Menschen werden krank. Auch jene, die in der Politik sind. Das gehört zum Leben dazu. Dann brauchen sie Zeit, um sich auszukurieren, und Ruhe, um wieder zu genesen. Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) ist erkrankt und wird voraussichtlich Anfang kommender Woche wieder in sein Büro zurückkehren. Damit ist eigentlich alles gesagt, was es dazu zu sagen gibt. Er ist krank. Punkt.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wird voraussichtlich Anfang kommender Woche wieder in sein Büro zurückkehren.
Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Leider gehen jedes Mal, wenn Anschober einen lauteren Huster macht, müde aussieht oder sich tatsächlich für ein paar Tage krankmeldet, die immergleichen Spekulationen auf dem medialen Boulevard und in der gerüchtelüsternen Gaffer-Community in den sozialen Netzwerken los. Dann wird scheinheilig gefragt: Wie krank ist Anschober wirklich? Man unterstellt "Geheimniskrämerei". Es wird doch nicht wieder ...

Was? Ein Burnout sein? Genau das macht das Geraune über den ministeriellen Gesundheitszustand so degoutant. Krankheit ist kein Makel und darf kein Stigma sein. Sie ist privat, und Politikerinnen wie Politiker wissen im Ernstfall selbst am besten, wann ihre gesundheitliche Situation die politische Arbeit unmöglich macht. Da sind Krankheiten klare, oft unerbittliche Taktgeber oder Bremsklötze. Anschober kennt auch das. Er hat 2012 mit seinem Burnout-Bekenntnis und drei Monaten Auszeit etwas Wichtiges gezeigt: Manchmal erzwingt das Leben eine Vollbremsung – aber man kann es wieder in den Griff kriegen. Alles andere geht niemanden etwas an. (Lisa Nimmervoll, 8.4.2021)