Besonders anziehend sind Knaben im Rudel, wurscht, ob es sich um ein blaues Kärntner Rudel oder um ein türkises ostösterreichisches handelt.

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Österreich ist weltberühmt für seine Berge und Seen, die Sachertorte und die Staatsoper. Andererseits ist Österreich keineswegs berühmt für seine Knabenliebe, und dies, obwohl die Knabenliebe der Österreicher global ihresgleichen sucht. Gegen die hiesige Knabenliebe ist selbst die Knabenliebe der alten Griechen ein Lercherl.

Wo immer ein junger Zipfelträger in Erscheinung tritt, liegt halb Österreich auf der Stelle flach. Knaben werden verehrt, verhätschelt, vergöttert, gebauchpinselt oder auch begeistert gewählt, sollten sie sich für eine politische Karriere entschieden haben. Pfeif auf die Quote, pfeif auf die Weiber! Je knabenhafter, je jünger, desto besser die Wahlchancen. An der Wahlurne schrammen Österreicherinnen und Österreicher haarscharf an der Pädophilie entlang.

Jungzipfel

Woher diese Begeisterung für die Jungzipfel? Weil sie einfach supergeil ausschauen: schlaksige Körper, knackige Ärschlein, ein süßes Fläumchen um den Mund, ein kicksendes Stimmchen, das die emotionale Zerbrechlichkeit der Pubertät heraufbeschwört. Wie meinte Mephistopheles in einer schwülstigsten Anwandlung in Faust II? "Sie wenden sich – von hinten anzusehen! – Die Racker sind doch gar zu appetitlich!"

Mädchen, sofern nicht gerade prinzipiell Zipfelverächterinnen, finden Knaben naturgemäß reizend. Reifere Damen genießen die Gefühlsunentschlossenheit, ob sie mit Knaben lieber schlafen würden oder sie eher gern als Schwiegersöhne hätten. Auch bei Homosexuellen jeden Alters haben Knaben einen Stein im Brett.

Besonders anziehend sind Knaben im Rudel, wurscht, ob es sich um ein blaues Kärntner Rudel oder um ein türkises ostösterreichisches handelt. Selbst die sonst knallhart auf Genderparität abonnierten Grünen setzten vor Jahren auf den Knabenwahn und drückten ihrem Jungstar Julian Schmid, allerdings vergeblich, Kusslippen auf den ganzen Körper.

Leider haben Knaben auch Nachteile: Sie sind begriffsstutzig, unnütz aggressiv und emotional meist voll daneben. Wenn’s blöd hergeht, stürzen sie ein Bundesland in die Pleite, verzocken aus Gier und Geltungssucht die Staatsfinanzen oder demolieren die Demokratie. Das ist in Österreich allerdings auch wurscht. In diesem Fall setzt beim Wahlvolk der "Sind halt Buben"-Reflex ein, und wir wählen die appetitlichen Racker erst recht noch einmal. (Christoph Winder, 10.4.2021)