Individuelle Kleinwohnungen – aber viel Platz für Gemeinsames. So funktionierten viele moderne Heime, zumindest vor Corona.

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Doppelzimmer, grindige Küche auf dem Gang, nicht mehr ganz taufrischer Partyraum: Hier wurden viele, viele lange Nächte verbracht, in denen weniger für das Studium, dafür aber umso mehr für das Leben gelernt wurde. Bei Erinnerungen an die Studentenzeit bekommen viele Menschen auch in schon etwas fortgeschrittenem Alter noch glänzende Augen.

Doch in vielen neueren Unterkünften sieht es heute anders aus. Längst wird der studentische Wohnsektor nicht mehr nur ausschließlich von gemeinnützigen Bauträgern dominiert, die verhältnismäßig günstige Mieten anbieten.

Ganz im Gegenteil: In den letzten Jahren sind in Wien, aber auch in Städten wie Linz und Graz immer mehr gewerbliche Bauträger auf den Geschmack gekommen. Sie errichteten hochpreisige Studentenwohnheime, die "The Fizz" oder "The Student Hotel" heißen – und die ganz und gar ohne Doppelzimmer auskommen. Wer hier einzieht, wohnt zumeist in fixfertig eingerichteten Kleinwohnungen mit eigener Küche und eigenem Bad. Zum Duschen den Gang hinunterschlurfen, die Lasagne von Mama im Gemeinschaftskühlschrank gegen andere Hungrige verteidigen? Das ist heute zumeist passé.

Studierende aus dem Ausland

Mit dem Angebot richtet man sich nicht vorwiegend an Studierende aus dem Ausland, die sich für ihren zeitlich überschaubaren Studienaufenthalt in Österreich die mühsame Wohnungssuche ersparen wollen. In diese Heime dürfen auch sogenannte "Young Professionals" einziehen, junge Jobeinsteiger und Jobeinsteigerinnen also, die neu in der Stadt sind und Anschluss suchen. Um Letzteres kümmern sich in manchen Häusern eigene Angestellte, die zu Events laden und die Bewohnerinnen und Bewohner miteinander vernetzen.

So ein All-inclusive-Service hat natürlich seinen Preis. 500 bis 600 Euro müssen für ein Zimmer monatlich schon berappt werden – häufig sogar mehr. Dafür, das betonen Betreiber, muss man auch nur mit seinem Koffer einziehen. Fitnesscenter, Lern- und natürlich auch Partybereiche gibt es obendrein.

Investoren warten ab

Zumindest theoretisch. Corona hat dafür gesorgt, dass die meisten Lehrveranstaltungen derzeit virtuell angeboten werden. Manche Studierende entschieden sich daher dazu, zu Hause bei den Eltern zu bleiben. Und für die, die im Studentenheim geblieben sind, gelten Abstandsregeln. Die Auslastung sei zwar durch Corona nicht dramatisch eingebrochen, hört man aus den Heimen. Manche Betreiber bieten Corona-bedingt derzeit aber auch günstigere Zimmer an, um die Betten zu füllen.

Ob sich Investoren gern an ihre eigene Studentenzeit erinnern? Immerhin sind die Heime in den letzten Jahren als Anlageobjekte in den Fokus gerückt, was einen regelrechten Bauboom ausgelöst hat. Investoren – oft aus dem Ausland – kaufen diese noch in Bau und lange vor der Fertigstellung.

Hält der Boom trotz Corona an? Jein. "Das Interesse ist da, aber im Moment warten viele ab", sagt Franz Pöltl, Investment-Experte bei EHL Immobilien. Mit Beginn des Wintersemesters werde die Situation wohl neu evaluiert werden.

Ähnlich beurteilt Christoph Lukaschek, Investment-Experte bei Otto Immobilien, die Lage. Er sieht aktuell neben Wien auch in Landeshauptstädten die Nachfrage nach Grundstücken, auf denen weitere Studierendenheime entstehen können.

Rückkehr ins Heim

Dass künftig überhaupt auf das virtuelle Studieren gesetzt und auf einen Aufenthalt in der Universitätsstadt verzichtet wird, glaubt in der Branche zudem keiner: "Es geht ja auch darum, Lebenserfahrung zu sammeln – und nicht nur um die Vermittlung akademischen Wissens", sagt Lukaschek.

Nachholbedarf orten manche Experten sogar nach wie vor – zwar weniger im "High-End-Bereich", der in den letzten Jahren stark gewachsen ist, sondern eher im mittelpreisigen Bereich und auch darunter. Denn günstige Altbauwohnungen, in denen Studierende früher preisgünstig wohnen konnten, sind heute Mangelware. Die Wohnungssuche ist für viele Studierende daher schwierig geworden.

Vielleicht auch, weil die klassische Wohngemeinschaft in Zeiten einer Pandemie nicht so unkompliziert ist: Wer mit mehreren Menschen auf engem Raum zusammenlebt, tut sich mit dem Abstandhalten und dem Nachverfolgen der Kontakte vermutlich schwer.

Zentrale Lage

Auch hier, glaubt Christoph Lukaschek, können die modernen Studierendenheime punkten, die in den letzten Jahren ja eher auf sehr kompakte, eigenständige Wohnungen anstatt auf Wohngemeinschaften gesetzt haben. Abstandhalten falle hier deutlich leichter.

Dass aus den Heimen als Plan B irgendwann beispielsweise reihenweise Seniorenresidenzen werden, glaubt keiner der Experten. Vor allem weil die Heime ja allesamt erst in den letzten Jahren entstanden sind und daher auch die nötige Qualität für Studierende bieten. Noch dazu, das führt Lukaschek ins Treffen, passe bei den meisten Unterkünften die zentrale Lage in Uni-Nähe besonders gut für junge Menschen – nicht aber für ruhesuchende Seniorinnen und Senioren.

Bleibt zu hoffen, dass sich die modernen Häuser bald wieder mit dem ganz normalen bunten, studentischen Leben füllen – für jene Erinnerungen, die auch in vielen Jahren noch glänzende Augen verursachen werden. (Franziska Zoidl, 15.4.2021)