Überproportional viele Häuser wurden in den 1970er-Jahren errichtet, als der Klimawandel noch fern und die Bauordnungen lasch waren. Möglichst viele sollen nun saniert werden.

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Das Sündenregister ist lang und noch nicht zu Ende geschrieben. Da gibt es immer noch Wände in Häusern, so dünn, dass man den Nachbarn beim Flüstern zuhören kann; oder Fenster, die selbst in geschlossenem Zustand für Luftaustausch sorgen. Nicht zu vergessen die vielen unisolierten Dächer, durch die im Winter die Wärme ungehindert ins Freie kann, von ineffizienten Heizsystemen, die in vielen Häusern verbaut sind, ganz zu schweigen.

Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs war es wichtig, Häuserruinen möglichst rasch wieder zusammenzuflicken. Wo es nichts mehr zu flicken gab, mussten flink neue Unterkünfte errichtet werden. Quantität ging vor Qualität, das allerdings bis weit in die 1980er-Jahre hinein.

In Zeiten des Klimawandels gibt es neue Prioritäten. Gebäude sind in Österreich nach Berechnungen des Umweltbundesamts für rund zehn Prozent der klimaschädigenden Treibhausgasemissionen verantwortlich, gleichauf mit der Landwirtschaft. Nur Verkehr (30 Prozent) sowie Energie und Industrie (44 Prozent) stoßen in Summe noch mehr CO2 aus. Dabei ließen sich durch Sanierung bis zu 60 Prozent der Emissionen einsparen.

Zuerst thermische Sanierung

Heute sind Niedrigenergiehäuser Standard. Plusenergiehäuser, die übers Jahr mehr Energie erzeugen, als ihre Bewohner verbrauchen, zeigen, wohin die Reise gehen könnte. Wenn Österreich, wie im türkis-grünen Regierungsprogramm festgehalten, bis 2040 klimaneutral werden soll, sind Milliardeninvestitionen notwendig – in die Gebäudesanierung und in den Tausch der Heizsysteme.

"Wir raten immer, zuerst thermisch zu sanieren und sich dann erst Gedanken über das passende Heizsystem zu machen", sagt Georg Trnka von der Österreichischen Energieagentur. "Erst wenn ich weiß, wie viel das Gebäude an Heizenergie braucht, kann ich das Heizsystem optimal darauf abstimmen."

In den österreichweit knapp 2,4 Millionen Gebäuden werden noch immer rund 1,5 Millionen Heizkessel mit fossiler Energie betrieben. Die rund 600.000 Ölheizungen sind ein Auslaufmodell. In Neubauten dürfen seit 2020 keine Ölkessel mehr eingebaut werden, spätestens 2035 soll der letzte Kessel gegen ein umweltfreundlicheres Heizsystem getauscht sein. Bei Gas soll der Einstieg in den Ausstieg 2025 erfolgen. Für die Aktion "Raus aus Öl und Gas" hat der Bund für zwei Jahre nun 650 Millionen Euro zur Verfügung gestellt.


1) Die Vor- und Nachteile der unterschiedlichen Heizsysteme

Heizen, das ist für viele fast ein Glaubensbekenntnis: einmal Ölheizung, immer Ölheizung. Oder eben Gas, Pellets und was sonst noch alles geht. Die ideale Heizung, passend für jeden Standort und jede Wohnung, gibt es nicht. Jeder Energieträger hat Vor- und Nachteile, ist einmal billig, dann wieder teuer (Preisschwankungen bei Öl etwa).

Gastherme oder Fernwärme gehen nur dort, wo es Anschlüsse gibt. Der eine Energieträger ist schlecht für die Umwelt (Heizöl), das andere Heizsystem gut für das Klima (Wärmepumpe). Das aber auch nur dann, wenn der benötigte Strom aus erneuerbaren Quellen stammt. Und es gibt teils große Preisunterschiede.

