So wie es fünf Phasen der Trauer gibt, existieren auch mehrere Phasen, die von der Volkspartei nach jedem Korruptionsverdacht durchlebt werden. Sichtbar wurde das in der Causa rund um Finanzminister Gernot Blümel. Phase eins ist wohl das Vergessen, exemplarisch vorgezeigt bei seiner ersten Befragung im Sommer 2020. Gab es Spendenangebote durch die Novomatic? "Ich kann für mich ausschließen, dass ich mich erinnern kann, dass das ein Thema war."

Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP).
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Wird der Erinnerung dann durch Korruptionsermittlungen auf die Sprünge geholfen, etwa weil Ermittler eine SMS des Novomatic-Chefs an Blümel zu einer Spende finden, folgt die Wut. Da werden Staatsanwälte und Medien als parteipolitisch gesteuert dargestellt, man droht, die "vielen Verfehlungen" der WKStA zu untersuchen. Man fühlt sich angegriffen, wie bei einem "Putsch", um bei der Wortwahl von Justiz-Sektionschef Christian Pilnacek zu bleiben.

Dann folgt die Phase, in der beispielsweise peinliche SMS, in denen Posten ausgepackelt werden, als völlig normal dargestellt werden. "Jo, eh", um es mit einer beim Kanzler beliebten Phrase zu sagen. Die "Sozialisten" machten das ja auch; oder, wie Blümel am Mittwoch im U-Ausschuss meinte: Die SMS seien halt "salopp formuliert" gewesen. Und wenn es ernst wurde, entschlug sich Blümel: Vor dem Staatsanwalt hat man offenbar doch mehr Respekt als vor dem Wahlvolk. (Fabian Schmid, 7.4.2021)