixner ist Ultratriathletin und Weltrekordhalterin.
Foto: Sportograf

An das erste Race Across America erinnere ich mich noch genau. Ich wollte im Vorhinein nicht wissen, was da jetzt genau auf mich zukommt, wie viele Höhenmeter es sind und wie heiß es werden kann. Das größte Risiko während der Tour war sicher der Schlafentzug. Irgendwann habe ich jede Ampel und jede Leitlinie doppelt und dreifach gesehen. Da brauchst du dann ein super Team, das in allen Notsituationen bei dir ist.

Es gibt viele Menschen aus meinem Umfeld, die sich wundern, wie ich mich so was trauen kann. Dabei würde ich mich selbst sogar eher als vorsichtigen Menschen bezeichnen: Ich setze eher auf Altbewährtes, anstatt gleich etwas Neues auszuprobieren. Aber ich bin eben auch extrem neugierig. Ich will wissen, wie es sich anfühlt, so lange unterwegs zu sein, ob das überhaupt möglich ist, will mich mitten im Leben spüren. Das treibt mich dann zu meinen Abenteuern.

Das war schon damals so, als ich nach dem Studium als Ärztin für das Bundesheer ein Jahr auf den Golanhöhen arbeitete. Ich war fasziniert von dem Land, den Menschen und der fremden Kultur, wollte das alles entdecken. Während der Zeit gab es einen Anschlag im Land, und ich habe auch immer wieder von Minenexplosionen gehört. Gleichzeitig hatte ich großes Vertrauen in das Bundesheer, dass die uns da schon sicher durchbringen. Und so war es am Ende auch.

Was mir hilft, mich auf Dinge einzulassen: Ich bereite mich fast nicht vor. Vielleicht ist es auch die Unwissenheit darüber, was alles passieren kann, die mir in vielen Situationen die Angst nimmt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass man das Schicksal ohnehin nicht beeinflussen kann. Da kann ich nur dankbar sein für alles, was ich bereits erleben durfte.

Der Bitcoin-Investor: Risiko streuen und nicht aufs Leben vergessen

Johannes Grill ist Präsident des Vereins Bitcoin Austria.
Foto: Bitcoin Austria

Der Begriff Risiko ist mir generell zu negativ behaftet, im Sinne einer Gefahr. Mir ist natürlich bewusst, dass ein Bitcoin-Investment Schwankungen unterliegt. Meine ersten Bitcoins waren ein halbes Jahr nach dem Kauf 80 Prozent weniger wert, aber wenn man sich gut informiert, erkennt man das langfristige Potenzial und kann besser mit kurzfristigen Kurssprüngen umgehen.

Ich glaube, gerade langfristig bringt Bitcoin mehr Sicherheit als Risiko. Dennoch sollte man nicht nur auf ein Pferd setzen. Ich weiß, dass Bitcoin eine massive Bedeutung bekommen wird, was schwierig ist, ist, die Zeiträume einzuschätzen. Bisher ging alles schneller, als wir das je erwartet haben.

Bin ich ein risikofreudiger Mensch? Mein Vater – er war zeit seines Lebens ein Angestellter – hat mir von Selbstständigkeit stets abgeraten. Ich habe nicht auf ihn gehört und bin seit vielen Jahren Unternehmer, trotzdem zocke ich nicht gern. Wenn ich auf Sport wette, dann nur, weil das Match dadurch spannender wird, nicht weil ich damit Geld verdienen möchte.

Ich will auf erwartbare Risiken so gut wie möglich vorbereitet sein und dennoch eine Grundgelassenheit dem Unerwarteten entgegenbringen. Bringt ja nichts, wenn man sich zu Tode fürchtet, sich dauernd ab sichert und aufs Leben vergisst. Ich kann mein eigenes Umfeld ein bisserl gestalten und kontrollieren, aber die großen Zusammenhänge und Kettenreaktionen kann man eh nicht beeinflussen.

Umso spannender ist es, mit Bitcoin die Verfügungsgewalt über das eigene Geld zu haben. Bitcoin existiert auch weiter, wenn ich einen Tag nicht den Kurs checke, ich mach’s natürlich trotzdem. Früher konnte meine Frau den Bitcoinkurs an meinem Gesicht ablesen, mittlerweile ist das nicht mehr so.

