Es war ein legendäres Lokal, wenn auch nicht für seine gute Küche berühmt, wie STANDARD-Restaurantkritiker Severin Corti persönlich – auf vielfachen Userwunsch – erschmecken durfte. Das Lokal an der Linken Wienzeile, die Gräfin vom Naschmarkt, bleibt dauerhaft geschlossen, die Betreibergesellschaft wurde aufgelöst. Das Inventar – von Möbel bis Aschenbecher wurde bereits im Herbst bei einem Flohmarkt verkauft.

Die Gräfin vom Naschmarkt.
Foto: Robert Newald

Dass dort eher unterdurchschnittliche Essensqualität auf den Tisch kam, war nicht nur auf Tripadvisor nachzulesen, wo eine Vielzahl an Negativkommentaren (unfreundliches Personal, Touristenfalle, überteuertes Essen) von enttäuschten Wien-Touristen und daher eine Vielzahl an schlechten Bewertungen zu finden sind. Diese Kritiken wiederum mundeten den Betreibern ganz und gar nicht, und sie reagierten vor einigen Jahren auf die Bewertungen mit teils heftigen Postings, in denen sie sich beschwerten, dass die Klagen erst nach der erfolgten Konsumation gekommen seien.

Die umfangreiche Kritik von STANDARD-Restaurantkritiker Severin Corti aus dem Jahr 2018, der das dort servierte Schnitzel als "Bröselteppich mit Semmelflummi" bezeichnete, führte gar zu einer Beschwerde beim Presserat. Dieser urteilte allerdings, dass die Meinungsfreiheit im Fall von Restaurantkritiken besonders weit gehe.

Severin Corti kostete sich 2018 durch die gräfliche Speisekarte.
Foto: Severin Corti

Auf Social Media wird dem Lokal nachgetrauert als Kultlokal, in dem man spätnachts noch auf einen überteuerten Spritzer oder Toast gehen konnte. Schöner Grusel eben – dem Schnitzel wird kaum jemand nachtrauern. (ped, 9.4.2021)

Update: Die Auflösung der Betreibergesellschaft wurde nachträglich ergänzt.