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Tausende Ausländerinnen und Ausländer bekamen in Belgrad ihre – zumindest – erste Spritze gegen Covid.

Foto: REUTERS/Zorana Jevtic

Begonnen hat es mit Neugier. Geendet hat es für Ivanka mit insgesamt 16 Stunden Fahrt, 300 Euro weniger in der Geldtasche und einer Corona-Impfdosis im Körper – verabreicht in Belgrad. Die Wienerin, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung stehen haben will, und ihre Tochter gehören zu jenen sogenannten Impftouristen, die sich in Serbien gegen Covid-19 immunisieren ließen. Sie haben es noch rechtzeitig geschafft, denn am Donnerstag hat die Regierung in Belgrad die Impfung ausländischer Bürger vorerst gestoppt.

Bereits im Februar, sagt die 61-jährige Ivanka zum STANDARD, hatten ihre 33-jährige Tochter und sie versucht, sich online bei der entsprechenden Plattform für eine Impfung anzumelden. Damals habe es für Ausländer aber nicht funktioniert. "Am 22. oder 23. März hat meine Tochter von einer Freundin gehört, dass es nun geht. Da haben wir uns aus Neugier angemeldet", sagt Ivanka. Und siehe da: Es klappte.

Die österreichische Staatsbürgerin Ivanka lebt seit 1991 in Wien. Geboren ist sie in Kroatien, in Belgrad hat sie auch eine Zeitlang gelebt. "Wir kennen die Kultur, wir haben davor keine Scheu", sagt sie. Schon zwei Tage später stand fest, dass es einen Trip nach Serbien zu planen gab. "Wir haben per Mail einen Impftermin für 27. März um die Mittagszeit in Belgrad bekommen."

Vorab, sagt sie, konnte man aus fünf Impfstoffen auswählen. Ivanka und ihre Tochter kreuzten Astra Zeneca, Pfizer/Biontech sowie Moderna an, Sputnik V und das chinesische Präparat Sinopharm ließen sie aus.

Autolawine nach Serbien

Einen Tag vor dem Termin, am 26. März, ging die Reise schließlich los. Sie machten zur Sicherheit einen PCR-Test, um an den Grenzen nach Ungarn und dann Serbien nur ja keine Probleme zu bekommen. "Wir haben eine Lawine an Autos gesehen, aus Österreich, Deutschland, aus den Niederlanden. Ich bin mir sicher, die sind alle zum Impfen nach Serbien gefahren."

Nach zähem Verkehr und insgesamt acht Stunden Autofahrt checkten sie im Hotel Radisson ein, nicht weit weg von der Impfstation. Auch hier, sagt Ivanka, sah sie viele Ausländer, "Deutsche, Niederländer, Bulgaren, Italiener".

Einen Tag später warteten Ivanka und ihre Tochter nicht ab, sie gingen gleich in der Früh zur Impfstation. "Da war schon sehr viel los, vor allem Bosnier waren in der Warteschlange." Sie entschieden, sich gleich anzustellen. Eine Stunde später, um halb neun, waren sie geimpft – mit Astra Zeneca. "Ich glaube, den haben wir bekommen, weil der sonst abgelaufen wäre."

Vakzin war gratis

Das Impfprozedere hat sie als sehr organisiert wahrgenommen. Viele Studierende halfen vor allem bei den Ausländern mit. Weitere acht Stunden Autofahrt später saßen die beiden schon wieder in ihrem Zuhause. "Von der Anmeldung bis zu Impfung ist gerade einmal eine Woche vergangen." Der Impfstoff selbst war gratis, die Spesen beliefen sich auf rund 300 Euro. Hier in Österreich, schätzt sie, wäre sie frühestens im Mai drangekommen, ihre Tochter noch viel später.

Nun ist das serbische Impfprogramm für Ausländer vorerst wieder unerreichbar. Ministerpräsidentin Ana Brnabić erklärte am Donnerstag, das Hauptaugenmerk gelte jetzt den Einheimischen. Die zwischenzeitliche Gelegenheit zum Impftourismus erklärte sie damit, dass bei 20.000 bis 25.000 Dosen des Astra-Zeneca-Impfstoffs das Haltbarkeitsdatum abzulaufen drohte. Deshalb konnten sich am letzten Märzwochenende insgesamt 22.000 Ausländer impfen lassen, darunter auch 40 Schlüsselarbeitskräfte des Salzburger Kranherstellers Palfinger.

Was bedeutet der Stopp nun für Ivanka und seine Tochter? "Uns wurde gesagt, dass wir den zweiten Impftermin Ende Mai, Anfang Juni haben und wir per Mail informiert werden", sagt die 61-Jährige. Wenn nichts kommt, werden sie in Österreich auf die zweite Spritze warten. Den ersten Schutz aber, den ihnen ein Dokument in kyrillischer und englischer Schrift bestätigt, kann ihnen niemand mehr nehmen. (Kim Son Hoang, 10.4.2021)