Lars Eidinger in der dritten Staffel von "Babylon Berlin": eine Serie aus Deutschland, produziert von Sky, ARD, Degeto und Beta Film.

Foto: Frédéric Batier/X Filme Creative Pool GmbH/ARD Degeto Film GmbH/Sky Deutschland/WDR/Beta Film GmbH

Kurz vor der anstehenden Händlermesse Mip TV hat die Europäische Audiovisuelle Informationsstelle neue Zahlen zur Produktion von fiktionalen Filmen und Serien für Fernsehen und Streamingdienste in Europa veröffentlicht. Bei der Mip TV treffen in Cannes für gewöhnlich Rechtehändler aus der ganzen Welt zusammen. Dieses Jahr findet die Veranstaltung ab 12. April Corona-bedingt nur digital statt.

Europas Rechtehändler können trotzdem optimistisch in die Zukunft blicken. Der Produktionslevel bleibt laut diesen Zahlen hoch. Der Plafond scheint allerdings vorläufig erreicht. Im Gesamtscore ergibt sich zudem eine Verschiebung der Formate: Immer mehr Serien werden produziert, dafür weniger TV-Filme.

Demnach wurden 2019 – also noch vor Corona – in der Europäischen Union mehr als 1.000 Titel und 12.500 Stunden an audiovisueller Fiktion produziert. In diesem Bericht bezieht sich ein "Titel" entweder auf einen TV-Film oder eine TV-Staffel.

Die Ergebnisse im Detail:

  • Das Volumen der fiktionalen Produktion ist von 2016 bis 2018 gestiegen – angetrieben durch Serien mit zwei bis 13 Episoden pro Staffel. Insgesamt gingen die produzierten Episoden und Stunden 2019 leicht zurück. Die Zahl der Fernsehfilme ist hingegen deutlich rückläufig.
  • Auf Platz eins der produzierten TV-Fiktion liegt Deutschland mit 1.753 Stunden 2019, auf Platz zwei liegt Spanien mit 1.475 produzierten Stunden, gefolgt von Großbritannien mit 1.167 Stunden. Die meisten Serienstunden produzierte Großbritannien (636), gefolgt von Deutschland (590) und Frankreich (376).
  • Fernsehfilme haben eine hohe Präsenz in Deutschland, Frankreich und Italien. Lang laufende Soaps finden in Spanien, Polen und Griechenland das meiste Gefallen.
  • Deutschland ist das führende fiktionale Produktionsland in Europa in Bezug auf die Anzahl der produzierten Titel, Episoden und Stunden zwischen 2015 und 2019. Allerdings sind die Titel zurückgegangen, wobei ein Wechsel von Fernsehfilmen zu Zwei- bis 13-Episoden-Serien stattgefunden hat.
  • Im Jahr 2019 produzierte Deutschland die meisten Titel, Polen die meisten Episoden und Spanien die meisten Stunden.
  • Private Betreiber nehmen 33 Prozent der Titel und 61 Prozent der produzierten Stunden ein. Öffentlich-rechtliche Broadcaster investieren vergleichsweise mehr in TV-Filme als private. Diese wiederum setzen stärker auf lang laufende Soaps.
  • Wichtigster Auftraggeber für europäische Produktionen sind ARD, RTL Group, Warner Media, ZDF und ITV – gerechnet in Titeln. Bei den produzierten Stunden ist Warner voran, gefolgt von RTL, ARD, Mediawan und Endemol/Shine.
  • Fast 1.200 Produktionsfirmen/Gruppen haben zwischen 2015 und 2019 mindestens einen TV-Fiction-Titel produziert.
  • Rund 10.000 Drehbuchautoren und 4.400 Regisseure waren aktiv an der Produktion von AV-Fiction zwischen 2015 und 2019 beteiligt. (prie, 12.4.2021)