Versprechen zu halten ist keine Schwäche der Türkisen. Neu zu regieren wurde den Wählerinnen und Wählern versprochen, "Kriegst eh alles, was du willst" einem Produkt neuer Regierungskunst. Familie hin, Familie her, jetzt wurde der Schmid zum Schmidl degradiert, er hat ein früheres Ablaufdatum gekriegt, als er wollte. Da durfte der fast schon homoerotisch anmutende Zärtlichkeitsaustausch, der nun als "salopp" die Runde macht, den Aufsichtsrat der Öbag nicht länger kaltlassen, nachdem er vom Bundeskanzler die Alleinverantwortung für den Öbag-Chef zugeschoben bekam. Und der tat, unabhängig wie er ist, sofort das Gewünschte. Er kam zu dem interessanten Entschluss, dass Schmid gute Arbeit geleistet habe, eine Verlängerung seines Vertrages auf fünf Jahre aber nicht im Interesse des Unternehmens liegt. Normal ist, dass Verträge bei guter Arbeit verlängert werden.

Aber natürlich nur, wenn ein Vorstand nicht blitzartig zu der Erkenntnis kommt, dass ihn seine erbsündliche Natur nicht länger würdig erscheinen lässt, ein Unternehmen zu leiten, und er selber den Rückzug von einem Job begehrt, für den er sich mit Liebeserklärungen an den Kanzler einst überqualifiziert hat. Ein Aufsichtsrat mit mehr Einfühlung in männliche Gefühlswelten hätte Schmid zu einer Fortsetzung seiner guten Arbeit im Unternehmen überreden müssen. Wie anders könnten sonst dessen Interessen gewahrt bleiben?

Im Kurier hat der Chef des Öbag-Aufsichtsrates Helmut Kern angeregt, die Politik müsse sich generell überlegen, ob man der Staatsholding, die das Vermögen aller Österreicher verwaltet, mit einer permanenten öffentlichen Diskussion was Gutes tut. Dazu wäre zu sagen: Die Diskussion um das Vermögen aller Österreicher kann gar nicht öffentlich genug sein, die Frage ist nur, wann sie einsetzt und wie sie abläuft. Unbestritten ist inzwischen, dass die ebenso saloppe wie nichtöffentliche Diskussion über Postenzuteilung in der türkisen Familienaufstellung mehr politischen Schaden angerichtet hat, als ein handverlesener Aufsichtsrat vertuschen könnte.

Panik und Kontrollversuche

Kurz hat das lange nicht wahrhaben wollen. Es sei doch immer so gewesen, dass die Politik Posten besetzt. Was dann daraus wird, entzieht sich, geht es schief, der Verantwortung der Besetzer. Er ist schließlich nur Bundeskanzler, was gehen ihn seine Taten von gestern an! Erst wenn seine politische Frisur in Unordnung gerät, setzen Panik und Kontrollversuche ein. Und dann passieren die halben Sachen. Nicht so sehr wegen der Opposition, aber um die Grünen bei der Koalitionsstange zu halten, musste etwas geschehen.

Schmids sofortige Abberufung, die einzig richtige Entscheidung, wäre ein Schuldeingeständnis gewesen, das der Glorie seiner Unfehlbarkeit schadet. Ob er sich mit der nun beschlossenen Abberufung im Stottermodus einen Gefallen getan hat, ist zu bezweifeln. Das Thema Schmid wird zumindest ein Jahr lang auf dem Tapet bleiben.

Nicht genug der Schmach. Nun will der Öbag-Aufsichtsrat für den Nachfolger Schmids eine internationale Ausschreibung arrangieren. Das ist endlich ein Funken des oft versprochenen Lichts am Ende des Tunnels. Dass die Ausschreibung für Schmid im türkisen Familienkreis erfolgt ist, hat die Beaufsichtiger des Staatsvermögens lange genug gestört. (Günter Traxler, 8.4.2021)