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Der Hang des Menschen zu allzu Unmenschlichem ist durch Corona nicht gerade gemindert worden. Unter gewaltigem Druck entstehen aus Kohlenstoff bekanntlich Diamanten, aus Menschen entstehen unter Druck Helden und Widerlinge. Die Helden sind forever, die Widerlinge nicht. In ausgleichender Gerechtigkeit gibt es aber wesentlich mehr Widerlinge als Helden. Sozial distanziert mehrt sich der Zugriff auf Social Media, aber auch die asoziale Annäherung an Corona. Das reicht von den Forderungen, endlich die gute alte Tradition des Gerontozids wiederzubeleben, um die Frühlingssonne ungelockdownt genießen zu können, bis zu neu aufflackerndem Hass auf Minderheiten mit Sündenbockeignung.

Blümchen und Bienchen

Auch ein grundvernünftig klingender Vorschlag: in Scharen Licht und Luft zu genießen, Blümchen und Bienchen seien doch Heilmittel genug. Tanzt auf dem Vulkan, böse Viren singen keine Lieder! Jeder Interventionsversuch bei Anhängern der vorgestellten Theorien endet verlässlich im Verlassen der Diskussionszone Richtung Bluatwies'n. Ob der Bienchen-Zugang auch nach erfolgter Ansteckung und Verschlechterung des Zustands jenem der Intensivmedizin vorgezogen werden würde, steht noch in Tierdärmen und lässt sich aus Vogelflug ablesen. Vielleicht. Was sich aber jedenfalls ablesen lässt: Viele haben verlernt, solidarisch zu sein. Es treffe ja nur die Schwachen und Alten. (Julya Rabinowich, 5.4.2021)