Wien – Die Folgen der Pandemie treffen Gewerbe und Handwerk hart. Insgesamt mussten die rund 250.000 heimischen Betriebe im vergangenen Jahr einen Umsatzrückgang von satten 7,7 Milliarden Euro auf 98,2 Milliarden verdauen. "Corona hat uns Jahre zurückgeworfen", sagt WKÖ-Bundesspartenobfrau Renate Scheichelbauer-Schuster am Donnerstag bei einer Online-Pressekonferenz.

Das Umsatzminus im Corona-Jahr 2020 lag bei 7,3 Prozent nominell beziehungsweise neun Prozent real. Es fällt damit um ein Vielfaches dramatischer aus als im Finanzkrisenjahr 2009, in dem der Umsatzrückgang bei vergleichsweise harmlosen minus zwei Prozent nominell lag.

Konsumnahe Branchen am stärksten betroffen

Keine einzige Branche kam ungeschoren davon, am härtesten traf es aber konsumnahe Geschäftszweige wie Berufsfotografen (minus 37,3 Prozent), Mode und Bekleidungstechnik (minus 34,1 Prozent), Kunsthandwerk (minus 23,6 Prozent) sowie Friseure (minus 21,7 Prozent) und Fußpfleger, Kosmetiker und Masseure (minus 20,9 Prozent).

Die zahlreichen Lockdowns machen auch vielen Betrieben schwer zu schaffen.
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Es sind besonders viele Ein-Personen-Unternehmen, die davon betroffen sind, sagt Christina Enichlmair von der KMU-Forschung Austria. Während der Umsatzrückgang bei Unternehmen mit 20 Mitarbeitern bei fünf Prozent liegt, macht das Minus bei den Kleinstunternehmern gut zwölf Prozent aus. Enichlmair spricht insgesamt von der schlechtesten Umsatzentwicklung seit Beginn der Konjunkturerhebung 1981.

Besser kamen Bau- und Baunebengewerbe durch das Jahr. Die Umsatzrückgänge bei Hafnern, Fliesenlegern, Dachdeckern, Spenglern und Co fielen mit einem Minus zwischen 0,2 und rund zwei Prozent vergleichsweise moderat aus.

Auch für das erste Quartal 2021 sind die Betriebe wenig optimistisch. 40 Prozent bewerteten ihre Geschäftslage als schlecht, 22 Prozent als gut und 38 Prozent als saisonüblich. Die Bewertungen sind dabei ebenfalls stark branchenabhängig. Betriebe in investitionsgüternahen Branchen schätzen ihre Geschäftslage vermehrt als gut oder saisonabhängig ein, jene in konsumnahen Branchen eher als schlecht.

Investitionen entwickeln sich besser als erwartet

Investitionen entwickelten sich weniger schlecht als befürchtet. "Die Investitionsbereitschaft ist weiterhin hoch, trotz der enormen Umsatzeinbrüche", so die Spartenobfrau. Im vergangenen Jahr haben 45 Prozent der Betriebe Investitionen getätigt. Dies sei zwar ein höherer Wert als erwartet, aber mit durchschnittlich 3.800 Euro je Beschäftigten sei um rund 31 Prozent weniger investiert worden als im Vorjahr, so Enichmair.

Vor allem jene, die zum wiederholten Mal zusperren müssen, sind derzeit besonders pessimistisch gestimmt.
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44 Prozent der Betriebe planen Investitionen im kommenden Jahr. "Das zeigt uns, dass die Unternehmen das Vertrauen in ihre Geschäftsmodelle und die Zukunft nicht verloren haben", kommentierte Scheichelbauer-Schuster.

Personalentwicklung

Wenig Auswirkungen hatte die Corona-Krise auf die Personalentwicklung. "Die Krise schlägt sich nicht auf die Personalplanung oder den Personalbedarf durch", sagte Enichmair. Für das zweite Quartal werde eine Erhöhung des Personalstandes um 13 Prozent angepeilt. Trotzdem empfindet der Großteil der heimischen Betriebe neben der Corona-Krise den Fachkräfte- und Lehrlingsmangel als größte Herausforderung. Eine Problematik, die sich in diesem Jahr wieder etwas verschärft habe, so Enichmair. Der Anteil der Personen, die ihre Meister- oder Befähigungsprüfung erfolgreich abgelegt haben, ist im vergangenen Jahr minimal, um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr, zurückgegangen. (APA, rebu, 8.4.2021)