Ein kalifornisches Kind bei seiner Rückkehr in den Kindergarten in Los Angeles. In dieser Region waren von den vom Pims betroffenen Kindern mehr als 70 Prozent Latinos.

APA / EPA / Etienne Laurent

Wien/Graz – Beginnen wir mit der guten Nachricht: "Dass Kinder schwer an Covid-19 oder Folgen davon erkrankten, kam in Österreich bis jetzt sehr selten vor", sagt Volker Strenger. Der Spezialist für Viruserkrankungen bei Kindern an der Med-Uni Graz führt regelmäßig Erhebungen durch und hat einen guten Überblick über schwere CoV-Erkrankungsfälle bei Kindern. "Nur etwas mehr als 20 Kinder mussten auf Intensivstationen behandelt werden", sagt Strenger. "Gestorben ist daran kein einziges."

Diese Fälle betreffen vor allem multientzündliche Erkrankungen, konkret: das sogenannte Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome (Pims). Zu den bekannten Symptomen von Pims zählen Fieber, Entzündungen an mehreren Organen sowie eine bestätigte Coronavirus-Infektion. Wie nun eine neue US-Studie im Fachblatt "JAMA Pediatrics" zeigt, traten diese Fälle vor allem bei Kindern auf, die bei ihrer Infektion wenig oder keine Covid-19-Symptome gezeigt hatten.

Warum der Körper der betroffenen Kinder zwei bis zwei bis fünf Wochen nach der Infektion mit diesen vielfachen Entzündungen reagiert, ist noch nicht geklärt. In der Untersuchung zeigte sich zudem – wie nicht weiter überraschend – eine Häufung der Fälle mit den jeweiligen Corona-Wellen in den USA, wie das Medizinerteam um Ermias Belay berichtet.

Mehrere betroffene Organe

Die neue US-Studie untersuchte rund 1.700 Fälle aus dem Zeitraum März 2020 bis Januar 2021. 90 Prozent der betroffenen Kinder litten unter gesundheitlichen Beschwerden, die mindestens vier Organe betrafen. Vor allem das Herz war betroffen, aber auch der Magen-Darm-Trakt.

In den USA wurden 24 Todesfälle im Zusammenhang mit Pims registriert. "Diese Todesfälle traten vermutlich zu Beginn der Pandemie auf", meint Strenger. "Nach mehr als einem Jahr Pandemie wissen wir heute viel besser, wie man Pims rechtzeitig erkennen und gut behandeln kann." Und wie Strenger noch einmal betont, ist das Auftreten dieses entzündlichen Multisystem-Syndroms sehr selten und beträgt vermutlich nicht einmal 1 zu 1.000 CoV-Infektionen. (tasch, 11.4.2021)