Fernwärme ist nur dort möglich, wo es Anschlüss gibt.
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  • Fernwärme
    Von den knapp 3,9 Millionen Heizungen, die laut Statistik Austria in Österreich laufen, wurden zuletzt 28,6 Prozent oder gut 820.000 mit Fernwärme betrieben. Was die Anschlusskosten betrifft, ist mit 4500 bis 12.000 Euro zu rechnen. Komfort und Platzersparnis zählen zu den Vorteilen: Die Fernwärme kommt gebrauchsfertig ins Haus, weder Heizkessel noch Lagerraum für Brennstoffe sind notwendig. Die Wartungskosten sind gleich null, auch die gute CO2-Bilanz beim Einsatz erneuerbarer Energien steht auf der Habenseite.
    Nachteilig ist, dass man an einen Anbieter gebunden ist und nicht zu einem günstigeren wechseln kann. Auch sind die Betriebskosten meist höher als bei konventionellen Heizungen. Kommen fossile Brennstoffe zum Einsatz, mindert das die Umweltbilanz der Fernwärme. Wärmeverlust durch lange Transportwege zum Verbraucher schmälert zudem den Wirkungsgrad.
  • Gastherme
    Die Anschaffungskosten einer klassischen Gasheizung liegen zwischen 5000 und 10.000 Euro, wobei es den Heizkessel schon um 3000 Euro gibt. Für das Drumherum sind noch ein paar Tausender zu kalkulieren. Auch hier steht der Komfort auf der Habenseite. Der Energieträger kommt per Leitung ins Haus, die Gastherme selbst benötigt wenig Platz, Vorratskammer für den Brennstoff ist keine notwendig. Anders als bei Fernwärme kann man zu günstigeren Anbietern wechseln.
    Nachteil ist, dass beim Verbrennen zwar weniger CO2 anfällt als bei Heizöl, Erdgas ist und bleibt aber ein fossiler Brennstoff. Und bei den Lieferungen ist man großteils vom Ausland abhängig.
  • Ölheizungen sind vor allem im Westen Österreichs im Einsatz, hauptsächlich auf dem Land, zum Teil schon seit Jahrzehnten. Die Robustheit beschreibt einen ersten Vorteil der Ölheizung. Der Preis des Energieträgers war auch oft ein Verkaufsargument, der kann aber auch rasch steigen.
    Kein anderer Energieträger hat zudem eine so schlechte CO2-Bilanz wie Heizöl. Nicht zuletzt deshalb ist der Einbau von Ölheizungen in Neubauten in Österreich bereits 2020 untersagt worden.
  • Holzheizungen sind ideal bei hohem Energiebedarf. Für einen Pelletskessel sind 8000 Euro anzusetzen, die Gesamtkosten können aber schnell auf bis zu 16.000 Euro klettern, wobei man allerdings diverse Bundes- und Landesförderungen gegenrechnen kann. Vorteile von Holz sind die Verfügbarkeit des Rohstoffs, die vergleichsweise geringen Preisschwankungen und die positive CO2-Bilanz.
    Nachteilig sind u. a. der große Platzbedarf und der Feinstaub, der beim Verbrennen entsteht.
  • Wärmepumpe
    Sie taugt vor allem für Einsätze in Niedrigenergiehäusern mit wenig Energiebedarf. Dort kann die Wärmepumpe ihre Vorteile optimal ausspielen. Die Investitionskosten sind allerdings vergleichsweise hoch, allein das Heizgerät kostet an die 9000 Euro. Mit Installation und Speicher ist man schnell bei 15.000 Euro (bei einer Luftwärmepumpe). Eine effizientere Tiefenbohrungswärmepumpe kostet noch um einiges mehr.


2) Wie erneuert man ein Mehrparteienhaus?

Die Sanierung eines mehrgeschoßigen Wohnbaus ist dann einfach, wenn es nur einen Eigentümer gibt.
Foto: Martin Putschögl

Die Sanierung eines mehrgeschoßigen Wohnbaus sollte eigentlich dann recht einfach sein, wenn es sich um ein reines Mietobjekt handelt, das nur einen Eigentümer hat. Dass das gut funktionieren kann, sieht man an den gemeinnützigen Bauvereinigungen, die als einziger Sektor in Österreich eine überdurchschnittliche Sanierungsrate schaffen – wobei der Durchschnitt bei unter einem Prozent des Bestands pro Jahr liegt.

Ausgesprochen schwierig wird es aber dann, wenn es sich um ein Gebäude mit Eigentumswohnungen und vielen verschiedenen Eigentümern handelt. Das Wohnungseigentumsgesetz (WEG) schreibt nämlich eine Einstimmigkeit der Eigentümer vor, wenn es um eine Sanierung geht.

