Wenn über neue Smartphones berichtet wird, dann sind es zumeist die sogenannten "Flaggschiffe", die im medialen Fokus stehen. Sie bringen die schnellsten Prozessoren, die neuesten Gehäusematerialien und nicht zuletzt die am besten ausgestatteten Kameramodule mit. Doch die Featureflut hat ihren Preis – und der liegt oftmals bei 700 Euro und mehr.

Nicht gerade wenig Geld und darum dürfte es auch nicht verwundern, dass es nicht die Top-Handys sind, die eigentlich die Verkaufscharts dominieren. Das gilt auch für das größte Unternehmen im Android-Segment, nämlich Samsung. Laut Marktbeobachtern wie Strategy Analytics sind es nicht etwa Geräte wie das S21 oder Note 20, die am stärksten nachgefragt sind, sondern die Mittelklasse. Das Galaxy A50 war das meistverkaufte Smartphone des Konzerns im Jahr 2019. Und im ersten Quartal des Vorjahres rangierte dessen Nachfolger, A51, überhaupt an der Spitze des Android-Marktes.

Die höchst erfolgreiche Serie hat mit dem A52 kürzlich einen Nachfolger spendiert bekommen. DER STANDARD hat sich im Test angesehen, was das Handy um 350 Euro so zu bieten hat.

Foto: DER STANDARD/Pichler

Basishardware, Display, Gehäuse

Für jemanden, der sich sonst hauptsächlich mit Highend-Smartphones beschäftigt, ist ein bisschen "Erwartungsmanagement" angesagt. Das zeigt schon ein Blick ins Specsheet des Gerätes. Statt des Snapdragon 888, der in Geräten wie dem OnePlus 9 steckt, findet sich hier der Snapdragon 720G, der schon in Benchmarks ganz klar nicht der gleichen Liga spielt. Er kommt in Benchmarks – egal ob auf Prozessor- oder Grafikleistung auf die Werte der Flaggschiffe von vor 3 bis 4 Jahren. Beigestellt sind ihm, je nach Variante 4 bis 8 GB RAM. Dazu gibt es 128 oder 256 GB Onboardspeicher. Getestet wurde die Ausführung mit 6/128 GB Ausführung. Die Alltagserfahrung sollte sich aber speziell zwischen der 6- und 8-GB-Ausführung nicht wahrnehmbar unterscheiden.

Die Vorderseite schmückt ein 6,5-Zoll-AMOLED-Display (2400 x 1080 Pixel), das wenig Wünsche offen lässt. Es liefert starke Kontraste und Farbdarstellung sowie hohe Helligkeit (nominell bis 800 nits). Dazu können bis zu 90 Bilder pro Sekunde angezeigt werden. Der darunter angebrachte Fingerabdruckscanner funktioniert flott und zuverlässig. Einziger Kritikpunkt: In manchen Situationen spiegelt der Bildschirm unter Sonnenlicht etwas zu stark.

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Beim Gehäuse setzt Samsung auf einen glänzenden Kunststoffrahmen und eine matte Rückseite, ebenfalls aus Kunststoff. Das Gesamtkunstwerk wirkt robust und zeigt sich angenehm resistent gegen (sichtbare) Fingerabdruckschlieren. Das Handy kommt auf Maße von 159,9 x 75,1 x 8,4mm und rund 190 Gramm Gewicht. Damit ist es mittelmäßig handlich, einhändige Bedienung ist angesichts der Displayabmessungen aber ohnehin kein allzu praktikables Szenario. Pluspunkte sammelt das Handy mit seiner IP67-Zertifizierung, die ihm attestiert mindestens 30 Minuten bei einer Süßwassertiefe von einem Meter gegen das Eindringen von Dihydrogenmonoxid geschützt zu sein.

Weitere Specs

Konnektivität gibt es in Form von LTE, Wifi 5 (802.11ac), Bluetooth 5.0 und NFC, hier liegt der Mittelklässler also hinter Highendmodellen, die üblicherweise bereits Wifi 6 und Bluetooth 5.2 unterstützen, was in praktischer Hinsicht allerdings derzeit noch keine Rolle spielt. Das Testgerät kam mit DualSIM-Support, wobei einer der Kartenslots sich auch alternativ mit einer microSD-Karte zwecks Speichererweiterung bestücken lässt.

