Nicht zum ersten Mal in den Steuerschlagzeilen: Nike.

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Für die digitale Plattform Zoom hätte es in der Pandemie nicht besser laufen können. Weil Geschäftstreffen und Vorlesungen massenhaft ins Internet verlegt worden sind, hat der Videodienstanbieter das beste Jahr seiner Geschichte hinter sich. Zoom konnte seine Gewinne im abgelaufenen Finanzjahr um 3.200 Prozent steigern. Auf 670 Millionen US-Dollar summierte sich der Vorsteuergewinn. Ebenso bemerkenswert: Der Konzern geht nach eigenen Angaben davon aus, dass er keinen Cent an Gewinnsteuern dafür bezahlen wird.

Diese Ankündigung des Unternehmens in einem Telefongespräch mit Investoren hat eine in den USA ohnehin tobende Debatte darüber, wie die Konzernbesteuerung reformiert gehört, noch einmal befeuert.

Gewinne sprudeln

Die Zutaten zu dieser Debatte: Trotz der Pandemie sprudeln die Gewinne vieler Konzerne. Die in der Amtszeit von US-Präsident Donald Trump umgesetzte Steuerreform trägt dazu bei, dass viele große Betriebe weniger Körperschaftssteuern zahlen als sonst üblich. So wurden unter Trump die Gewinnsteuern in den USA 2017 von 35 auf 21 Prozent gesenkt. Aber auch von dieser Schwelle ist die tatsächliche Belastung oft weit entfernt.

Das zeigt ein soeben vorgestellter Bericht des Institute on Taxation and Economic Policy (ITEP), eines Washingtoner Thinktanks. Die Experten von ITEP haben die Finanzberichte von 55 Unternehmen analysiert, die allesamt zu den 500 größten Konzernen in den USA gehören.

Die Firmen konnten zusammengenommen im vergangenen Jahr einen Vorsteuergewinn in Höhe von 40,5 Milliarden Dollar erwirtschaften, zahlten dennoch laut ITEP-Analyse keinen Cent an bundesweiten Gewinnsteuern. Unter den 55 Konzernen sind eine Reihe prominenter Namen von international tätigen Unternehmen wie Nike oder Fedex. Auch Kabel-TV-Anbieter, Softwareentwickler und große Industriekonglomerate gehören zu der Gruppe.

Reihe von Begünstigungen

Die Experten des Thinktanks beziehen ihre Informationen über die Steuerzahlungen direkt von den Betrieben: Börsennotierte Unternehmen müssen bei der Aufsichtsbehörde SEC genaue Geschäftszahlen vorlegen. Daher lässt sich auch zeigen, wie es die Konzerne geschafft haben, ihre Abgabenlast zu drücken.

Viele von ihnen nutzen Regelungen, die es ihnen erlauben, den Wert von Aktienoptionen vom Gewinn abzuziehen, weil diese Teil der Entlohnung von Managern sind. Unternehmen haben auch von Steuerbegünstigung für die Nutzung erneuerbarer Energien profitiert. Dazu kommen neue Regelungen, die als Teil der Steuerreformen auf Initiative von Ex-Präsident Donald Trump in Kraft gesetzt worden sind. Dazu gehört zum Beispiel, dass bestimmte Investitionen von Unternehmen sofort im ersten Jahr zu 100 Prozent abgeschrieben werden dürfen, also mit anfallenden Steuern gegengerechnet werden. Davor war für Investitionen eine Abschreibung über mehrere Jahre vorgesehen.

Steuerreform

Die neuen Zahlen kommen in einem entscheidenden Moment im internationalen Steuerrecht. US-Präsident Joe Biden hat eine Steuerreform vorgeschlagen: Unter anderem will er die Körperschaftssteuer wieder auf 28 Prozent anheben und ausländische Steueroasen trockenlegen. Zudem soll eine Art Minimumsteuer von 15 Prozent für große Konzerne eingeführt werden. Das zielt vor allem auf Tech-Unternehmen wie Amazon und Co ab.

Zugleich wird auf Ebene der führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) über eine echte Digitalsteuer für Unternehmen wie Google, Amazon und Co beraten, bis Mitte 2021 ist ein Lösungsvorschlag geplant, vor allem die EU drängt darauf. (András Szigetvari, 6.4.2021)