Ein Bild aus besseren Zeiten: Das LG G4.

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Ein einstiger, wichtiger Player zieht sich aus dem Smartphonemarkt zurück. Der koreanische Elektronikkonzern LG hat offiziell bestätigt, dass er seine Mobile-Abteilung schließen wird. Diesem Schritt vorangegangen waren Spekulationen über das Aus, die sich vergangene Woche intensivierten.

Ganz überraschend kommt die Entscheidung nicht. Die Handysparte, einst eine recht erfolgreiche Unternehmung, war seit geraumer Zeit ein Sorgenkind. Seit Jahren belastet sie das Budget des Konzern und trotz verschiedener Versuchen, dagegen zu steuern, ging die Nachfrage nach den eigenen Mobiltelefonen speziell außerhalb Südkoreas massiv zurück.

Einstige Fixgröße

Immer wieder streute LG zwar Modelle ein, die gute Wertungen in Testartikeln erhielten und preislich konkurrenzfähig waren, doch insgesamt lieferte man in den letzten Jahren deutlich mehr "Miss" als "Hit". Experimente, wie zuletzt das LG Wing, zeigten, dass weiterhin Willen zur Innovation vorhanden war, am Massenmarkt war man da aber schon längst vom ebenfalls koreanischen Branchenriesen Samsung und starker chinesischer Konkurrenz wie Xiaomi oder den Herstellern unter dem Dach von BBK Electronics (Oppo, Oneplus, Realme, Vivo) verdrängt worden.

In den Android-Markt war LG einst mit dem Modell GW620, vulgo LG Eve bzw. Intouch Max im Jahr 2009. Es folgte die "Optimus"-Reihe, ehe die Glanzzeit mit der G-Serie begann. Speziell das LG G2, G3 und G4 gelten als drei der erfolgreichsten Smartphones des Konzerns. 2012 arbeitete der Hersteller zudem auch zwei Mal mit Google zusammen, um das Nexus 4 und drei Jahre später das Nexus 5X umzusetzen.

Tiefer Fall

Mit dem G5 versuchte man sich an einem modularen Konzept, das man allerdings nach einem Jahr bereits wieder begrub. Aus der G-Serie sollte schließlich die V-Reihe werden, der in den letzten Jahren außerdem zur Betonung des KI-Fokus ein "ThinQ" nachgestellt wurde.

Strategische Fehler, wenig sichtbares Marketing, mangelnde Konkurrenzfähigkeit in verschiedenen technischen Aspekten bei nicht kompetitiven Preisen und eher holprigem Softwaresupport taten langsam ihr Werk dabei, den Hersteller langsam von einer etablierten Größe ins Niemandsland abzudrängen, in das zuvor schon HTC abgerutscht war. Selbst am eigenen Heimatmarkt lag der Marktanteil zuletzt nur noch bei etwa 10 Prozent.

Softwaresupport

Apropos Softwaresupport: Die schnelleren Updates, die man durch die Einrichtung einer neuen Entwicklungsbteilung versprochen hatte, hatten sich auch nicht materialisiert. Für bestehende Geräte will man jedenfalls weiter Updates liefern, manche könnten auch ein Update auf Android 12 erhalten. Genaueres dazu verrät man allerdings nicht.

Die Dauer des Supports werde sich von Markt zu Markt unterscheiden, heißt es seitens LG. Der Konzern will sich nun auf seine "Wachstumsbereiche", namentlich Elektroautos, Internet of Things und das B2B-Geschäft fokussieren. Zuvor hatte man versucht, das Handygeschäft an die vietnamesische Vingroup zu verkaufen, die Gespräche scheiterten jedoch. Die Abwicklung soll bis Ende Juli abgeschlossen werden. (gpi, 5.4.2021)

Update, 12:45 Uhr: Ergänzung bzgl. Dauer der geplanten Abwicklung und Marktanteil in Korea sowie Korrektur bzgl. LG G4/G5.