Fachhochschulen haben ein weltweites Netzwerk an Partnerhochschulen, das laufend ausgebaut und erweitert wird. So hat im Oktober vergangenen Jahres die IMC FH Krems einen Kooperationsvertrag mit der südkoreanischen Hanyang University ERICA unterzeichnet. Dank des Abkommens können Studierende der Wirtschaftsstudiengänge sowie des Bachelorstudiengangs Informatics ein Austauschsemester an der Uni in Südkorea verbringen. Im November wurde ein Kooperationsvertrag der IMC FH Krems und der ägyptischen Universität des 6. Oktobers unterzeichnet. Darin wurde vereinbart, dass die Fachhochschule zwei Bachelorstudiengänge, "Tourism and Leisure Management" sowie "Business Administration" ab dem kommenden Wintersemester an der ägyptischen Privatuniversität durchführt.

Gemeinsames Forschen

Fachhochschulen kooperieren aber auch innerhalb des Hochschulsektors. Die gemeinsame Forschung ist bei vielen das zentrale Thema. So startete im Jänner an der FH Joanneum und der Medizin Uni Wien das Forschungsvorhaben Lethe, bei dem ein datenbasiertes Vorhersagemodell zur Früherkennung des individuellen Demenzrisikos sowie eine Methode der digitalen Intervention zur Vorbeugung einer Verschlechterung der geistigen Leistungsfähigkeit entwickelt werden. Das Institut eHealth der FH Joanneum leitet dies, die Medizinische Universität Wien ist als leitendes klinisches Zentrum dabei. Mit sechs Millionen Euro aus dem europäischen Programm für Forschung und Innovation (Horizon 2020) wird das Projekt über vier Jahre gefördert, insgesamt arbeiten fünfzehn internationale Partner dabei zusammen.

"Probleme lassen sich am besten gemeinsam lösen. Das zeigt aktuell die Corona-Pandemie, das gilt aber auch für alle anderen Herausforderungen, die unsere Gesellschaft zu bewältigen hat", sagt Heimo Sandtner, Vizerektor für Forschung und Entwicklung an der FH Campus Wien. Das sei für ihn auch ein starkes Motiv für Kooperationen innerhalb des Hochschulsektors. Ein Beispiel ist das Center for Technology and Society (CTS). Als Nachfolgeprojekt der "Zukunft Hochschule" wurde das Projekt 2019 von Sabine Seidler, Rektorin der Technischen Universität (TU) Wien initiiert. Neben der TU Wien und der Universität Wien sind auch die Fachhochschulen Technikum Wien und Campus Wien mit dabei. Ziel des Centers ist die interhochschulische Zusammenarbeit in Forschung, Lehre und Third Mission. Finanziert wird das CTS durch Direktsubvention (BM für Bildung, Wissenschaft und Forschung (BMBWF), Drittmittel sowie zweckgebundene Zuwendungen.

Interdisziplinäres Forschungsprojekt

Unter der Leitung der FH Campus Wien startete im April das interdisziplinäre Forschungsprojekt LICA – Linked Care, ein digitales Dokumentationssystem, das den Informationsfluss zwischen Klienten, mobiler Pflege und Betreuung, Angehörigen, 24-Stunden-Betreuenden, Ärzten, Apotheken und Therapeuten gewährleisten soll. Pflege- und Betreuungspersonen soll auf einem Blick in einem Pflege-Summary alle relevanten Daten zur Verfügung stehen. "Mit dem Kompetenzzentrum für Angewandte Pflegeforschung der FH Campus Wien und unserem Masterstudiengang Health Assisting Engineering steigen wir bereits interdisziplinär ins Projekt ein. Stark unterstützt von der TU Wien und mit einer Anschubfinanzierung des CTS arbeiten wir im Projekt unter anderem mit der Universität Wien und elf weiteren Partnern zusammen", sagt Sandtner.

Fachhochschulen mit einer starken anwendungsorientierten Forschung und Universitäten mit einem stärkeren Fokus auf Grundlagenforschung würden sich generell gut ergänzen, so Sandtner. Und das wiederum könne helfen, das Profil des jeweiligen Forschungspartners zu schärfen. Den wissenschaftlichen Horizont zu erweitern und an neuen Forschungsprojekten mitzuwirken, das sind auch die Erwartungen, die die Fachhochschule in innerhochschulische Kooperationen setzt.