Die Start-up-Gründerin: Hänge nicht so sehr an Geld

Cornelia Habacher gründete gemeinsam mit Philipp Stangl das Start-up Rebel Meat.
Foto: Heribert Corn

Ich würde mich nicht als superrisikofreudig bezeichnen. Früher betrieb ich Kampfsport, heute gehe ich lieber bouldern als klettern, da kann man nicht so tief fallen. Als ich nach meinem Studium in die Forschung ging, war ich ständig mit Risiken konfrontiert: Da muss man sich bei jedem Experiment zuerst mal überlegen, was alles schiefgehen kann.

Dabei habe ich schon immer gewusst, dass ich einmal ein eigenes Unternehmen gründen will. Ich habe mein ganzes Geld, das ich zuvor verdient habe, in die neue Firma gesteckt. Damals empfand ich das gar nicht als so risikoreich. Aber ich hänge auch nicht so sehr an Geld.

Ich denke, wenn man anfängt, zu sehr über eine Entscheidung nachzudenken, macht man es nicht mehr. Da heißt es manchmal: Augen zu und durch. Wenn es scheitert, war es zumindest eine gute Erfahrung. Aber ich hatte auch immer meine Eltern und wusste, dass ich schlimmstenfalls eine soziale Absicherung hatte und nicht total am Boden landen würde.

Jetzt, wo das Unternehmen größer geworden ist, wachsen auch das Risiko und die Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern. Da gibt es Nächte, in denen ich sehr schlecht einschlafen kann und über Entscheidungen im Unternehmen nachdenke. Es hilft, mit Freunden und Kollegen darüber zu sprechen und sich anzusehen, wie andere Start-ups das gemacht haben. Man fängt mit einer neuen Idee erst mal klein an und testet, ob es funktionieren kann.

Der Klimawandel ist sicher eines der größten Risiken unserer Zeit. Es sollte viel mehr Unternehmen geben, die dagegen angehen. Aber auch die moderne Sklaverei, die Ausbeutung von Arbeitern weltweit, ist ein riesiges Problem. Hätte ich nicht schon Rebel Meat, würde ich eine Firma gründen, die sich diesem Problem widmet.

Der Sprengstoffexperte: Eine gewisse Angst sollte man nie verlieren

Andreas Waloschek ist Sprengstoffexperte der Wiener Polizei.
Foto: APA/HANS PUNZ

Keiner wusste, was in dem Kuvert war, das an diesem Tag in dem Museum landete. Man sah ein grün blinkendes Licht darin, aber der Absender konnte nicht nachvollzogen werden. Nachdem der Sprengstoffspürhund bei dem Paket positiv anzeigte, alarmierte ich die Rettung und Feuerwehr. Als der Einsatzleiter der Rettung eintraf, fragte er meinen Kollegen nach seinem Alter und seiner Blutgruppe und teilte ihm mit, dass für ihn bereits ein Bett im Krankenhaus reserviert sei. Wenn man so was hört, wird einem plötzlich klar, welchen Job man hat und wie gefährlich der sein kann.

Zum Glück ist bei dem Einsatz damals alles gutgegangen. Aber im Vorhinein weiß man nie genau, was einen erwartet, kein Einsatz ist gleich wie der andere. In meiner 13-jährigen Laufbahn als Sprengstoffexperte ist mir schon fast alles untergekommen: Fliegerbomben mit Langzeitzünder, Raketen, Briefbomben und Granaten, die man zur Sicherheit gleich vor Ort wegsprengen muss.

Das heißt nicht, dass ich keine Angst habe. Eine gewisse Angst und Respekt vor den Dingen sollte man nie verlieren. Man muss das Risiko, so gut es geht, kalkulieren, immer, wo es geht, technische Hilfsmittel verwenden und mit Kollegen über die Arbeit reden. Ein bisschen Humor ist auch nicht schlecht: In meinem Team herrscht meist eine Bombenstimmung.

Was ich merke, ist, dass die Einsatzzahlen seit Jahren steigen. Die Menschen sind sensibilisierter als früher, rufen an, wenn sie einen alleinstehenden Koffer sehen. Auch der Terrorismus macht in Österreich nicht halt. Erlebnisorientierte Einwegentschärfer, also Menschen, die eine Granate finden und damit zur Polizei laufen, brauchen wir aber nicht. Bitte lassen Sie so was liegen und verständigen Sie die Polizei. (Jakob Pallinger, Fabian Sommavilla, 2.4.2021)