Neben dem USB-Datenanschluss hat Samsung außerdem auch einen klassischen Audio-Klinkenstecker untergebracht. Der Akku bringt nominell ordentliche 4500 mAh an Kapazität mit und kann mit bis zu 25 Watt schnellgeladen werden. Nicht ins Portfolio integriert ist allerdings Wireless Charing. Vorinstalliert ist Android 11 in der Geschmacksrichtung One UI 3.1.

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Die Lautsprecher des A52 geben Stereosound aus. Die Kamera bringt ein Quartett an Sensoren mit. Die Hauptlast trägt ein optisch stabilisiertes 64-Megapixel-Weitwinkelmodul, dazu kommen ein 12-MP-Ultraweitsensor, eine 5-MP-Makrokamera sowie ein Tiefensensor mit 5 MP, der allerdings nur unterstützend tätig ist. Die Frontkamera liefert Selfies mit bis zu großzügigen 32 MP.

Performance und Software

Wie übersetzt sich die Ausstattung in die Praxis? Was die Performance betrifft, dann in fast allen Belangen gut. Apps starten flott, auch die Navigation durch das System ist recht zackig. Der Leistungskompromiss wird erst beim Spielen spürbar. Games wie das grafisch aufwändige Asphalt 9 sind standardmäßig auf "mittlere" Grafikqualität eingestellt. Das Rennspiel läuft damit durchgehend flüssig, mit ganz seltenen, minimalen Hängern. Stellt man auf "hohe" Einstellungen um, sinkt die Bildwiederholrate merklich, das Game bleibt aber weiterhin flüssig spielbar. Besagte Hänger treten jedoch öfter auf und sind stärker wahrnehmbar. Mit Spielen, die geringere grafische Ansprüche stellen, kommt die Hardware problemlos klar.

Einen positiven Eindruck hinterlässt auch Samsungs One UI, auch wenn eine Reihe von Apps bereits ohne Nutzermitsprache vorinstalliert werden. Neben dem eigenen Galaxy Store und Galaxy Shop – ersterer ist ein Appstore, zweiterer dient zum Verkauf von Samsungs Hardware – wären da etwa Netflix und vier Microsoft-Programme. Nach der Inbetriebnahme des A52 war auch gleich ein Systemupdate abrufbar, mit dem das Handy der Android-Sicherheitpatch von April spendiert wurde.

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Wenngleich die Oberfläche stark angepasst wurde, findet man sich flott zurecht. Manche Entscheidungen sind allerdings nicht nachvollziehbar. Beispielsweise ist der "Zurück"-Button in der Navigationsleiste standardmäßig rechts zu finden, was weder der üblichen Android-Anordnung, noch dem Layout der meisten anderen Hersteller entspricht. Und in der Kamera-App sind wichtige Modi wie der Nachtmodus nicht standardmäßig über das Auswahl-Scrollmenü zugänglich, sondern erst über ein Untermenü. Beides lässt sich aber dankenswerterweise anpassen.

Kamera

Womit es auch schon Zeit ist, über die Kamera zu sprechen. Egal unter welchen Bedingungen, auf den ersten Blick sehen die Fotos so aus, als könnten sie mit einem wesentlich teureren Highend-Smartphone aufgenommen worden sein. Farben sehen realistisch aus, auch bei der Belichtung machen sie eine gute Figur.

Der Teufel steckt aber, durchaus auch wortwörtlich, im Detail. Und weil das tolle Display prinzipiell fast alles gut aussehen lässt, fällt er erst einmal auch nicht auf. Genauere Betrachtung legt aber die Defizite offen. Teilweise fallen Aufnahmen eine Spur zu dunkel aus. Die größten Schwächen bestehen allerdings in einer teils zu aggressiven Nachschärfung und – damit oft zusammenhängend – dem Tod kleiner Details, mit Ausnahme des Makromodus. Blüten und Blätter auf weiter entfernten Bäumen werden etwa nicht selten zu einer musterhaften Masse und auch so manche Wandtextur wird in Mitleidenschaft gezogen. Je schlechter die Lichtbedingungen sind, desto stärker wird das Phänomen. Auch in Zoom-Fotos – angeboten wird optischer Zweifach-Zoom – stechen sie stärker heraus.

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Diese Kritik sollte man allerdings in ein gerechtes Verhältnis stellen. Zum Einen ist die Kamera derzeit schlichtweg DAS große Alleinstellungsmerkmal, mit dem sich die Highendsmartphones von günstigeren Modellen abheben sollen. Zum Anderen sind die Fotos trotz der genannten Kritikpunkte immer noch absolut herzeigbar und zum Beispiel für Social Media oder Postkarten absolut brauchbar.

