Während sich in Wien diese Woche wieder Vertreter des Iran, Russlands, Chinas, Großbritanniens, Frankreichs, Deutschlands und der EU treffen, um das Atomabkommen JCPOA wiederzubeleben, beklagt das Teheraner Regime nach einem Cyberangriff schwere Schäden in seiner Atomanlage in Natanz.

Erst am Samstag hatte Präsident Hassan Rohani dort – in einer Online-Zeremonie – 200 Zentrifugen der Typen IR-5 und IR-6 eingeweiht, mit denen der Iran entgegen der Regeln der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO) den Urananreicherungsprozess beschleunigen und erhöhen kann.

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Irans Präsident Rohani (2. v. re.) lässt sich in Teheran die neuesten Errungenschaften der iranischen Atomforscher nahebringen.
Foto: Iranian Presidency Office via AP, File

Während Irans Außenminister Mohammed Javad Zarif den Angriff auf die im Zentraliran gelegene Atomanlage als Terrorakt bezeichnete und Israel dafür verantwortlich machte, kommentierte Jerusalem den Vorfall nur indirekt. "Die Aktivitäten der israelischen Armee im Nahen Osten bleiben den Feinden nicht verborgen. Sie beobachten uns, sehen unsere Fähigkeiten und erwägen ihre Schritte vorsichtig", sagte der israelische Generalstabschef Aviv Kochavi am Sonntag bei einer Gedenkzeremonie für gefallene Soldaten auf dem Herzlberg in Jerusalem.

"Atomverhandlungen sabotieren"

Zarif stellte den Zwischenfall am Sonntag auch in einen direkten Zusammenhang mit den Wiener Gesprächen: "Die Zionisten (iranischer Jargon für die Israelis, Anm.) wollen mit diesen Terroroperationen die nuklearen Errungenschaften des Irans und die Atomverhandlungen sabotieren."

Beides werde aber nicht passieren, betonte Zarif. "Unsere Rache ist, dass wir in beiden Bereichen erfolgreich weitermachen werden", so der iranische Chefdiplomat laut staatlicher Nachrichtenagentur Irna. Außenministeriums-Sprecher Saeed Khatibzadeh nannte den Vorfall einen "Akt gegen die Menschlichkeit" und erklärte, der Iran werde die beschädigten Zentrifugen gegen "weiterentwickelte" austauschen.

Die genaue Ursache des Angriffs sowie das Ausmaß der Schäden werden noch untersucht. Außenminister Zarif zufolge wurde bei dem Sabotageakt aber nur die Produktionslinie der älteren Zentrifugen beschädigt. "Dafür sind unsere Anlagen voll mit neueren Zentrifugen", so der Minister. Eine unabhängige Bestätigung gibt es dafür nicht. Verletzte oder gar Tote sind nach dem Angriff iranischen Angaben zufolge nicht zu beklagen.

Die Anlage in Natanz.
Foto: EPA/ABEDIN TAHERKENAREH

Wie sich der Angriff genau zutrug, ist zur Stunde unklar. Wie schon bei einem ähnlichen Angriff auf Natanz im vergangenen Sommer drangen zunächst unterschiedliche Angaben durch. Die iranische Atomorganisation AEOI sprach erst von einem harmlosen Stromausfall in einer der Werkstätten außerhalb der Anlage. Dann aber bezeichnete AEOI-Chef Ali Akbar Salehi den Vorfall als einen "nuklearen Terrorakt", gab jedoch keine Details an.

Südkoreas Ministerpräsident Chung Sye-kyun (li.) besuchte als erster Regierungschef des Landes seit 44 Jahren den Iran – und will sich für den Atomdeal einsetzen.
Foto: EPA

"Verdächtiger" identifiziert

Am Montag meldete das Regime, dass es "einen Verdächtigen" identifiziert habe, nannte aber keine Details, um wen es sich handle.

Israel fühlt sich von den nuklearen Aktivitäten des iranischen Regimes in seiner Existenz bedroht. Während der Iran stets behauptet, keine Atomsprengköpfe zu besitzen und Atomenergie ausschließlich friedlich nutzen zu wollen, betonen Vertreter des Regimes immer wieder ihre Feindschaft gegenüber dem jüdischen Staat. (red, 12.4.2021)