Die Intensivstationen in den Spitälern sind das entscheidende Nadelöhr in der Pandemie.

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Die "Osterruhe" ist vorbei, die Feiertage sind absolviert, im Osten, also in Wien, Niederösterreich und im Burgenland, stehen noch sechs Tage im harten Lockdown an – und dann? Wie weiter? Um das zu klären, hat die Regierungsspitze für Dienstag erneut zur Corona-Lagebesprechung geladen. Um 10.30 Uhr sind wieder die Expertinnen und Experten am Wort, eine Stunde später kommen die Oppositionsparteien, und um 13 Uhr werden die Landeshauptleute zugeschaltet.

Von maßgeblichen Neuerungen oder Verschärfungen ging am Montag noch niemand aus. Schließlich hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in seiner Osteransprache am Wochenende betont: "Wir werden versuchen, weiterhin mit den bestehenden Maßnahmen auszukommen." Kurz will am Konzept der regional unterschiedlichen Maßnahmen festhalten und verwies auf das unterschiedliche Infektionsgeschehen in den Ländern. Zwei positive Zukunftsaussichten hatte der Kanzler allerdings auch parat: Für Mai stellte er Lockerungen für Kultur, Sport, Gastronomie und Tourismus in Aussicht, und in den nächsten 100 Tagen solle allen Impfwilligen eine Impfdosis angeboten werden.

Corona-Brennpunkt Osten

Vorerst aber liegt der Fokus der Pandemiebewältigung weiterhin im Osten des Landes. In Vorarlberg und Tirol waren die Zahlen der aktiv positiven Fälle über Ostern sogar rückläufig, da mehr Menschen genesen sind, als sich neu infiziert haben. Allerdings gehen die eingemeldeten Neuinfektionen an Wochenenden in der Regel zurück. Das spiegelte sich auch in den Zahlen des Ages-Dashboards. Österreichweit lag die Sieben-Tage-Inzidenz am Montag bei 253,9 – in Wien bei 340, in Vorarlberg bei 136,5. Besorgniserregend war der Zuwachs an Intensivpatienten in der Bundeshauptstadt. 223 Intensivbetten waren dort am Sonntag mit Covid-Patienten belegt, die kritische Grenze für eine optimale Versorgung liegt bei 300.

Diese Zuspitzung beunruhigt auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne). Die Lage der Intensivstationen in Ostösterreich habe sich über die Feiertage weiter zugespitzt, ließ er in einem Statement wissen. "Wir brauchen daher unbedingt eine Trendwende hin zu deutlich sinkenden Infektionszahlen innerhalb der kommenden zehn Tage", betonte der Minister mit Blick auf den Corona-Gipfel am Dienstag. Die "Osterruhe" sei ein wichtiger Schritt, aber es sei "nicht unrealistisch, dass die Lage auf den Intensivstationen weitere Maßnahmen bedinge", hieß es auf STANDARD-Anfrage im Ministerium.

"Harte Triagen" sollen vermieden werden

Ob und welche Zusatzmaßnahmen man benötige, werde am Dienstag beraten, sagte Anschober: "Ich gehe jedenfalls nach vielen Gesprächen mit Intensivmedizinern mit klaren Einschätzungen, Vorstellungen und Vorschlägen in diesen Arbeitstag. Unser höchstes Ziel ist das Vermeiden von harten Triagen – jeder Schwerkranke oder Schwerverletzte muss in Österreich jederzeit ausreichende hochqualitative medizinische Betreuung erhalten."

Beim Corona-Gipfel soll jedenfalls laut STANDARD-Infos besprochen werden, "wie man bei Intensivpatienten aushelfen kann".

Lockdown verlängern oder bis zum Sommer ohne durchtauchen?

Auf Expertenseite wird die aktuelle Lage uneinheitlich eingeschätzt. Der Epidemiologe Gerald Gartlehner (Donau-Uni Krems) antwortete am Sonntag auf die STANDARD-Anfrage, ob der Ost-Lockdown verlängert werden soll oder gar muss: "Ich befürchte, er wird verlängert werden müssen, wenn wir die Intensivstationen nachhaltig entlasten wollen, sonst sind wir zwei Wochen später wieder in derselben Situation."

Die Virologin Dorothee von Laer (Med-Uni Innsbruck) hingegen sieht durchaus Zeichen für Optimismus: "Das wärmere Wetter im April könnte uns helfen, ohne weiteren Lockdown bis zum Sommer durchzukommen." Allerdings gelte es wachsam zu bleiben und mit Blick auf den Herbst das Impfen nicht zu vernachlässigen. (Steffan Arora, Lisa Nimmervoll, 5.4.2021)