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Ein Satellitenbild zeigt die Saviz im Roten Meer.

Foto: AP/Planet Labs Inc.

Teheran – Ein iranisches Schiff ist am Dienstagabend nach Angaben der Nachrichtenagentur Tasnim bei einer Minenexplosion im Roten Meer beschädigt worden. Über die genauen Hintergründe herrschte am Mittwoch noch Unklarheit. Israel äußerte sich zunächst nicht zu einem Bericht der "New York Times", wonach es sich um einen israelischen Angriff gehandelt haben soll. "Wir kommentieren ausländische Medienberichte nicht", sagte eine Militärsprecherin.

Die "New York Times" zitierte einen namentlich nicht genannten US-Vertreter, der sagte, Israel habe die USA informiert, dass seine Streitkräfte das Schiff angegriffen hätten. Es handle sich dabei um eine Reaktion auf frühere iranische Angriffe auf israelische Schiffe. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte den Iran im März für eine Explosion auf dem Frachtschiff einer israelischen Firma im Golf von Oman verantwortlich gemacht.

"Schattenkrieg"

Am Mittwoch bestätigte das iranische Außenministerium einen "Angriff" auf das Schiff. "Glücklicherweise wurden bei dem Vorfall auch die Crew-Mitglieder nicht ernsthaft verletzt", sagte Ministeriumssprecher Saeed Khatibzadeh. Die zuständigen Behörden würden die genauen Ursachen des Vorfalls untersuchen. Falls notwendig, würden auch rechtliche Schritte eingeleitet. Der Sprecher ging ebenfalls nicht auf den Bericht der "New York Times" ein, wonach es sich um einen israelischen Angriff gehandelt haben soll. Er bezeichnete das Schiff als "Sicherheitsgaranten für Schifffahrtsrouten".

Die iranische Nachrichtenagentur Tasnim hatte berichtet, das Schiff sei am Dienstagabend im Roten Meer auf eine Mine gelaufen und durch die Explosion beschädigt worden. Es handle sich um ein Schiff, dessen Aufgabe es sei, iranische Handelsschiffe im Roten Meer zu eskortieren. Laut der US-Website globalsecurity.org wird der beschädigte Frachter hingegen von der Marine der Iranischen Revolutionsgarden militärisch genutzt. Die "New York Times" berichtete, das Cargo-Schiff habe militärische Zwecke erfüllt. Die israelische Tageszeitung "Haaretz" schrieb unter Berufung auf Berichte, die Saviz habe als Kommandozentrale für Operationen im Jemen und in Afrika gedient.

Israel gilt seit der islamischen Revolution vor 42 Jahren als Irans Erzfeind. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Berichte über einen "Schattenkrieg" beider Seiten. Israel greift regelmäßig Ziele in Syrien an. Diese richten sich häufig gegen proiranische Milizen. Israel will in dem benachbarten Bürgerkriegsland den militärischen Einfluss des Iran zurückdrängen, der mit der syrischen Regierung verbündet ist.

Indirekte Gespräche zu Atomabkommen

Israel ist auch gegen die Wiederbelebung des internationalen Atomabkommens mit dem Iran (JCPOA), aus dem die USA 2018 ausgestiegen sind. Seither fühlt sich Teheran nicht mehr an die Vereinbarungen zur Begrenzung seiner nuklearen Kapazitäten gebunden und verletzt schrittweise die Auflagen des Atomdeals, der das Land am Bau einer Atombombe hindern soll. So hat der Iran Uran in weitaus größeren Mengen und höher angereichert als im Abkommen erlaubt.

Am Dienstag haben in Wien Verhandlungen über die Wiederbelebung des Abkommens begonnen. Spitzendiplomaten der sechs Vertragspartner – Iran, USA, Russland, China, Großbritannien, Frankreich und Deutschland – wollen in den nächsten Wochen versuchen, zwischen dem Iran und den USA zu vermitteln. Am Mittwoch wurde bekannt, dass zwei Expertengruppen Listen von Sanktionen erstellen sollen, die die USA unter Berücksichtigung der nuklearen Verpflichtungen des Iran aufheben könnten. Die beiden Expertengruppen sollen am Freitag Bericht zu erstatten.

Der iranische Präsident Hassan Rohani sagte dazu, in Wien sei ein "neues Kapitel für den Neustart des Atomabkommens aufgeschlagen" worden. Alle seien zu dem Schluss gekommen, dass es keine andere Lösung für den Neustart des Atomabkommens gebe als das Abkommen selbst. Nach mehr als drei Jahren des maximalen Drucks würden die USA heute sagen, dass diese Politik gescheitert sei, und direkte oder indirekte Verhandlungen anstreben. "Das ist ein großer historischer Sieg für die iranische Nation. Es bedeutet, dass die USA Reue zeigen. Jetzt werden wir sehen, wie aufrichtig ihre Worte sind", so der iranische Präsident.

Auch Deutschland äußerte sich zufrieden mit der ersten Runde der Atomgespräche. Die Verhandlungen seien konstruktiv gewesen", sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amts. Alle Beteiligten seien für eine vollständige Rückkehr zum Atomabkommen gewesen. (Reuters, APA, red, 7.4.2021)