In der Bundeshauptstadt lagen am Mittwoch 221 Corona-Erkrankte auf Intensivstationen.

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Wien – Ein Tag macht natürlich noch keinen Trend. Nach einem stetigen Anstieg bei der Intensivbettenbelegung durch Corona-Erkrankte in Wien wurde am Mittwoch aber wieder ein leichter Rückgang registriert. 221 Patientinnen und Patienten benötigten intensivmedizinische Betreuung, das waren um zwölf Corona-Fälle weniger als tags zuvor. Von einer Entspannung kann freilich keine Rede sein.

Um die vielen Corona-Infizierten intensivmedizinisch versorgen zu können, müssen ganze Krankenhausstationen für Covid-Fälle umfunktioniert und planbare Operationen von nicht an Covid erkrankten Personen verschoben werden. Maximal 310 Intensivbetten stehen im aktuellen Stufenplan des Wiener Gesundheitsverbunds für Corona-Fälle zur Verfügung. Insgesamt gibt es 550 Intensivbetten in Wien – für alle Patientinnen und Patienten.

Akutversorgung bleibt aufrecht

Im aktuellen Stufenplan könne der Akutbereich noch "zu 100 Prozent abgedeckt werden", sagt Markus Pederiva vom Gesundheitsverbund (WiGev). Die Akutversorgung bei einem Schlaganfall, einem Verkehrsunfall oder einer Not-OP von Herz oder Lunge sei gewährleistet. Wenn der Eingriff medizinisch indiziert akut notwendig ist, wird er durchgeführt.

Die Ressourcen für Covid-Fälle können aber nur dadurch gewonnen werden, weil immer mehr planbare Operationen verschoben werden: entweder räumlich in Privatspitäler, die mit dem städtischen Krankenhausträger kooperieren, oder zeitlich – also vorerst abgesagt werden müssen. Allein vergangene Woche wurden 500 OPs verschoben, wie es zum STANDARD hieß. Normalerweise werden rund 2.000 bis 2.500 OPs pro Woche durchgeführt.

Am Dienstag machte eine Journalistin öffentlich, dass eine vereinbarte dringende und lebenswichtige Tumor-Operation ihrer Mutter im AKH kurzfristig abgesagt wurde, weil kein Intensivbett frei gewesen sei. Die Journalistin schrieb auf Twitter: "Triage in Wien ist Fakt."

Pederiva vom Wiener Gesundheitsverbund sagte auf diesen Fall angesprochen: "Wenn ein Arzt befunden hätte, dass die Operation dringend notwendig ist, dann wäre sie durchgeführt worden." Offenbar habe es aber die medizinische Indikation gegeben, dass nicht sofort, sondern auch später operiert werden könne. Ein zentrales Vorgehen gebe es nicht, es müsse von Fall zu Fall entschieden werden. Bei einem Bauchspeicheldrüsenkrebs müsse aber etwa "sofort" gehandelt und ein Eingriff durchgeführt werden.

Intensivtransporte aus Wien derzeit "kein Thema"

Dass Intensivpatientinnen und -patienten aufgrund der aktuellen Lage in Wien in Spitäler in andere Bundesländer transportiert werden müssen, sei aktuell "kein Thema. Es gibt keine Notwendigkeiten, warum Personen wegen der Corona-Krise in andere Bundesländer verlegt werden müssen". Im Gegenteil: In Wien gebe es 15 bis 20 Prozent "Gastpatienten" aus anderen Bundesländern, die in Spitälern der Hauptstadt behandelt werden. Das trifft laut Pederiva auch auf die Intensivstationen zu. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) meinte, dass Wien schon helfen würde, wenn Rettungsdienste in den Bundesländern ihre Spitäler anfahren würden.

Grundsätzlich gebe es dank einer Kooperation in der Ostregion durchaus einen Patientenaustausch mit Niederösterreich und dem Burgenland – allerdings in normalen Nicht-Corona-Zeiten. Aktuell finde das nicht statt.

Keine Zunahme von Intensivtransporten innerhalb Wiens

Auch innerhalb Wiens sind Intensivtransporte zwischen Spitälern üblich. "Diese Fahrten haben auch zuletzt nicht zugenommen", sagt Andreas Huber von der Berufsrettung. In Wien gibt es einen sogenannten Betten-Intensiv-Transporter, mit dem etwa auch Menschen im künstlichen Koma transportiert werden können. Pro Tag gebe es rund fünf Einsatzfahrten.

Das Wiener Rote Kreuz verfügt über zwei Fahrzeuge, die auch für den Transport von Corona-Intensivpatienten innerhalb Wiens eingesetzt werden. "Durchgeführt wird ein Corona-Intensivtransport pro Woche", sagt ein Sprecher dem STANDARD. In Niederösterreich etwa werden Intensivtransporte mit eigenen Fahrzeugen von sechs Stützpunkten aus durchgeführt. (David Krutzler, 7.4.2021)