Mittels Virtual Reality können "Besuche" im Partnerlabor durchgeführt werden.

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Kapfenberg/Graz – Wer in Kapfenberg die FH Joanneum besucht, passiert bereits auf dem Parkplatz einen Teil des neuen Energy Analytics & Solution Lab (EAS-Lab). Ein auf den ersten Blick unscheinbarer Carport entpuppt sich als kompaktes Solarkraftwerk.

Drei Typen von Fotovoltaikzellen bilden das Dach, in den Säulen versteckte Wechselrichter transformieren die Spannung und speisen sie ins 50-Hertz-Stromnetz ein. Gleich daneben steht ein Minisolarkraftwerk, das sich mit dem Sonnenstand mitbewegt. Der Carport fungiert als Stromtankstelle, die bis zu drei Elektroautos laden kann.

Inselbetrieb bei Stromausfall

Die Außenanlagen wurden im Rahmen der Einrichtung des EAS-Labs gebaut, das seit kurzem in Vollbetrieb ist. Das Labor dient Forschung und Lehre. Ein aus 45 Batterien bestehender Stromspeicher erlaubt es, bei einem Stromausfall das Labor eine Zeitlang im Inselbetrieb zu nutzen.

Weiters ist ein zwei Meter hoher Wasserkessel mit Sichtfenstern vorhanden – er ist das Kernstück einer solarthermischen Anlage im Labormaßstab. Radiatoren simulieren die Sonneneinstrahlung und erhitzten das im Kessel befindliche Wasser. Alternativ kann die Beheizung elektrisch erfolgen. "Damit können wir Heizungen vom Nieder- bis zum Hochtemperaturbereich simulieren", sagt Christof Sumereder, Professor an der FH Joanneum und Leiter des EAS-Labors.

Zwillingslabor in Graz

Die Steuerung des Labors erfolgt über ein Smart-Home-System. "Für die Studierenden ist es ein ideales Lernumfeld", sagt Sumereder. "Sie können selbst Installationen aufbauen und Versuche durchführen."

Eine Besonderheit des EAS-Labors ist es, dass es eine "Zwillingsschwester" hat. Die FH Campus 02 betreibt in Graz ein fast identisch eingerichtetes Labor, gefördert werden die Labors vom Zukunftsfonds Steiermark. Über einen VPN-Tunnel kann von jedem der beiden Standorte auf das Steuerungssystem des anderen zugegriffen werden. So lassen sich beispielsweise von Kapfenberg aus die Jalousien in Graz öffnen oder das Licht ein- und ausschalten.

Ein weiteres Feature der Vernetzung ist die Möglichkeit, mittels Virtual Reality "Besuche" im Partnerlabor durchzuführen. Geht Sumereder mit VR-Brille durch das Labor in Kapfenberg, können die Kollegen in Graz den Rundgang auf Monitoren mitverfolgen. In Zukunft soll es möglich sein, sich in einem virtuellen Modell eines Labors zu treffen und dieses interaktiv zu bedienen. (Raimund Lang, 18.4.2021)