Nach Ansicht von Noyb betreibt Google über seinen Android Advertising Identifier illegales Tracking von rund 300 Millionen Nutzern in Europa.

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Nach Ansicht des Datenschutzaktivisten Max Schrems werden hunderte Millionen Nutzer in Europa widerrechtlich von Google überwacht. Die von ihm ins Leben gerufene Datenschutz-NGO Noyb stört sich konkret am Android Advertising Identifier (AAID). Dabei handelt es sich um ein Feature der auf den meisten Android-Handys vorinstallierten Google Play Services, das App-Anbieter nutzen müssen, wenn sie ihre Programme mittels Werbung monetarisieren.

Während Google betont, dass dieses Standardwerkzeug Nutzern mehr Kontrolle über ihre Privatsphäre gebe, da sie etwa ihr Werbeprofil zurücksetzen oder personalisierte Werbung (nicht aber Werbung im Ganzen) abschalten können, betrachtet man es bei Noyb als illegales Tracking-Werkzeug. Google und Dritte könnten damit etwa das Surfverhalten und die Nutzung des Betriebssystems und von Apps nachverfolgen und zwecks angepasster Werbung auswerten.

Mehrere Beschwerden gegen den AAID

Nach Ansicht der Aktivisten bedarf diese Form der Datensammlung einer expliziten Zustimmung durch die Nutzer, die jedoch nie abgefragt wird. Darum hat Noyb die französische Datenschutzbehörde CNIL dazu aufgefordert, Googles Tracking-Aktivitäten zu untersuchen und gegebenenfalls Strafen zu verhängen. In Europa hat Android laut Marktforschern einen Marktanteil von etwa 75 Prozent, was über 300 Millionen Nutzer sind.

Es ist nicht die erste Beschwerde wegen des AAID. In Österreich liegt eine solche bei der Datenschutzbehörde auf. Dort moniert Noyb, dass es für Nutzer nicht möglich sei, AAID von ihren Smartphones zu entfernen. Ein Reset führt lediglich dazu, dass alte Daten gelöscht und eine neue Sammlung angelegt wird, also weiter Tracking erfolgt. Laut "Financial Times" hat man sich nun an die französischen Behörden gewandt, weil in Frankreich der Rechtsweg für Beschwerden unter der europäischen E-Privacy-Richtlinie einfacher ist. Die CNIL kann zudem empfindliche Strafen verhängen. Google gab auf Anfrage der "Financial Times" zur Causa bisher keine Stellungnahme ab.

"Das Ausmaß dieses Falles ist verblüffend", erklärt der für Noyb tätige Anwalt Stefano Rossetti. "Fast alle Android-Nutzer dürften betroffen sein." Man hoffe darauf, dass die französische Datenschutzbehörde Maßnahmen ergreift.

Apple holt künftig Zustimmung ein

Die Organisation liegt bezüglich Werbetrackings auch seit einigen Monaten im Clinch mit Apple aufgrund des "Apple Identifier for Advertisers", dem auf iOS eine ähnliche Rolle zukommt wie dem AAID. Beim iPhone-Betriebssystem stehen allerdings Änderungen an, in Zukunft sollen Nutzer entscheiden können, ob ein Werbeprofil mittels Identifier angelegt werden darf. (gpi, 7.4.2021)