Auch der Nachtmodus ist für ein 350-Euro-Handy präsentabel. Egal ob in einem Raum mit nur schwachem Hintergrundlicht eines PC-Monitors oder auf der Straße, gehüllt in städtische Beleuchtung, können die Fotos sich sehen lassen. Abgesehen von etwas stärkerem Detailverlust und Problemen mit stärkerem Gegenlicht steht das A52 Geräten um 100 bis 200 Euro mehr bei dieser Aufgabe um kaum etwas nach.

Die Selfiekamera ist hinsichtlich der Farbwiedergabe bei schlechterem Wetter etwas auf der blassen Seite, bietet darüber hinaus aber gute Bildqualität. Die Porträtfunktion erweist sich jedoch bei der Unterscheidung zwischen Vor- und Hintergrund als "hit and miss", sprich: nicht übermäßig zuverlässig. Hier kann hoffentlich per Softwareupdate nachgebessert werden.

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Akustik und Akku

Akustisch liefert das Handy eine solide Performance. Über die Lautsprecher des Telefons driftet zu laut geschaltene Musik etwas ins Blecherne ab. Darunter ist der Klang, für ein Handy, okay und die Stereowiedergabe ein willkommener Bonus. Bei Telefongesprächen ist man selbst beim Gegenüber sehr gut verständlich. Die Geräuschunterdrückung lässt aber hin und wieder mehr Hintergrundlärm durch, als sie sollte. Der störende Einfluss auf Konversationen ist aber gering. Der Gesprächspartner ist über den Ohrhörer ebenfalls gut zu verstehen.

Womit am Ende noch die Akkulaufzeit zu beleuchten bleibt. Und da gibt es gute Neuigkeiten: Trotz einiger Last im Laufe des Tests gibt das Samsung A52 keinen Grund zur Beunruhigung. Man kommt auch bei stärkerer Nutzung gut und mit Reserven durch den Tag. Dank 25-Watt-Quickcharging ist das Telefon auch flott wieder für längere Einsätze.

Hinweis

Es gibt auch ein A52 5G-Modell, das für 50 bis 100 Euro mehr über einen geringfügig flotteren Prozessor sowie Unterstützung für den neuesten Mobilfunkstandard mitbringt und auch einen 120 Hz-Displaymodus anbietet. Darüber hinaus ist die Hardware laut Specsheet ident.

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Fazit

Das Samsung Galaxy A52 ist ein Statement für den Fortschritt der Mittelklassehandys in den vergangenen Jahren. Diese haben zwar den Preissprung der Topgeräte zum Teil mitgemacht, sind aber in vielen Bereichen massiv aufgerüstet worden. Ja, der Prozessor ist schwächer, das Gehäuse aus Kunststoff statt Metall und auch Wireless Charging fehlt, doch im Alltag vieler Nutzer sind das Kompromisse, die keinen merkbaren Unterschied machen.

Kunststoff als Gehäusematerial mag zwar weniger "wertig" wirken, in Sachen Temperaturentwicklung und Widerstandsfähigkeit ist es aber tendenziell sogar vorteilhaft. Hinzu kommen Features wie microSD-Support oder die Audioklinke, die den Smartphones um 700 Euro und mehr oft abgehen.

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Wer also nicht unbedingt aufwändigere Games auf seinem Handy spielen will, für den bleibt im Prinzip nur die Kamera als das wesentliche Unterscheidungsmerkmal. Hier fällt das A52 dann bei genauerem Hinsehen doch merkbar hinter die Flaggschiffe zurück, gerade wenn es um die Detailtreue geht – ohne dabei zu enttäuschen.

Das Gerät zeigt, dass das vielleicht auch heuer meistverkaufte Android-Handy durchaus etwas anzubieten hat und mit intelligenten Kompromissen aufwartet. Die Konkurrenz schläft aber nicht, so ist beispielsweise Xiaomi mit seiner Redmi-Reihe Samsung dicht auf den Fersen. Und auch andere Anbieter rüsten ihre Smartphones der mittleren Preisklasse stetig auf, um sich einen größeren Kuchen dieses stark umkämpften Marktes zu sichern. (Georg Pichler, 5.4.2021)

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