Der Text der Plattform "Zur Sache" stellt bloße Vermutungen in den Raum.

Foto: Screenshot Zur Sache

Wien – "Schmutzkübelkampagne", "Tarnkappenjournalismus", "Machtmissbrauch": Es sind heftige Worte, mit denen der "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk auf Twitter um sich wirft. Grund der Empörung ist ein Beitrag der ÖVP-Blogplattform "Zur Sache".

Unter dem Titel "Das Kartenhaus der Opposition bricht zusammen" erhebt der Autor Peter Stöckl darin Vorwürfe gegen Klenk in Zusammenhang mit dem Ibiza-Video und der Befragung von Julian H. Die Ausschnitte des Ibiza-Videos würden zeigen, dass der von Ex-FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache erwähnte Parteisponsor Porsche weder von den Journalisten der "Süddeutschen Zeitung" noch von jenen des "Spiegel" oder des "Falter" erwähnt worden sei.

Der Grund dafür, so mutmaßt der Autor Stöckl, sei in der Struktur des Falter-Verlags zu finden, Stöckl nennt Anteile des Porsche-Aufsichtsrats Hans Michel Piëch am "Falter" als Grund für die Nichterwähnung: "Interessant: Somit hält ein bekanntes Mitglied der Autokonzern-Dynastie Porsche mehr Anteile an der Regionalzeitung 'Falter' als der Chefredakteur Florian Klenk (10,00 %)."

Belege für diese Vermutung finden sich nicht, in der Folge werden Fragen in den Raum gestellt:

"Intervenierte er, damit der Name 'Porsche' im Mai 2019 nicht genannt wurde? Gab es jetzt Absprachen zwischen Krainer, Krisper und Klenk? Ist es wirklich Zufall, dass SPÖ und Neos im Ibiza-U-Ausschuss gerade jetzt die Zulässigkeit des Video-Urhebers anzweifeln? Oder verfolgt die Opposition wieder eigene Interessen und versucht den 'Falter' zu schützen, um einen Verbündeten für ihre Sache nicht zu beschädigen?"

Bewerfen mit "Dreck"

Klenk verwahrt sich auf Twitter gegen die Anschuldigungen und ortet dahinter ein System, das Journalisten bewusst öffentlich diskreditiert: "Durch das öffentliche Stellen von 'kritischen' Fragen bewirft man JournalistInnen, die gerade recherchieren, mit Dreck. Dann setzt man Fotos dazu, wo sie blöd aussehen, und verbreitet das mit 'Sponsored Posts' in allen Kanälen. Auf den ersten Blick sieht das dann wie ein frisches neues Medium aus. Aber es ist nur Machtmissbrauch. Denn die Fragen wurden mir nie gestellt, sonst hätte ich sie entkräftet."

Zu behaupten, Klenk habe das Ibiza-Video in Sachen Porsche manipuliert, sei "absoluter Unsinn", twittert der "Falter"-Chefredakteur. Zudem sei er nie im Besitz des Videos gewesen. "Ich hätte also auch nix rausschneiden können", argumentiert Klenk. Jetzt probiere es die ÖVP "eben im Orbán-Style. Mit persönlichen Angriffen und Untergriffen, getarnt als 'Journalismus'."

Für Irritationen sorgt auch, dass Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) den Text retweetet hat. Zudem hat er ihn auf Facebook mit seinen 955.000 Fans geteilt.

Presseclub Concordia kritisiert Kurz

Kritik kommt auch vom Presseclub Concordia: "Der für Medienpolitik zuständige Bundeskanzler verbreitet einen Artikel, in dem die Arbeit von renommierten Journalisten mittels einer Fülle rhetorischer Fragen diskreditiert wird (und der als Krönung journalistische Sorgfalt einmahnt)", heißt es auf Twitter.

Der Titel des "Zur Sache"-Blogbeitrags nimmt Bezug auf einen Artikel der Wochenzeitung "Politico", in dem das System der türkisen Regierung als in sich zusammenfallendes "House of Kurz" beschrieben wird. "Zur Sache" ist eine Politikblogplattform des ÖVP-Parlamentsklubs unter der Leitung des ehemaligen Journalisten Claus Reitan.

Die ÖVP und der "Falter" liefern sich derzeit auch eine gerichtliche Auseinandersetzung rund um die Kosten für den vergangenen Nationalratswahlkampf. Wie berichtet, war die These der Stadtzeitung zur geplanten Wahlkampfkostenüberschreitung und Täuschung der Öffentlichkeit zulässig, die Behauptung zur Überlistung des Rechnungshofes nicht. Das Urteil ist nicht rechtskräftig. (red, 9.4.2021)