Eines Tages werden ja die über 300.000 SMS von Thomas Schmid als Briefroman veröffentlicht werden. So in der Art von Liaisons dangereuses, erstmals erschienen 1782. Könnte man vielleicht auch verfilmen, wie die Liaisons (unvergleichlich: Glenn Close und John Malkovich als das diabolische Intrigantenpaar Marquise de Merteuil und Vicomte de Valmont).

Thomas Schmid und die ganze türkise Truppe sind natürlich nicht Ancien Régime wie die Aristokraten im Briefroman kurz vor der Französischen Revolution, sondern ganz im Gegenteil junge Aufsteiger wie die "Masters of the Universe" aus dem 1980er-Jahre-Yuppie-Roman (und -Film) The Bonfire of the Vanities von Tom Wolfe. Generation Geilomobil.

Schmid hat sich – und seine Freunde und Förderer – durch exzessives SMSen in die Bredouille gebracht. Man wusste schon vorher, dass die Truppe mehr an Macht als an Verantwortung, mehr an Bübereien als an erwachsener Gestaltung interessiert war. Jetzt haben wir es schriftlich, wie wir regiert werden.

Dass Thomas Schmid den Posten, den er auf sich zugeschnitten und mit Komplizenschaft von Türkis errungen hat, nun wieder abgeben muss, ist ein Zeichen, dass doch nicht alles geht. Gut, er darf noch ein Jahr weitermachen. Das wird aber, wenn es überhaupt so lange dauert, begleitet sein von ständigen neuen Enthüllungen, Peinlichkeiten, Unvereinbarkeiten. Am Ende könnte der Umsturz stehen. (Hans Rauscher, 8.4.2021)