Es ist ein wohlbekannter Mechanismus in den USA: Ein Amoklauf sorgt für Entsetzen, reflexartig wird nach Waffenverbot und schärferen Gesetzen gerufen, und nichts passiert – weil die Mehrheiten fehlen oder gegen die Waffenlobby NRA keine Politik zu machen ist, in einem Land mit verfassungsrechtlich verbrieftem Recht auf Waffenbesitz.

Der demokratische US-Präsident Joe Biden.
Foto: EPA/JIM LO SCALZO

Der demokratische US-Präsident Joe Biden ist mit der Absicht angetreten, das zu ändern. Er beginnt mit kleinen Schritten und verlautbarte am Donnerstag die Unterzeichnung einiger Erlässe, die etwa die Verbreitung von Selbstbauwaffen verbieten, von denen eine beim jüngsten Amoklauf in Colorado zum Einsatz kam. Das ist ein guter Ansatz. Ob Biden der erste Präsident sein wird, dem mehr als kurz währende kosmetische Korrekturen gelingen, ist trotz knapper Mehrheiten der Demokraten im Repräsentantenhaus und Senat fraglich.

Soll sich in den USA, in deren Haushalten 40 Prozent der weltweiten Privatwaffen liegen, nachhaltig etwas ändern, muss auch die gesellschaftliche Diskussion auf eine andere Ebene gehoben werden. Da muss Biden sein angebliches Mediationstalent einsetzen – weg von den Verbots- und Verschärfungsreflexen nach Amokläufen und hin zu Gesprächen über die Verantwortung der Einzelnen. Umsichtigkeit und Transparenz im Umgang mit Waffen sollten die neuen Schlagworte der Debatte werden. Dann schwindet der Widerstand in der Bevölkerung – und damit vielleicht auch der Stillstand irgendwann. (Manuela Honsig-Erlenburg, 8.4.2021)