Kein Scherz: Der Geist von SCO ist zurück.

Grafik: SCO

So manchem, der heutzutage Linux benutzt, mag der Name SCO nicht mehr geläufig sein. Anfang der 2000er Jahre war die Firma aber so etwas wie der Erzfeind der Open-Source-Welt. War der ehemalige Unix-Hersteller doch mit der Behauptung angetreten, dass Linux widerrechtlich Code aus Unix kopiert hat, und entsprechend alle Anbieter des Open-Source-Betriebssystems zu Lizenzzahlungen verpflichtet seien. Allen voran IBM, das man in einem aufsehenerregenden Prozess als Hauptfeind auserkoren hatte.

Lange Geschichte

So viel Aufregung SCO mit diesen Behauptungen zunächst verursacht hatte, so einseitig war das folgende Verfahren. Auf einen Rückschlag für SCO folgte der nächste. In der öffentlichen Wahrnehmung stand man ohnehin schon schlecht da, ein indirektes Investment von Microsoft verstärkte dann noch einmal den Eindruck, dass es sich dabei in Wirklichkeit um eine schlecht getarnte Anti-Linux-Kampagne handelte. Trotzdem dauerte es bis zum Jahr 2016, bis die letzten Reste des Verfahrens abgehandelt waren.

Zombie

Damit sollte das Thema eigentlich endgültig abgehakt sein. Das nahmen zumindest bisher alle an, denn nun tritt eine Art SCO-Zombie auf die Bühne, wie ZDNet berichtet: Die Firma Xinuos hat eine neue Klage gegen IBM eingereicht, die verblüffende Ähnlichkeiten zum einstigen Verfahren aufweist. Auch hier ist wieder die Rede vom Diebstahl geistigen Eigentums.

Garniert wird all das mit dem Vorwurf illegaler Absprache zwischen IBM und Red Hat. Die beiden hätten sich vor Jahren darauf geeinigt, den Markt untereinander aufzuteilen und andere Angebote wie FreeBSD zu vernichten. Nur um dann nach vollbrachtem Werk zusammenzugehen. Tatsächlich ist Red Hat mittlerweile Teil von IBM, andere Beweise für diese Behauptung legt Xinuos bislang aber nicht vor. Auf den Umstand, dass es im Markt noch zahlreiche andere kommerzielle Linux-Angebote gibt – etwa von SUSE oder Ubuntu – geht die Unix-Firma ebenfalls nicht ein. Neu sind zumindest die Vorwürfe, dass IBM auch beim eigenen Unix AIX SCO-Code kopiert haben soll.

Reaktion

Bei IBM gibt man sich angesichts dieser Vorwürfe gelassen: Xinuos wiederhole altbekannte und eindeutig widerlegte Behauptungen. Der Kläger habe zudem keinerlei Belege für all die Anschuldigungen geliefert. Das hält Xinuos nicht davon ab, wahrlich große Forderungen zu stellen, unter anderem die Rückgängigmachung des IBM / Red Hat-Deals.

Hintergrund

Dass es jetzt zur Klage kommt, dürfte der aktuellen Situation von Xinuos geschuldet sein: Für die eigene Software, darunter ein auf FreeBSD basierendes Server-Produkt, findet man kaum mehr Abnehmer. Also greift man nun auf die im Jahr 2011 aus der Konkursmasse erworbenen SCO-Rechte zurück. Damit vollzieht Xinuos übrigens auch eine komplette Kehrtwende. Noch vor einigen Jahren betonte Firmenchef Sean Snyder, dass man nicht SCO sei, und keinerlei Interesse an einer Klage hege. (apo, 4.4.2021)