Das richtige Absperren kann helfen, Fahrraddiebe abzuschrecken. In diesem Fall wurden einige Grundregeln missachtet.

Foto: TOPPRESS Austria/Karl Schöndorfer

Wien – Obwohl das Corona-Jahr 2020 für einen echten Fahrradboom sorgte, ging die Zahl der Radldiebstähle erfreulicherweise erneut zurück. Zum ersten Mal seit der Jahrtausendwende sank die Zahl der in Österreich gestohlenen Fahrräder unter die 20.000er-Marke. Insgesamt 18.080 Räder wurden 2020 entwendet, das waren 2.724 oder 13,1 Prozent weniger als noch im Jahr davor, wie das Innenministerium bekanntgab. Was gleich blieb: Die meisten Diebstähle, nämlich rund zwei Drittel, passieren in den Landeshauptstädten.

Das Negativranking in Sachen Raddiebstahl gemessen an der Einwohnerzahl führt Salzburg mit 80 gefladerten Bikes pro 10.000 Bewohner an. Auf den unrühmlichen Plätzen folgen Linz (55), Innsbruck (46), Klagenfurt (39) und St. Pölten sowie Wien (jeweils 36). Nach absoluten Zahlen wird natürlich in Wien am meisten entwendet: In der Bundeshauptstadt wurden 2020 insgesamt 6.838 Räder als gestohlen gemeldet, gefolgt von der Stadt Salzburg mit 1.244 und Linz mit 1.143.

Nur Langfinger im Ländle waren fleißiger

Abgesehen von Vorarlberg wurden im Jahr 2020 in allen Bundesländern weniger Fahrräder gestohlen als im Jahr 2019. Den stärksten prozentuellen Rückgang verzeichnete Kärnten mit minus 32,9 Prozent vor Tirol mit minus 28,9 Prozent.

Für den Verkehrsclub Österreich (VCÖ) eine konstant erfreuliche Entwicklung, wie Sprecher Christian Gratzer erklärte: "Auch schon vor der Covid-19-Pandemie war die Zahl der Fahrraddiebstähle rückläufig, im Vorjahr wechselten zum sechsten Mal in Folge weniger Fahrräder unerlaubt den Besitzer. Im Vergleich zum Jahr 2015 ging im Vorjahr die Zahl der Fahrraddiebstähle um rund 10.000 zurück." Der VCÖ-Sprecher betont, dass es weiter Initiativen braucht, um im öffentlichen Raum als auch bei Wohn- und Bürogebäuden mehr Fahrradstellplätze zu schaffen.

Denn solche Abstellplätze seien zugleich eine wichtige Diebstahlprävention. "Bei der Anzahl der Abstellplätze für Fahrräder gibt es vielerorts noch großen Aufholbedarf. Im öffentlichen Raum sind in Einkaufsstraßen, vor Geschäften, bei Bahnhöfen und für die Zeit nach Corona auch bei Freizeiteinrichtungen und Sportanlagen ausreichend Abstellplätze für Fahrräder wichtig", betont Gratzer. Für Kinder und Jugendliche brauche es zudem gute Fahrradabstellmöglichkeiten bei Schulen.

Mehr Bewusstsein für Diebstahlschutz

Dass seit dem Jahr 2015 Jahr für Jahr weniger Fahrräder gestohlen werden, ist für den VCÖ auch auf die Folge des gestiegenen Bewusstseins, abgestellte Radeln immer abzusperren. Auch die Qualität der verwendeten Schlösser nimmt zu, was Dieben das Leben schwer macht. Die VCÖ-Tipps gegen Fahrraddiebstahl: Beim Absperren darauf achten, dass der Rahmen mit dem Schloss an einem Fahrradbügel befestigt wird. Hängt man nur das Vorderrad am Fahrradständer an, kann das Rad abmontiert und der Rest des Fahrrads gestohlen werden. Schnellspanner bei Sattel und Vorderrad am besten durch Sicherheitsschrauben ersetzen.

Während die Zahl der Diebstähle rückläufig war, stieg die Aufklärungsquote. Zwar dümpelt sie mit nur acht Prozent noch immer auf sehr niedrigem Niveau dahin. Aber im Corona-Jahr konnten immerhin 1.450 Fahrraddiebstähle geklärt werden. Das Innenministerium empfiehlt daher folgende Maßnahmen zur Diebstahlprävention: Wer ein Fahrrad besitzt, sollte die wichtigsten Informationen abrufbar haben – Farbe, Herstellermarke, Modell, Rahmennummer, Material und Art der Gangschaltung. Von Vorteil sind auch Informationen über den Kauf, also die Rechnung und eine etwaige Versicherung. Da mehr als 90 Prozent der gestohlenen Fahrräder verschwunden bleiben, ist gerade bei hochwertigen oder neueren Fahrrädern eine Diebstahlversicherung zu empfehlen. (Steffen Arora, 12.4.2022)