Robert Malley verhandelt als Iran-Beauftragter in Wien über den Atomdeal.

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Robert Malley hat Wien in den Jahren 2013 bis 2015, als er Teil des US-Verhandlungsteams für den Atomdeal mit dem Iran war, schon gut kennengelernt: Neu ist diesmal aber nicht nur der Lockdown, sondern auch, dass seine iranischen Gesprächspartner, die der Nahostexperte und Jurist seit Jahren kennt, nicht mit ihm reden werden. Die Verhandlungen darüber, wie die Rückkehr der USA zum Atomdeal und die Rückkehr des Iran zu den Regeln desselben vor sich gehen könnte, finden derzeit nur indirekt statt.

Es gibt keine andere Ernennung, die US-Präsident Joe Biden nach seinem Amtsantritt vornahm – und schon gar keine für die zweite Reihe –, die so viele Reaktionen hervorrief wie jene Robert Malleys für den Posten des US-Sonderbeauftragten für den Iran. Den Kontrast zu dem Mann, der die Position unter Donald Trump zuletzt innehatte, könnte nicht größer sein: Der Neocon Elliot Abrams war wie sein Chef davon überzeugt, dass das Atomabkommen ein gefährlicher Irrtum sei und nur eine "Maximum pressure"-Politik den Iran zur Räson bringen könne.

Die USA stiegen im Mai 2018 aus. Der wirtschaftliche Schaden für den Iran seitdem ist zwar enorm, aber eine Politikänderung blieb aus. Und der Iran ist heute viel näher an ausreichendem Material für eine Atombombe als vorher.

"Israel-Hasser"

Dass alle Gegner des Deals, euphemistisch gesagt, keine Malley-Fans sind, liegt auf der Hand. Da wird er schon einmal als "Israel-Hasser" bezeichnet. Dieser Vorwurf wurde erstmals gegen ihn erhoben, als er nach den israelisch-palästinensischen Verhandlungen in Camp David (2000) in der New York Review of Books die Behauptung relativierte, dass alleine die Palästinenser am Scheitern Schuld gewesen seien. Damals arbeitete er für Präsident Bill Clinton als Berater für arabisch-israelische Angelegenheiten.

Malley wurde 1963 geboren, sein Vater Simon war ein frankophoner kolonialismuskritischer Journalist jüdisch-ägyptischer Herkunft, seine Mutter Barbara Silverstein arbeitete in New York für die Algerische Befreiungsfront (FLN). Später übersiedelte die Familie nach Paris – wo Malley mit dem jetzigen US-Außenminister Antony Blinken in die Schule ging.

Nach den Studien in Yale, Oxford und Harvard entschied er sich zuerst für die Juristerei, wurde jedoch bald von Clinton an Bord geholt. Die republikanischen Präsidentenjahre überdauerte der verheiratete Vater dreier Kinder jeweils in der International Crisis Group, zuletzt als deren Chef. (Gudrun Harrer, 6.4.2021)