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Amazon gerät immer wieder wegen Vorwürfen hinsichtlich schlechter Arbeitsbedingungen in Kritik.

Foto: Reuters/Pascal Rossignol

Vergangenes Jahr hat Amazon zwei Mitarbeiterinnen entlassen, nachdem diese den Umgang mit Lagerarbeitern kritisierten und den Konzern aufforderten, umweltfreundlicher zu agieren. Nun stellte die US-Arbeitsschutzbehörde National Labor Relations Board (NLRB) fest, dass die Entlassung unrechtmäßig gewesen sei.

"Es ist ein moralischer Sieg und zeigt wirklich, dass wir auf der richtigen Seite der Geschichte und auf der richtigen Seite des Gesetzes stehen", kommentierte Emily Cunningham, eine der ehemaligen Mitarbeiterinnen, die Entscheidung. Wenn Amazon den Fall nicht beilegen werde, will die Agentur den Konzern zudem wegen unlauterer Arbeitspraktiken klagen. Der Fall würde dann vor das Verwaltungsgericht kommen, berichtet die "New York Times".

Mangelnde Sicherheitsmaßnahmen

Cunningham und Maren Costa waren Teil einer Gruppe dutzender Amazon-Arbeiter, die dem NLRB vergangenes Jahr von den vermeintlichen Vergeltungsmaßnahmen des Unternehmens berichteten.

"Wir unterstützen das Recht jedes Mitarbeiters, die Arbeitsbedingungen seines Arbeitgebers zu kritisieren. Aber das führt nicht zu einer pauschalen Immunität gegen unsere internen Richtlinien, die alle rechtmäßig sind", sagte Jaci Anderson, eine Amazon-Sprecherin, gegenüber der Zeitung. "Wir haben diesen Mitarbeitern nicht gekündigt, weil sie öffentlich über Arbeitsbedingungen, Sicherheit oder Nachhaltigkeit gesprochen haben, sondern weil sie wiederholt gegen interne Richtlinien verstoßen haben."

Nationale Ermittlungen möglich

Vergleichbare Vorwürfe seien allerdings bereits so häufig, dass die Behörde eine nationale Ermittlung einleiten könnte, sagte das NLRB gegenüber NBC News. Insbesondere seit Beginn der Corona-Pandemie wird das Vorgehen des Konzerns verstärkt unter die Lupe genommen – während die Online-Bestellungen in die Höhe schossen, baute der Versandriese seine Belegschaft in den USA nämlich auf fast eine Million Menschen aus.

Costa und Cunningham arbeiteten als Designerinnen in Seattle und begannen schon 2018, Kritik am Unternehmen zu äußern. Sie engagierten sich mit einigen weiteren Kollegen für besseren Umweltschutz. Die Gruppe namens Amazon Employees for Climate Justice konnte mehr als 8.700 Mitarbeiter für sich gewinnen.

Verstoß gegen die Kommunikationsrichtlinien

Nach einiger Zeit weiteten die ehemaligen Mitarbeiterinnen ihre Proteste aus. Nachdem Amazon ihnen mitteilte, dass sie gegen die Kommunikationsrichtlinien verstoßen hätten, indem sie öffentlich über das Unternehmen sprachen, organisierte die Gruppe 400 weitere Mitarbeiter, die sich zu Wort meldeten – und mit Absicht gegen die Richtlinien des Unternehmens verstießen, um ein Zeichen zu setzen.

Zudem begannen die Aktivistinnen damit, Bedenken bezüglich der Sicherheit in den Lagerhäusern Amazons seit Beginn der Pandemie zu äußern. Nachdem Cunningham und Costa vergangenen April eine interne Veranstaltung für Lagerarbeiter ankündigten, entließ sie der Konzern. Ziel des Treffens wäre gewesen, über die Bedingungen am Arbeitsplatz zu sprechen.

Amazonians United

Das National Labor Relations Board reichte außerdem eine Beschwerde ein, die auf dem Vorwurf des Amazon-Arbeiters Jonathan Bailey basiert. Er wirft dem Unternehmen vor, das Gesetz gebrochen zu haben, als er nach der Arbeitsniederlegung in einem Lagerhaus in Queens verhört wurde. Bailey ist Mitbegründer der Gruppe namens Amazonians United, die sich für Arbeitnehmer einsetzt.

Den Fall rund um Bailey hat Amazon inzwischen beigelegt. Ein Fehlverhalten hat der Konzern nicht zugegeben, stimmte jedoch zu, Aushänge im Pausenraum anzubringen, mit denen Mitarbeiter über ihre Rechte informiert werden. (mick, 6.4.2021)