Als sanierungswilliger Eigentümer schafft man dabei oft keine Mehrheit. Das musste zuletzt auch eine Genossenschaft im Fall eines Hauses in der Quellenstraße 75 in Wien-Favoriten erkennen. Das Gebäude mit 35 Wohneinheiten, einige davon seit vielen Jahren leerstehend, hat einen gründerzeitlichen Kern, jenen zur Quellenstraße hin.

Neue Fenster und Außendämmung gehören zur Sanierung.
Foto: Martin Putschögl

Der Trakt an der Querstraße wurde jedoch nach einem Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg in den Jahren 1955 bis 1957 mit Wohnbaufördermitteln von einer Genossenschaft wiederaufgebaut. Danach wurden Wohnungen abverkauft, bis zuletzt hielt die Genossenschaft aber noch 44 Prozent der Anteile.

Ab 2007 bemühte sie sich um eine Sanierung des Hauses samt Ausbau des Dachbodens, der sich im Allgemeineigentum befindet – also allen Parteien im Haus anteilig gehört. Doch es kam über all die Jahre zu keiner Einigung unter den Eigentümern.

Erst vor wenigen Tagen kaufte Bauträger Hans Jörg Ulreich der Genossenschaft ihre Anteile an dem Haus ab. Und er will die Bemühungen um eine Sanierung samt Dachausbau nun vorantreiben. "Technisch ist alles kein Problem – die Schwierigkeiten sind nur rechtlicher Natur", sagt Ulreich, der auch Bauträgersprecher in der Wirtschaftskammer ist.

Auch Lifteinbau und Umstellung des Heizsystems sind bei einer Modernisierung nötig.
Foto: Martin Putschögl

Er will nun aber mit allen anderen Eigentümern einzeln besprechen, was er tun kann, damit sie seinen Plänen zustimmen: "Das ist Überzeugungsarbeit." So ein Projekt dauere mitunter viele Jahre.

Wiederholung des Unmöglichen

Ulreich weiß, wovon er redet, denn er hat den Prozess ganz in der Nähe schon einmal erlebt: An der Hausnummer 22 hat er sich vor zehn Jahren auch in einen unsanierten Altbau eingekauft und ebenfalls als Minderheitsanteilseigner eine Topsanierung samt dreigeschoßigem Dachgeschoßausbau hinbekommen. Einziger Unterschied: Es gab dort nicht ganz so viele Eigentümer wie in der Quellenstraße 75.

Ansonsten wäre es dasselbe Spiel noch einmal: Bestandssanierung, Lifteinbau, neue Fenster, Außendämmung, Umstellung des Heizsystems; derzeit wird in den einzelnen Wohnungen mit Öl, Gas und Strom geheizt, Ulreich würde einen Anschluss an das Fernwärmenetz der Stadt als das Sinnvollste erachten. Beim Haus Quellenstraße 22 ging das recht gut, die Leitungen führten nah am Haus vorbei. "Wenn das aber nicht der Fall ist, wird es richtig teuer" – dann müsse man mit mehreren Hunderttausend Euro extra rechnen, sagt der Bauexperte.

Eine Sanierung kommt viel teurer als ein Neubau.
Foto: Martin Putschögl

Ob es in der Quellenstraße 75 auch geht, erfährt er erst. Die Alternative wäre eine Hauszentralheizung mit Gas – "mit einer neuerlichen Umstellung im Jahr 2040", denn bis zu diesem Jahr dürfen Gasheizungen noch verwendet werden.

Jedenfalls kommt so eine Sanierung viel teurer als ein Neubau auf der grünen Wiese, nämlich um etwa 50 Prozent, sagt Ulreich. Allein die Planungen kosten mindestens 100.000 Euro, die Baukosten werden dann rund 3500 Euro pro Quadratmeter betragen, für Sanierung und Dachausbau.

Er will für die Miteigentümer ein Gratissanierungskonzept ausarbeiten und ihnen auch eine Kosten- und Preisgarantie geben. "Ich nehme ihnen alle Risiken", dann sollte es klappen, meint er. Und natürlich muss er von Bund und Land alles an Förderungen abholen, was es gibt.


3) Wie saniert man ein Einfamilienhaus?

Undichte Fenster, dünne Wände, ein Heizsystem, das diesen Namen gar nicht mehr verdient. Wer das Privileg hat, ein in die Jahre gekommenes Einfamilienhaus kaufen zu können oder zu erben, steht rasch vor einer entscheidenden Frage: Abreißen und neu bauen, sanieren – oder nichts tun?

