Die Bereitschaftspolizei umstellte das Gerichtsgebäude während der Urteilsverkündung.

Foto: AFP/ADEM ALTAN

Ankara – Ein Gericht in der Provinz Ankara hat am Mittwoch 22 frühere Militärangehörige wegen ihrer Beteiligung am Putschversuch gegen den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan im Juli 2016 zu lebenslanger Haft verurteilt. Das sagte ein Anwalt des Präsidialamts der Nachrichtenagentur AFP. Die Urteile sind Teil eines Mammutverfahrens gegen 497 Verdächtige.

Viele Angeklagte waren im Laufe ihrer Militärkarriere Teil der Präsidentengarde. Die Nachrichtenagentur Anadolu hatte zunächst nur über die Verurteilung von vier Ex-Soldaten zu lebenslangen Haftstrafen berichtet. Demnach wurden die Angeklagten unter anderem des Versuchs schuldig befunden, die verfassungsgemäße Ordnung zu brechen und den Staatschef zu töten.

Erdoğan beschuldigt Gülen

Die Staatsanwaltschaft legte den Angeklagten laut Anadolu zur Last, dass sie Journalisten des Senders TRT gezwungen hatten, eine Nachricht der Putschisten zu verbreiten. Bei dem Putschversuch waren 248 Menschen getötet worden, darunter 24 Aufständische. Die Regierung macht die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen dafür verantwortlich. Dieser lebt seit 1999 im US-Exil und bestreitet die Vorwürfe.

Seit 2016 wurden wegen mutmaßlicher Verbindungen zur Gülen-Bewegung mehrere zehntausend Menschen festgenommen. Mehr als 100.000 wurden von der Regierung mit ähnlichen Begründungen aus dem Staatsdienst entlassen. Die Verfolgungen gehen auch heute noch weiter. (APA, 7.4.2021)