Online-Glück für Chloé Zhao: Die US-chinesische Regisseurin gewann für "Nomadland" (oben links) den Preis für beste Regie und besten Film.

Das Obdachlosendrama Nomadland von Regisseurin Chloé Zhao hat auch bei den diesjährigen britischen Filmpreisen abgeräumt. Nomadland wurde bei der Preisverleihung der British Academy of Film and Television Arts (Bafta) am Sonntagabend in vier Kategorien ausgezeichnet, "bester Film", "beste Regie" sowie "beste Kamera". Die mehrfach Oscar-prämierte Hauptdarstellerin Frances McDormand erhielt den Preis als beste Schauspielerin in einer Hauptrolle.

McDormand spielt darin eine Frau um die 60, die seit dem Tod ihres Mannes mit ihrem Wohnmobil von einem saisonalen Gelegenheitsjob zum nächsten zieht. Zhaos Adaptions von Jessica Bruders gleichnamigem Sachbuch ist größtenteils mit "realen" Personen besetzt, ausgemusterten Arbeiterinnen und anderen Übergangenen des Spätkapitalismus, die in Trailern leben – moderne Nomaden eben.

Als bester Hauptdarsteller wurde Anthony Hopkins für seine Rolle eines demenzkranken Vaters im Familiendrama The Father ausgezeichnet. Die britische Regisseurin Emerald Fennell wurde mit zwei Preisen, darunter für das Drehbuch für ihr Spielfilmdebüt Promising Young Woman mit Carey Mulligan, ausgezeichnet. Der Thriller hat ebenso wie Nomadland bereits mehrere Oscar-Nominierungen.

SearchlightPictures

Die britische Akademie hatte sich heuer um mehr Diversität bemüht, Zhao war eine von vier Frauen, die für die Auszeichnung "beste Regie" nominiert waren. Vergangenes Jahr war Kritik laut geworden, weil keine einzige Frau unter den Nominierten gewesen war.

Zhao kommentierte die stärkere weibliche Präsenz nun mit den Worten: "Es wurde auch Zeit, es ist großartig." Sie fügte hinzu: "Ich liebe das, was ich tue, und wenn das bedeutet, dass mehr Menschen wie ich ihre Träume verwirklichen können, dann bin ich sehr dankbar."

Auch durch die Directors Guild of America ausgezeichnet

Mit dem Triumph bei den Bafta-Awards hat Nomadland, der bereist den Goldenen Löwen beim Filmfestival von Venedig gewonnen hat, seine Favoritenrolle bei den Oscars mit seinen sechs Nominierungen weiter gefestigt. Am Samstag hatte bereits die Directors Guild of America (DGA), in der die US-Regisseure zusammengeschlossen sind, den Film in der Hauptkategorie "bester Spielfilm" ausgezeichnet.

US-Regisseurin Chloé Zhao, frischgebackene Bafta-Gewinnerin.

Die in Hollywood verliehenen DGA-Preise gelten als guter Indikator dafür, wer den Regie-Oscar gewinnen wird. Abgesehen vom vergangenen Jahr lagen sie bei der Kür des Siegers in den sechs vorangegangenen Jahren jedes Mal richtig. Die Oscar-Verleihung findet wegen der Corona-Pandemie dieses Mal erst am 25. April statt.

Die Preise in den Bafta-Hauptkategorien wurden am Sonntagabend in der Londoner Royal Albert Hall verliehen. Allerdings war wegen der Corona-Pandemie kein Publikum zugelassen. Die meisten Gewinner nahmen die Preise – im Anzug oder Abendkleid – per Videoschaltung von ihrem Wohnzimmer oder Hotel aus in Empfang.

Die auf zwei Abende verteilte Bafta-Preisverleihung hatte am Samstag mit den Auszeichnungen in den technischen Kategorien begonnen. Der Film Ma Rainey's Black Bottom über Blues-Musiker im Chicago der 1920er-Jahre bekam die Preise für die besten Kostüme und bestes Make-up und Hairstyling. Mank von US-Regisseur David Fincher über die Entstehung des Hollywood-Klassikers Citizen Kane gewann in der Kategorie Szenenbild, Christopher Nolans Science-Fiction-Actionthriller Tenet wurde für die besten visuellen Spezialeffekte ausgezeichnet.

"Druk" bester nicht englischspachiger Film

Die Auszeichnung für den besten nicht englischsprachigen Film ging an die Satire Druk des dänischen Regisseurs Thomas Vinterberg. Den Bafta für den besten Trickfilm bekam Soul von Disney und Pixar, der auch für seine Filmmusik ausgezeichnet wurde. Den Preis als beste Nebendarstellerin bekam die Südkoreanerin Yuh Jung-youn für ihre Rolle in dem Drama Minari. Bei den Männern wurde Daniel Kaluuya für Judas and the Black Messiah ausgezeichnet.

Nach dem kürzlichen Tod seines Großvaters Prinz Philip hielt Bafta-Präsident Prinz William ausnahmsweise keine Ansprache. Von 1959 bis 1965 war Philip selbst Präsident der British Academy of Film and Television Arts gewesen. (red/APA, 12.4.2012)