Bei Kooperationen stehen immer Personen im Zentrum. Wenn sie zusammenarbeiten wollen, dann tun sie das auch. So etwas lasse sich nur schwer verordnen. Für die Zukunft würde sich Sandtner noch mehr und noch intensivere Zusammenarbeit innerhalb des Sektors wünschen. Das größte Hindernis sei aber die extreme Auslastung an den Hochschulen. "Die Ressourcenfrage hemmt viele Ideen für Kooperationen."

Doktoratsstudien sind an Fachhochschulen auch weiterhin nur in Kooperation mit einer Universität möglich.
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In Kooperation zum Doktortitel

Mit dem Promotionsrecht werden Fachhochschulen auch in nächster Zukunft nicht ausgestattet sein. Doktoratsstudien sind an Fachhochschulen auch weiterhin nur in Kooperation mit einer Universität möglich. Das bedeutet aber auch, dass Forschungskarrieren an den Fachhochschulen kaum möglich sind. Mit dem Förderprogramm doc.funds. connect soll hier eine Lücke geschlossen werden. Im Auftrag des Bildungsministeriums werden ab Herbst vom Wissenschaftsfonds FWF in Kooperation mit der Christian Doppler Forschungsgesellschaft (CDG) über dieses Programm gemeinsame Doktoratsstudien von Fachhochschulen und Universitäten gefördert. Wichtigste Voraussetzung ist, dass mindestens fünf Forscher aus beiden Hochschultypen an der Forschung beteiligt sind. Die Grundfinanzierung erfolgt durch die Unis und die FHs – sie müssen etwa die nötige Infrastruktur bereitstellen.

Über eine Dauer von vier Jahren werden die Personalkosten für maximal fünf Doktoranden, Ausbildungskosten von bis zu 5000 Euro pro beantragter Doktoranden-Stelle und pro Jahr sowie fünf Prozent allgemeiner Projektkosten übernommen. Dafür stehen fünf Millionen Euro zur Verfügung, voraussichtlich können vier bis fünf Projekte gefördert werden.

Großes Interesse

Die erste Ausschreibungsrunde ist bereits zu Ende. 28 Anträgen wurden eingereicht. "Die Erwartungen des FWF wurden weit übertroffen", sagt Birgit Woitech, FWF-Programm-Managerin. Man habe mit etwa der Hälfte gerechnet. "Erfreulich ist, dass Doktoratsprogramme aus allen Bundesländern eingereicht wurden und auch viele unterschiedliche Fachhochschulen daran beteiligt sind." Nun laufe die Begutachtung, eine Entscheidung werde es im Herbst geben. Mit dem Programm soll die Zusammenarbeit am österreichischen Hochschulsektor intensiviert und gleichzeitig Forschungskarrieren an Fachhochschulen ermöglicht werden. Schon bisher gab es kooperative Doktoratsprogramme an den Fachhochschulen.

So kooperieren die FH Technikum Wien und TU Wien seit dem Wintersemester 2018/19 im Rahmen eines gemeinsamen Doktoratskollegs zu "Resilient Embedded Systems". An der FH Joanneum gibt es seit 2018 eine Vereinbarung, die es den wissenschaftlichen Mitarbeitern der FH ermöglicht, ein Doktoratsstudium an der Technischen Universität (TU) Graz zu beginnen. Auch an der IMC FH Krems werden PhD-Projekte in Kooperation mit der Med-Uni Wien, der Universität Wien, der TU Wien und der Donau-Universität Krems durchgeführt.

Aber nicht nur österreichische Unis sind Kooperationspartner, auch auf internationaler Ebene wird zusammengearbeitet. Die FH Burgenland beispielsweise bietet zwei Doktoratsprogramme mit osteuropäischen Partnerunis an. Die FH Vorarlberg kooperiert neben der Uni Innsbruck auch mit der Universität Agder in Norwegen. (Gudrun Ostermann, 13.4.2021)