Archivbild von Franz Josef Huber.

Foto: Nationalarchiv von Slowenien

Adolf Eichmann wurde der Prozess gemacht – seinem Komplizen Franz Josef Huber hingegen nicht.

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Der SS-General Franz Josef Huber war ein NS-Schreibtischtäter. Von seinem Büro aus verantwortete er als Leiter der von Adolf Eichmann aufgebauten Zentralstelle für jüdische Auswanderung die "Massendeportation der jüdischen Bevölkerung Wiens" und damit den Tod zehntausender Menschen, zitiert das ARD-Politmagazin "Report München" in einem Bericht den österreichischen Historiker Thomas Mang. Das war schon länger bekannt. Neu ist, dass Huber nach dem Zweiten Weltkrieg zwölf Jahre lang für den deutschen Geheimdienst tätig war.

"Report München" hat bisher unbekannte Unterlagen aus dem Archiv des Bundesnachrichtendiensts (BND) ausgewertet. Und diese belegen, dass Huber von 1955 bis zu seiner Pensionierung 1967 für den BND bzw. seine Vorläuferorganisation gearbeitet hat. Laut dem Bericht warb die Behörde Huber im Dezember 1955 an, obwohl ihr dessen NS-Vergangenheit bekannt war.

Huber wurde 1938 gemeinsam mit Adolf Eichmann nach dem "Anschluss" Österreichs nach Wien abkommandiert und fungierte dort als Gestapo-Chef. Direkt nach dem Krieg diente er sich dem US-Geheimdienst an.

Keine Auslieferung nach Österreich

Die "New York Times", die die Unterlagen von "Report München" erhielt, berichtet mit Verweis auf Unterlagen der CIA, dass man vor allem an Hubers Netzwerk aus Kriegstagen interessiert gewesen sei, um Agenten in der Sowjetunion zu rekrutieren. Deshalb, so der Bericht, habe man Hubers Auslieferung an Österreich verhindert. Dort hätte er als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt werden sollen.

Der BND ging sogar noch weiter und täuschte offenbar vor, dass Huber in seiner Heimatstadt München als "kleiner Angestellter" gearbeitet habe, während er tatsächlich eben für den BND tätig war. Bis zu seinem Tod 1975 konnte er unbehelligt unter seinem wirklichen Namen in München leben und war damit einer von mehreren Komplizen Eichmanns, die ohne Strafe davonkamen.

Eichmann selbst musste sich in Israel vor Gericht verantworten. Er wurde zum Tod verurteilt und durch Hängen hingerichtet. Am 11. April vor 60 Jahren begann Eichmanns Prozess in Jerusalem. (red, 6.4.2021)