Es ist wohl der Traum vieler Menschen: eine eigene Wohnung – aber zum Putzen kommt jemand vom Hotel nebenan vorbei. Das Abendessen? Gibt es bei Bedarf im Fünf-Sterne-Restaurant ein paar Meter Luftlinie entfernt – oder es bringt gleich der Roomservice vorbei. Und weil das Leben hart ist, gibt es zur Belohnung auch noch eine Massage im Spa-Bereich.

Klingt zu gut, um wahr zu sein? Genau das bietet eine spezielle Kategorie von Luxusresidenzen, die immer wieder im Umfeld von Luxushotels entstehen – und deren Bewohnerinnen und Bewohner eben bei Bedarf den Service des Hotels in Anspruch nehmen können.

Die auf Luxusimmobilien spezialisierte Maklerin Michaela Orisich von Otto Immobilien hat derzeit die eine oder andere Luxuswohnung beim Hotel Palais Hansen Kempinski am Schottenring in Wien im Angebot, die zu haben wäre. In den oberen Stockwerken des 2013 eröffneten Luxushotels entstanden damals auch 17 Wohnungen.

Zu haben wäre aktuell eine Wohnung mit knapp 330 Quadratmeter Wohnfläche am Schottenring, bei der die Services des Hotels Kempinski genutzt werden können.
Foto: Christian Steinbrenner/OTTO Immobilien GmbH

Schwierige Anreise

Der Hotel-Service beim Wohnen sei "vor allem ein Thema bei ausländischen Kunden", erzählt Orisich. Erst vor kurzem hatte sie einen Besichtigungstermin für eine Wohnung mit 337 Quadratmetern Wohnfläche mit deutschen Interessenten. Anfragen kämen aus ganz Europa. Corona-bedingt ist die Anreise für eine Wohnungsbesichtigung derzeit aber nicht ganz einfach. Zwar würden virtuelle Besichtigungen funktionieren, um sich einen ersten Eindruck zu machen. Doch eine Wohnung in einer Preiskategorie, in der es den Preis nur auf Anfrage gibt, kauft man nicht nach einer Online-Begehung.

Gekauft werden solche All-inclusive-Wohnungen meist als Zweitwohnsitze, denn hier kümmert sich auch dann jemand um die Wohnung, wenn man selbst gerade nicht da ist. Entsprechende Projekte sind in Wien jedenfalls rar. Mit den Almanac Residences am Parkring 14 entstehen aktuell gegenüber dem Wiener Stadtpark aber gleich elf Residenzen, bei denen der Hotelservice des benachbarten Hotels Almanac Vienna, das kommendes Jahr aufsperrt, dazugebucht werden kann. Nebst eigenem Concierge beinhaltet das einen "Fünf-Sterne-Hotelservice zu jeder Tages- und Nachtzeit", also beispielsweise Massagen im eigenen Spa- und Fitnessbereich und die "bevorzugte Nutzung der Restaurants oder Angebote im eigenen Coffeeshop", heißt es in einer Aussendung.

Neben einem Luxushotel entstehen am Parkring in Wien die Almanac Residences. Bewohner dürfen die Services des Hotels nutzen.
Visualisierung: ©beyer.co.at

"Das ist die schönste, komfortabelste Art zu leben", sagt Thomas Hopfgartner, der die Wohnungen mit seinem Unternehmen Living De Luxe vermarktet. "Es ist natürlich toll, wenn man im Bademantel mit dem Lift ins gepflegte Hotel-Spa fahren kann."

Gespräche mit Interessenten

Zwei der Wohnungen, die ab 4,25 Millionen Euro zu haben sind, sind bereits vergeben. Mit einigen Interessenten – vorrangig aus Österreich, Deutschland und der Schweiz – sei man derzeit in Gesprächen. Zu haben wäre aktuell beispielsweise noch die als "teuerste Wohnung Wiens" vermarktete Beletage, die seit kurzem mit einem Angebotspreis von 32,5 Millionen Euro für Aufsehen sorgte. Dafür stehen künftigen Eigentümern aber auch insgesamt 1100 Quadratmeter an Wohnfläche sowie Prunksäle mit Prunkstiege zur Verfügung.

Eine Prunkstiege haben die meisten anderen Wohnungen in dem Segment zwar zugegebenermaßen nicht zu bieten. Eine Wohnung in einer solchen Kategorie muss aber alle Stückln spielen. Wichtig ist laut Luxusimmobilien-Expertin Orisich auch, dass die Wohnungen einen vom Hotel separaten Eingang haben, um nichts vom touristischen Trubel mitzubekommen. Und auch die Kosten müssen klar von den Betriebskosten getrennt werden. Es gibt zwar eine gewisse Basis-Fee, die für die Bewohnerinnen und Bewohner anfällt. Services, die individuell dazugebucht werden, werden dann aber zusätzlich verrechnet.

Ein Risiko gibt es bei den Wohnungen, die bei Hotels mitnaschen: Wenn das Hotel irgendwann zusperrt, sind auch die Services futsch. Makler Hopfgartner macht sich bezüglich der Almanac Residences angesichts der Architektur und des Ambiente jedoch keine Sorgen. Die Wohnungen werden aber schon im Sommer fertig. Das Hotel eröffnet erst Anfang 2022. Einige Monate werden die Bewohnerinnen und Bewohner also ohne die Hotel-Services auskommen müssen.

Concierge und Spa

Auch abseits von Luxushotels sind gewisse Services im entsprechenden Preissegment heute gefragt; ein Concierge zum Beispiel, der Pakete annimmt, den Eingangsbereich im Auge hat und bei größeren oder kleineren Sorgen und Problemen aushilft. Gefragt sind auch Spa-Angebote, Pools oder hochwertige Fitnessbereiche.

Möglich sind solche Services aber nur ab einer bestimmten Projektgröße. Sonst wird das Rundum-sorglos-Paket nämlich auch den Superreichen schnell zu teuer. (Franziska Zoidl, 11.4.2021)