Abreißen und neu bauen, sanieren – oder nichts tun?
Foto: Karner

Aber gibt es von Expertenseite eine Handlungsanleitung dazu, wie am besten vorgegangen werden kann? Der erste Schritt sollte jedenfalls sein, die tragende Substanz prüfen zu lassen, sagt der Wiener Architekt Ernst Mrazek. Wenn diese in Ordnung ist, der Beton nicht abbröckelt, die Wände nicht voller Risse sind und kein Schimmelbefall festzustellen ist, zahle es sich jedenfalls aus, das Haus zu sanieren. Das hat gleich zwei Gründe.

Im Vergleich zum Neubau ist eine Sanierung deutlich günstiger. Ein Haus, auch wenn es 40, 50 oder gar 80 Jahre alt ist, entspreche einem Rohbau, sagt Architekt Mrazek. "Wer es behält und darauf aufbaut, kann sich bis zu ein Drittel der Errichtungskosten ersparen." Diese Ersparnis an Baumaterialien und Rohstoffen führt auch dazu, dass im Regelfall ein Neubau auch mehr Energie verbraucht und damit schädlicher für das Klima ist.

In der Praxis freilich wird oft der Neubau bevorzugt, wie Baumeister erzählen. Im Regelfall, weil Eigentümer meinen, sich nur dadurch selbst verwirklichen zu können. Wer es wagt und sich für die Sanierung entscheidet, muss drei Dinge in Angriff nehmen: Wärmedämmung, Luftdichtigkeit und ein vernünftiges Heizsystem.

Die gute Nachricht lautet, dass sich in puncto Energieverbrauch einiges erreichen lässt. "Richtig gemacht, lässt sich der Energieverbrauch eines saniertes Einfamilienhauses aus den 60er- oder 70er-Jahren auf ein Zehntel des vorigen Wertes senken", sagt Camillo Mrazek, der beim erwähnten Architekturbüro als Experte für Energiefragen tätig ist. Die schlechte Nachricht lautet: Der Spaß kostet.

Ökologie kostet

Wichtigster Baustein für die Wärmedämmung ist die Erneuerung der Fassade, dazu kommt noch eine neue Innendämmung hin zum Dach, wo bei alten Häusern typischerweise ein ganz großer Teil der Wärme entweicht. Und der Preis?

Wichtigster Baustein für die Wärmedämmung ist die Erneuerung der Fassade.
Foto: Karner

Wer mit Styropor dämmt, muss mit Kosten von 70 bis 80 Euro je Quadratmeter Außenmauer rechnen, netto wohlgemerkt, also ohne Umsatzsteuer. Bei einem typischen Haus in der Größenordnung von 200 bis 250 Quadratmeter Außenfassade, können sich Material und Arbeitszeit schon mit 20.000 Euro zu Buche schlagen. Allerdings wird Styropor aus Polystyrol-Kügelchen hergestellt, welche auf Basis von Erdöl produziert werden.

Wer es ökologischer angehen will, kann auf Hanf, Kork oder Zellulose als natürliche Dämmstoffe setzen, hier schlagen aber je Quadratmeter nicht 80, sondern 140 Euro zu Buche. Vorteil dieser natürlichen Stoffe ist, dass sie CO2-neutral sind: Was der Baum an Sauerstoff erzeugt, wird später bei der Herstellung verbraucht. "Eine Faustregel beim Bauen ist, dass Ökologie kostet", sagt Camillo Mrazek.

Für neue Fenster ist überschlagsmäßig mit 400 Euro je Quadratmeter zu rechnen, mit dem Einbau ist man auch hier recht rasch bei 20.000 Euro für ein mittelgroßes Einfamilienhaus angelangt. Dazu kommt noch die Innendämmung beim Dach mit einem Kostenpunkt von rund 30 Euro je Quadratmeter. Nicht einbezogen in diese Rechnung ist die Erneuerung des Heizsystems, wo es ebenfalls ein breites Spektrum an Möglichkeiten gibt. Ein neues Heizsystem bedeutet oft, Leitungen neu legen zu müssen, was wieder einen Rattenschwanz an Ausgaben bedeutet.

