Für eine Gruppe war und ist die Corona-Krise ein besonders harter Schlag: So manchem Arbeitnehmer haben Kurzarbeit und Unternehmensstützen nicht geholfen. Rund 100.000 Menschen mehr stehen heute ohne Job da als vor Ausbruch der Pandemie.

Einem Teil davon greift die Regierung unter die Arme. ÖVP und Grüne verlängern bis Ende Juni die Aufstockung der niedrigeren Notstandshilfe auf das Niveau des Arbeitslosengeldes, das grundsätzlich 55 Prozent des Nettolohns beträgt. Das sollte etwa 220.000 Betroffenen helfen – und ist dennoch nicht genug.

Rund 100.000 Menschen mehr stehen heute ohne Job da als vor Ausbruch der Pandemie.
Foto: APA/ROBERT JAEGER

Statt selektiv vorzugehen, sollte die Koalition das Arbeitslosengeld generell aufbessern. Andernfalls droht sich die soziale Misere gefährlich auszuwachsen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen ist besonders stark gestiegen, und gerade diese Gruppe rutscht leicht in die Armut ab. Der zweimalige Zuschlag, den die Koalition im Vorjahr um 370 Millionen Euro gewährte, wurde der Dimension dieser beispiellosen Krise nicht gerecht.

Was dem Einzelnen hilft, nützt auch der Allgemeinheit: Weil ärmere Menschen den größten Teil ihres Einkommens ausgeben, würde eine zumindest vorübergehende Erhöhung des Arbeitslosengeldes die Wirtschaft ankurbeln, was Österreich bitter nötig hat. Der private Konsum ist hierzulande im Vorjahr deutlich stärker eingebrochen als in Deutschland – nach dem Ende aller Lockdowns gäbe es viel aufzuholen.

Sicher: Mehr Geld mag auch die Motivation mancher senken, sich einen Job zu suchen. Doch solange die Wirtschaft darniederliegt, ist diese Sorge vernachlässigbar. Die allermeisten finden keine Arbeit, weil es schlicht zu wenig davon gibt.

"Koste es, was es wolle", hat die Regierung vor einem Jahr als Motto der Krisenbekämpfung ausgerufen. Für Arbeitslose gilt das offenbar nicht. (Gerald John, 9.4.2021)