Jahrzehntelang galten Wildkatzen in Österreich als ausgestorben, doch in jüngster Zeit kommt es immer häufiger zu Nachweisen – vor allem in Niederösterreich. Im Nationalpark Thayatal konnten die scheuen Tiere seit Jahresbeginn mehrfach mithilfe von Fotofallenbildern nachgewiesen werden, auch in der 75 Kilometer weit entfernten Wachau kam es zu Sichtungen. Forscher haben nun die Wanderrouten der Vierbeiner zwischen dem Thayatal und der Wachau analysiert.

In die Fotofalle getappt: Eine Wildkatze im Thayatal.
Foto: APA/NATIONALPARK THAYATAL

Die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) lebt vorwiegend in Laub- und Mischwäldern, möglichst fern von Menschen. Die nachtaktiven, einzelgängerischen Vierbeiner sind Menschen gegenüber extrem scheu. Seit Herbst 2020 fanden Biologen im Thayatal im Rahmen des österreichisch-tschechischen Interreg-Projektes "Connecting Nature AT-CZ" jedoch zunehmend Hinweise auf Wildkatzen.

"Einem Fotofallenbild aus dem Nationalpark-Umfeld im November folgten mehrere Aufnahmen im Jänner, Februar und März 2021. Aufgrund ihrer charakteristischen Zeichnung am Rücken waren die Tiere eindeutig als Wildkatzen zu bestimmen", sagte Christian Übl, Direktor des Nationalparks Thayatal. Genetische Analyse der Haarproben bestätigten das Ergebnis. "Es ist das erste Mal, dass wir die Wildkatze in so regelmäßigen Abständen nachweisen konnten", sagte Übl.

Felis silvestris ist etwas größer und kräftiger als die Hauskatze.
Foto: APA/NATIONALPARK THAYATAL

Wildkatzen auf Wanderschaft

In den vergangenen Jahren gab es auch immer wieder Hinweise auf Wildkatzen in der Wachau. Jüngste Untersuchungen lassen darauf schließen, dass sich dort mindestens fünf Individuen angesiedelt haben. Forscher untersuchen nun die Waldkorridore zwischen der Wachau und dem Thayatal, um mögliche Wanderrouten der Tiere zwischen den Regionen zu identifizieren. "Die scheuen Katzen wandern gerne verborgen im Schutz der Wälder. Der Wald bietet ausreichend Versteckmöglichkeiten und es gibt genügend Bäume, auf die sie bei Gefahr flüchten können. Große offene Flächen meidet die Wildkatze, ebenso menschliche Siedlungen. Stark frequentierte Straßen stellen ebenso eine Barriere dar, wie breite Flüsse wie zum Beispiel die Donau", sagte der Wildbiologe Horst Leitner.

Seit 1989 galten die Tiere in Österreich als ausgestorben. Nun sind sie wieder da.
Foto: APA/NATIONALPARK THAYATAL

Schutz für die Rückkehrer

Mithilfe einer Rechenmodells wurden Korridore ausgewiesen, die ideale Wanderrouten für Tiere darstellen könnten. Andere Wildtierarten wie Rotwild oder Dachse nutzen diese Waldverbindungen ebenfalls. An fünf Standorten entlang der Waldkorridore im Waldviertel sowie an drei weiteren im Weinviertel führen Freiwillige Untersuchungen mit Baldrian-Lockstöcken durch, um mögliche Wanderbewegungen der Wildkatzen nachzuweisen.

Die Ergebnisse stehen noch aus, die Forscher hoffen jedoch, eine Verbindung zwischen den Wildkatzenpopulation in der Wachau und dem Thayatal herstellen zu können. Denn je mehr Informationen über die scheuen Katzen vorliegen, desto aussichtsreicher sind Projekte zu ihrem Schutz. (red, APA, 2.4.2021)