Wer sich von diesen Zahlenbeispielen nicht abschrecken lässt, kann auf Zuschüsse setzen. Allein der Bund förderte Sanierung bei Einfamilien- und Reihenhäusern im vergangenen Jahr in Höhe von 28,5 Millionen Euro, heißt es aus dem Klimaschutzministerium. Mehr als 8000 Projekte wurden genehmigt. Dazu kommen noch Zuschüsse der Länder.

Aber Vorsicht: Die Regeln sind selbst für Insider unverständlich, ohne (teure) Profis geht nichts. Wer bei der Förderhotline in Niederösterreich anruft und sich erkundigt, bekommt schon mal zu hören, dass selbst die Fachleute, die dort 40 Jahre arbeiten, nicht alle Regeln verstehen.


4) Was muss man beim Thermentausch beachten?

Es gibt zwei große Themen, die den Markt der Heizkessel gerade antreiben. Zum einen ist das der von der Bundesregierung angestrebte Ausstieg aus den Ölheizungen. Diese werden so gut wie gar nicht mehr nachgefragt. Zum Zweiten investieren jene, die es sich leisten können, das Urlaubsgeld von vergangenem und diesem Jahr lieber ins Eigenheim, als ihm auf der Bank beim Dahinschmelzen zuzusehen. Da steht dann manchmal auch der Kesseltausch auf dem Plan.

In Mehrparteienhäusern schränkt meist der Kamin die Auswahl dramatisch ein. Sind mehrere Heizwertgasthermen an einen Kamin angeschlossen, wird man kaum eine moderne Brennwerttherme installieren können. Letztere hat eine deutlich niedrigere Abgastemperatur, die durch ein Kunststoffrohr abgeführt wird. Heizt aber das Abgas der anderen, alten Thermen den Kamin zu sehr auf, könnte das Abgasrohr schmelzen.

Entscheidend ist auch, woher eine solche Gastherme die Frischluft zieht. Moderne Anlagen holen sich diese nicht mehr aus dem Raum, sondern aus dem Kamin. Verwendet man dann eine Klimaanlage, kann es passieren, dass Luft aus dem Kamin in den Raum gesaugt wird. Die Folgeunfälle kennen wir aus den Sommermonaten.

Im Eigenheim ist die Sache einfacher. Wer da von Öl auf Gas umsteigt, muss weniger beachten – da kann das Kunststoffrohr meist problemlos im bestehenden Kamin verlegt werden. Führt man durch den gleichen Kamin allerdings auch das Abgas eines Holz- oder Kachelofens, geht das natürlich nicht.

Vorlauftemperatur

Auf dem Land ist die Nachfrage nach Gasanlagen gering. Lediglich wenn ein Anschluss vorhanden ist, gibt es diesbezüglich Interesse – und auch die Hoffnung, dass fossiles Erdgas in den Leitungen immer stärker durch grünen Wasserstoff ersetzt wird. Großer Gewinner sind die Biomassekessel, also Pellets- oder Stückholzheizungen – vor allem in Häusern, die schon mit Heizkörpern ausgestattet sind. Diese brauchen hohe Vorlauftemperaturen, die Wärmepumpen permanent auf Anschlag laufen lassen würden.

Wärmepumpen eignen sich vor allem für Niedertemperaturanlagen wie etwa eine Fußbodenheizung. Die Umrüstung von Heizkörpern auf Fußbodenheizung wird man aber, wenn man nicht ohnedies generalsaniert, eher scheuen. Eine Alternative sind da Niedertemperaturheizkörper. Sie ersetzen die alten Heizkörper, brauchen weniger heißes Wasser, dafür aber einen Stromanschluss für den integrierten Lüfter.

Die Umrüstung auf eine Wärmepumpe ist deutlich kostenintensiver als der Wechsel zu einer Biomasseheizung – kann aber gerade in Verbindung mit einer Photovoltaikanlage reizvoll sein, wenn man den Strom, welchen die Anlage braucht, ganz oder zum Teil selbst erzeugt.

Mit einer Photovoltaikanlage kann man auch ganz einfach Warmwasser erzeugen. Heizstäbe, die lediglich überschüssigen Strom zur Warmwasseraufbereitung verwenden, kosten zwischen 500 und 1500 Euro – sind dafür aber nicht die effizienteste Lösung zur Warmwasseraufbereitung. (Martin Putschögl, Günther Strobl, András Szigetvari, Guido Gluschitsch, 3.4.2021)