Nazi-Relikte im Management

Flexibel", "wirtschaftlich" oder "leistungsbereit" hört man im Management oft. Man findet die Wörter auch in den Managementtheorien der Nationalsozialisten, zeigt Johann Chapoutots neues Buch. "Der Führer gab die Richtung vor, die Geführten setzten die Vorhaben selbstständig um", erklärt der Historiker das erstaunlich nicht autoritäre Konzept, das auf Leistung "durch Freude" – für nicht rassistisch oder politisch Verfolgte – abzielte. "Zwar gab es keine Tischkicker, Yoga-Kurse oder Chief Happiness Officers, aber das Prinzip und der Geist waren die gleichen." Man kümmerte sich um das Wohlbefinden, wollte aber eigentlich die Produktivität steigern, auch die Freiheit war Fassade. Wie das Nazi-Management und -Vokabular bis in die heutige Leistungsgesellschaft wirkt, erzählt Chapoutot eindrücklich am Werdegang Reinhard Höhns, SS-Oberführer und NS-Jurist, der nach dem Krieg eine Management-Akademie gründete. (set)

Johann Chapoutot, "Gehorsam macht frei". € 22,– / 176 Seiten. Propyläen, Berlin 2021

Bild nicht mehr verfügbar.

Zwei aktuelle Bücher laden dazu ein, Gewohntes zu hinterfragen.
Foto: Getty Images

Rütteln an der Rolle der Personalchefs

Wirtschaftspsychologe Uwe Peter Kanning ist in seinem aktuellen Buch (200 Publikationen gingen diesem voran) schon etwas grantig: Statt sich an Erkenntnissen der Forschung zu orientieren, folge man in Personalabteilungen lieber Modethemen oder vertraue auf Traditionen. Das führe selten zu Gutem und letztlich aktuell dazu, dass beim Thema Einsparungen die Personalabteilung ganz oben auf der Liste stehe – weil sie kein besonders hohes Ansehen genieße. Quasi selber schuld, so der Professor aus Osnabrück, aber änderbar. Folglich dekliniert er für sämtliche Aufgabenbereiche der Personaler Professionalität, Überprüfbarkeit und strategische Validität anhand seiner Forschungsdarlegung durch. Er definiert die gerne als Buzzwords in Diskussionen geworfenen Begriffe und macht die Sache via Links zu Youtube-Tutorials praktisch. Es ist ein Arbeitsbuch, keines der vielen Diskussionswerke zum Thema. (kbau)

Uwe Peter Kanning, "Crashkurs Personalpsychologie". € 25,50 / 204 Seiten. Haufe Freiburg, 2021

(12.4.2021)