Wien – Für biologisch Produziertes, für fair Gehandeltes oder nachhaltig Angebautes: Gütesiegel gibt es für beinahe alle Produkte und Dienstleistungen. In Wien wurde am Freitag eine weitere Initiative vorgestellt, die Unternehmen nun auch für ihren Fortschritt im Klimaschutz mit einer Art Siegel auszeichnen will. Die privatwirtschaftliche Initiative "Let’s go for zero" – bezugnehmend auf das Ziel der Klimaneutralität – soll heimischen Betrieben dabei helfen, einen Überblick über die eigene Treibhausgasreduktion zu erhalten.

Zeit, darauf zu warten, dass die Politik entsprechende Vorgaben mache, gebe es in der Klimakrise nicht, erklärte Initiatorin Petra Hartl die Motivation für das Klimasiegel. "Unternehmen brauchen Orientierung, viele stehen erst ganz am Anfang." Vor allem für kleine und mittlere Unternehmen gebe es derzeit keine verbindliche Vorgehensweise, um die betriebsinternen Emissionen zu senken. Eine Umstellung sei jedoch nötig, sagte Hartl. Immerhin hat sich Österreich offiziell vorgenommen, bis 2040 klimaneutral zu wirtschaften. Zwischenziel sei eine Treibhausgasreduktion von minus 55 Prozent bis zum Jahr 2030 im Vergleich zu 2005, hieß es in der Pressekonferenz am Freitag.

Bis 2040 soll Österreich klimaneutral sein. Vielen Betrieben fehlen Richtlinien auf dem Weg dorthin.
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Über ein Eingabetool für Treibhausgasemissionen sollen Unternehmer den eigenen Klimaerfolg besser nachverfolgen können. Das Zertifikat sei TÜV-geprüft, betonte die Initiatorin. Ob Betriebe tatsächlich auch jene Emissionen wie angegeben reduzieren, soll stichprobenartig kontrolliert werden. Bei größeren Unternehmen sei das laut Hartl im Rahmen von Umweltmanagementsystemen möglich.

Zwei verschiedene Modelle

Die Initiative zielt jedoch nicht gänzlich auf "zero", also null Emissionen ab. Betriebe können auswählen, ob sie die Emissionsreduktion nur im Mobilitätssektor oder für den Fuhrpark und den Energiebedarf nachverfolgen möchten. Momentan sei die Verbesserung des Fußabdrucks für kleine und mittlere Betriebe freiwillig, erklärt Hartl. Durch die Initiative sollen Unternehmer motiviert werden, Maßnahmen bereits jetzt zu treffen, bevor diese gesetzlich vorgeschrieben werden.

Die Initiative selbst, die nach eigenen Angaben in den kommenden Jahren "ein paar Tausend" Unternehmen an Bord holen will, geht dabei nicht leer aus. Wer sich mit dem Siegel schmücken will, muss dafür Geld in die Hand nehmen: Je nach Unternehmensgröße liegt die Beitrittsgebühr zwischen 300 und 2400 Euro; hinzu kommt eine jährliche Teilnahmegebühr von 100 bis 500 Euro.

Bisher haben sich laut Hartl rund 20 Betriebe an dem Projekt beteiligt – dazu zählen etwa der Biohof Adamah, der Nudelproduzent Wolf und der Kochgeschirrhersteller Riess. Darüber hinaus ist der Bundesverband der Rauchfangkehrer mit rund 300 Mitgliedsbetrieben mit an Bord.

Einen solchen "Emissionstracker" gab es hierzulande bisher nicht. Sehr wohl aber das österreichische Umweltzeichen, ein staatlich vergebenes Gütesiegel für ökologische Wirtschaft. (lauf, 10.4.2021)