Übers Osterwochenende neuer ÖJC-Präsident: Hademar "Hadschi" Bankhofer, Redakteur beim ORF Wien und schon bisher im ÖJC-Vorstand.

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Es dauerte 33 Jahre und endete dann ganz plötzlich: Fred Turnheim, 71 und seit 1988 Präsident des Österreichischen Journalistenclubs ÖJC, trat nach STANDARD-Informationen am Wochenende zurück. Wie schon einige Entwicklungen und Verwerfungen bei der Journalistenvereinigung hat auch diese mit dem Claus-Gatterer-Preis zu tun. Schneller als geplant wurde am Osterwochenende Hademar "Hadschi" Bankhofer, Redakteur beim ORF Wien und schon bisher im ÖJC-Vorstand, zum neuen ÖJC-Präsidenten bestellt.

Doch gleich zurückgetreten

Noch am Ostersonntag ließ der alte Club-Präsident per Aussendung wissen: Bankhofer (50) werde mit 1. Juni neues Oberhaupt der Journalistenvereinigung. Am selben Tag soll Turnheim aber seine Funktion doch gleich zurückgelegt haben. Der Vorstand bestellte dann eilends nach STANDARD-Infos gleich Bankhofer.

Den Anlass für die turbulente Entwicklung am Osterwochende dürfte wieder einmal der Claus-Gatterer-Preis gewesen sein, benannt nach dem aus Südtirol stammenden, sozialkritischen ORF-Journalisten. Seit der Tiroler Blogger Markus Wilhelm den Gatterer-Preis 2019 abgelehnt hat und über Details der Verrechnung durch den ÖCJ berichtete, haben sich Sponsoren zurückgezogen und fast 30 ehemalige Preisträger wie Armin Wolf und Peter Resetarits haben den ÖJC öffentlich aufgefordert, den Preis in andere Hände zu geben. Turnheim hat als ÖJC-Präsident die Marke ""PROF. CLAUS GATTERER-PREIS"* schützen lassen.

Anwaltsschreiben wegen Preis im Gedenken an Gatterer

Der Wiener Presseclub Concordia vergibt nun wie berichtet mit der Bozner MIchael-Gaismair-Gesellschaft und Gatterers Geburtsgemeinde Sexten einen neuen Journalismuspreis "im Gedenken" an Gatterer. 60 Vorschläge sollen eingelangt sein, vor dem Sommer soll die prominentest besetzte Jury über den oder die erste Preisträgerin entscheiden. Die Formulierung mit dem "Gedenken" ist juristisch geprüft und nach Ansicht der Concordia abgesichert.

ÖJC-Anwalt Albrecht Haller hat laut einem Bericht des Südtiroler Mediums "Salto" der Gemeinde Sexten und die Gaismair-Gesellschaft brieflich mit rechtlichen Schritten wegen "Markenrechtsverletzung" gedroht. Salto berichtete vorige Woche von "einer Klagedrohung des ÖJC wegen 'Markenverletzung'" und von einem "'gütlichen, schnellen und kostengünstigen' Vergleichsangebot": für 1.478,34 Euro und die Löschung einer Erwähnung auf der Homepage lasse man die Sache auf sich beruhen.

Anwalt sieht "wesentliche Unwahrheiten"

Anwalt Haller meldete sich am Ostermontag zur ersten Version dieses Berichts, der "wesentliche Unwahrheiten" enthalte. Er wies auf die falsch zitierte Wort-Bild-Marke zum Gatterer-Preis hin und erklärte, er "habe ich noch nie jemanden abgemahnt, weil er einen Journalismuspreis 'im Gedenken' an irgendjemanden auslobt oder sonst ein geschütztes Zeichen nicht-kennzeichenmäßig benutzt". Über den Gegenstand der Abmahnung machte er keine näheren Angaben unter Berufung auf seine berufsmäßige Verschwiegenheitspflicht.

"Ich will Versöhnung"

Freitag bat DER STANDARD Turnheim um Stellungnahme zu dem Bericht beziehungsweise dem Anwaltsschreiben. Turnheim meldete sich nicht, dafür Hadschi Bankhofer in Absprache mit Turnheim, wie er betonte. Er werde im Juni – so sei es jedenfalls geplant – die Präsidentenfunktion von Turnheim übernehmen. Er verfolge eine andere Linie, ließ er wissen, noch ohne die Anwaltsschreiben konkret zu kommentieren – und wie sie bis zu seiner Bestellung durch den Vorstand weiter verfolgt würden.

Am Ostersonntag versandte der ÖJC dann die OTS, Bankhofer übernehme ab Juni die Funktion des Präsidenten, Turnheim gehe aus Altersgründen in Pension.

In der Aussendung erklärt Bankhofer: "Ich will Versöhnung. Ich habe höchsten Respekt vor Claus Gatterer, vor der Concordia und vor der Gemeinde Sexten – und auch vor dem langjährigen Präsidenten Prof. Fred Turnheim – aber jetzt muss sich was ändern. Es geht nicht, dass Journalistenvereinigungen gegen Journalistenclubs arbeitet – das tut mir im Herzen weh!"

"Rasch aus der Welt schaffen"

Bankhofer: "Wir müssen zusammen arbeiten, nicht gegeneinander. Wenn in den vergangenen Jahren Streits entstanden sind und Unstimmigkeiten zu Klagsandrohungen und Enttäuschungen geführt haben, dann will ich als neuer Präsident all das rasch und klar aus der Welt schaffen. Ich werde ab Juni alle Betroffenen ins Büro des ÖJC zu Gesprächen einladen. Ich will einen glasklaren Club, der nichts verbirgt und gemeinsam mit der Concordia die Welt der Medien ein bisschen lichtvoller macht. Dazu lade ich alle herzlich ein."

Den ÖCJ bezeichnet Bankhofer in der Aussendung als "größten Club des Landes". (fid, 5.4.2021)