Der Golf Variant ist ein Auto ohne Fehl und Tadel – hinsichtlich seines Hauptanschaffungsgrundes. Der Kofferraum fasst 611 bis 1642 Liter von wasauchimmer man jeweils dort unterzubringen gedenkt. Mit kleinen Klappen links und rechts lassen sich die zugehörigen Teile der Rückbank bequem umkippen, im Innenraum ist die Bestückung mit Fächern und Ablagen großzügig.

Wie der Fünftürer ist der Golf auch als Variant eine fixe Größe in seinem Segment – in dem es noch das breiteste Angebot an Kombis gibt. Eine Kategorie drüber und drunter werden sie immer seltener.
Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Auch der Rest ist so durchdacht, wie man es von VW her kennt, die Mittelarmlehne beispielsweise lässt sich in Höhe und Tiefe verstellen, Details wie dieses schätzen manche mehr, als man meinen möchte.

An die Warze gewöhnt

Dass es im DSG-Fall, wie beim Testwagen, keinen Schalthebel mehr gibt, sondern nur noch diese Warze, daran haben wir uns längst gewöhnt, andere Hersteller tun dies inzwischen auch und räumen die Mittelkonsole frei. Woran man sich aber immer noch reibt, ist das Bedienkonzept, sozusagen ganz mit ohne Knopf. Alles, Klima inklusive, nur noch mittels Touch – man müsste sich ansehen, ob eine Dauernutzung von sagen wir einem Jahr mit diesem Konzept versöhnt.

An den neuen Schalthebel gewöhnt man sich schnell, bei der Bedienung des Infotainments dauert das länger.
Foto: Andreas Stockinger

Im Antriebskapitel kann der unaufgeregt gestaltete Golf derzeit mit der Breite der hausinternen Konkurrenz nicht mithalten: Škoda Octavia Combi und Seat Leon Kombi sind neuerdings sogar mit Plug-in-Hybrid verfügbar. Andererseits, 48-Volt-Mildhybrid: Im Golf sind inzwischen drei Leistungsstufen dieser Basis-Elektrifizierung erhältlich.

Drei- und Vierzylinder

Die mit 1,5-Liter-Vierzylinder und 150 PS hat uns hinsichtlich Verbrauch bereits öfter positiv überrascht. Eine 130 PS leistende Version dieser Maschine ist ebenfalls bereits vorhanden, und der milde Einstieg liegt noch einmal einen 20er darunter: 110 PS. Allerdings nicht mehr Vier-, sondern Dreizylinder, mit einem Liter Hubraum.

Ja, und was soll man sagen. Die grundsätzliche Erfahrung mit dieser Downsizing-Maschine zeigt, dass der erhoffte Verbrauchsvorteil im Alltag nicht ankommt. In der Regel lag, in welchem Konzernfahrzeug auch immer, der Spritkonsum stets über dem des 1,5-Liter-Vierzylinders – so auch hier beim 48-Volt-Ableger. Letztlich ermittelte der Bordcomputer einen Wert knapp über sieben Liter auf 100 km, und auch beim Antritt ist das, trotz Unterstützung durch den Riemen-Starter-Generator, kein Ausbund an Spritzigkeit. Die Differenz zum 130-PS-Vierzylinder macht rund 1500 Euro aus, eine ratsame Zusatzinvestition.

Das Heck des Rucksack-Golf.
Foto: Andreas Stockinger

Als der Minivan-Boom über die Lande rollte, nahm Bernd Pischetsrieder, VW-Konzernchef 2002 bis 2006, den Rucksack-Golf aus dem Programm. Die Leute hätten jetzt ja den Van, den Golf Plus. Nachfolger Martin Winterkorn schob eilig den Variant wieder nach, zu groß war die Begehrlichkeit nach dem Kombi. Man musste ja nicht vorsätzlich die Kundschaft zur Konkurrenz treiben.

Ob der Golf Variant einen Nachfolger bekommt angesichts des SUV-Booms und der E-Mobilität (dann vielleicht als ID.3 Variant)? Wäre nicht unklug. Denn, zaaack!, schon sind die Chinesen da: Der E-Kombi MG5, Größenordnung Golf, startet im Oktober. (Andreas Stockinger, 22.4.2021)