Um sich "Dark Sky Park" nennen zu dürfen, muss man bei klarem Himmel zumindest die Milchstraße gut erkennen können. Rund ein Drittel der Menschheit kann das wegen der Lichtverschmutzung nicht.

Foto: Peter Oberransmayr

Für kaum einen Berufszweig ist die nächtliche Finsternis so wichtig wie für den Astronomen. Aber auch sternguckende Laien wollen es so dunkel wie möglich haben, weshalb sich das Gefunkel am Nachthimmel in dicht besiedelten Gebieten und vor allem im städtischen Umfeld nur sehr schlecht erkennen lässt. Lichtverschmutzung heißt dieses unangenehme Phänomen, und die "International Dark Sky Association" (IDA) hat sich dem Kampf dagegen verschrieben.

Nun hat die IDA die Region Attersee-Traunsee zum ersten sogenannten Sternenpark in Österreich auserkoren: Ein über hundert Quadratkilometer großes Gebiet zwischen den beiden Seen wurde zum "Dark Sky Park" erklärt, wie das Land Oberösterreich und die Universität Wien in der vergangenen Woche mitteilten. Weltweit gibt es knapp 150 solche "Nachtlandschaftsschutzgebiete" unterschiedlicher Ausprägung, rund 35 davon in Europa. Mit der isolierten Pazifikinsel Niue gibt es sogar eine ganze Nation mit "dunklem Himmel".

Leicht zu vermeiden

"In Europa, aber auch weltweit, wird die Lichtverschmutzung zu einem immer größeren Problem", erklärte Stefan Wallner vom Institut für Astrophysik der Universität Wien. Dafür gebe es viele Gründe, die teilweise leicht zu vermeiden wären. So seien Lichtquellen häufig zu stark und würden dorthin leuchten, wo kein Licht gebraucht werde. Zudem würden oft Lampen mit "schädlichen Lichtfarben", konkret zu hohem Blaulicht-Anteil, verwendet.

Das erschwert nicht nur Astronomen die Beobachtung, sondern hat auch Folgen für die Natur und die Menschen, wie zahlreiche Studien belegen: Das künstliche Licht stört den biologischen Tag-Nacht-Rhythmus. Der Raub der Nacht führt zu Vogel- und Insektensterben und macht Menschen anfälliger für Krebserkrankungen.

Vor diesem Hintergrund wurde nun der erste Sternenpark Österreichs etabliert, als gemeinsames Projekt der oberösterreichischen Landesregierung, des Naturparks Attersee-Traunsee, der Uni Wien und weiterer lokaler Partnern. Für Wallner ist das ein "wichtiger Schritt für Biodiversität und den Schutz des natürlichen Nachthimmels". "Unser Ziel muss sein, dass wir schädliche Licht- und auch Energieverschwendung schrittweise verringern", erklärte der oberösterreichische Klimalandesrat Stefan Kaineder. Durch Eindämmung der Lichtverschmutzung könne man "einen gesunden Lebensraum für Mensch und Tier sowie die eindrucksvolle Nachtlandschaft bestmöglich erhalten".

Schutz für die Dunkelheit

Der Sternenpark umfasst ein über hundert Quadratkilometer großes Gebiet zwischen Atter- und Traunsee mit den Gemeinden Weyregg, Schörfling, Aurach, Altmünster und Steinbach. In dem Licht- und Landschaftsschutzgebiet geht es um den bestmöglichen Schutz der nächtlichen Dunkelheit und der natürlichen Nachtlandschaft vor Lichtverschmutzung. Ausgewählt wurde das Areal nach einer wissenschaftlichen Analyse durch das Institut für Astrophysik der Uni Wien.

Als Hauptkriterium nannte Wallner, dass die Milchstraße mit bloßem Auge leicht zu sehen ist. "Das war rund um das Höllengebirge leicht erfüllt." Weiters sollen sich in der Nähe keine signifikant aufscheinenden künstlichen Lichtquellen befinden und vorhandene Lichtkuppeln, etwa von Städten, nur sehr beschränkt und nahe des Horizonts sichtbar sein.

Im Zuge des Projekts wurden auch die Kriterien für die öffentliche Außenbeleuchtung in der Region angepasst: So werden zum Beispiel Lampen abgeschirmt, um Streulicht zu vermeiden, und wo möglich in der Nacht abgeschaltet oder gedimmt. Zudem werden Leuchtmittel auf umweltfreundliche warmweiße Lichtfarben umgerüstet. Zum Zeitpunkt der Einreichung des Antrags erfüllten in der Region Attersee-Traunsee bereits knapp 75 Prozent der öffentlichen Beleuchtung diese Kriterien, sagte Wallner.

Gemeinden in der Pflicht

Die Gemeinden haben sich verpflichtet, alle Lichtquellen im Sternenpark in den nächsten zehn Jahre entsprechend umzurüsten, erklärte der Geschäftsführer des Naturparks Attersee-Traunsee und Koordinator des Sternenparks, Clemens Schnaitl. Die Umstellung von Beleuchtung im privaten Bereich müsse durch Sensibilisierung und Motivationsarbeit erreicht werden, so Wallner.

Für den Astronomen sind durch die Maßnahmen bereits Verbesserungen erkennbar: "Die Menge an unnötiger Beleuchtung wie Streulicht oder nicht zu beleuchtende Flächen hat durch optimal ausgerichtete Lampen und Abschirmungen stark abgenommen." Oberösterreich hat als erstes Bundesland ein eigenes Messnetz für die Lichtverschmutzung installiert. Seit 2014 erfasst ein Lichtmessnetz mit mittlerweile 24 Stationen den Helligkeitsverlauf jeder Nacht.

Mit dem Sternenpark sollen auch die touristische Entwicklung der Region gefördert und Sterneninteressierte gezielt angesprochen werden. Geplant sind etwa Veranstaltungen zum Thema Sternenhimmel und Nachtlandschaft im Sternenpark, unterstützt auch von der Sternwarte Gahberg des Astronomischen Arbeitskreises Salzkammergut. Laut Wallner gibt es in Österreich weitere Bemühungen um Einrichtung von Sternenparks. Als Beispiel nennt er das Biosphärenreservat Lungau in Salzburg oder die Region "Sterngartl Gusental" in Oberösterreich. (red, APA, 12.4.2021)