Der ukrainische Präsident Selenskyj beim Besuch in der ostukrainischen Konfliktregion vergangene Woche. Russlands Präsident Putin soll bisher nicht auf seine Anfrage reagiert haben.

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Kiew – Russland hat nach Angaben der ukrainischen Regierung mehr als 40.000 Soldaten an seiner Grenze zur Ostukraine zusammengezogen. Das Gleiche sei auf der Halbinsel Krim geschehen, sagte Iuliia Mendel, Sprecherin des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Selenskyj habe mitten in den Spannungen um ein Gespräch mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gebeten. Dieser habe auf das Ersuchen aber bisher nicht geantwortet.

"Wir hoffen sehr, dass das keine Ablehnung eines Dialogs ist", so Mendel. Der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, sagte, ihm sei in den vergangenen Tagen keine solche Anfrage bekannt geworden. Ob es jüngst eine gegeben habe, könne er nicht sagen.

Spannungen im Donbass

Die Ukraine und Russland machen einander für die wachsenden Spannungen in der Ostukraine, dem Donbass, verantwortlich. Dort wurden nach Angaben der Regierung in Kiew seit Beginn des Konflikts im Jahr 2014 rund 14.000 Menschen getötet. In der vergangenen Woche gab es wiederholt Berichte über einen Aufmarsch russischer Soldaten an der Grenze zur Ukraine. Zudem kam es zu Kämpfen an der Demarkationslinie im Donbass. Dort stehen sich seit Jahren prorussische Separatisten und Regierungssoldaten gegenüber. Beide Seiten werfen einander Provokationen und den Bruch der Waffenruhe vor.

Die Schwarzmeer-Halbinsel Krim war 2014 von Russland annektiert worden. Die Annexion ist international nicht anerkannt.

Selenskyj werde nach Paris reisen, um über den Truppenaufmarsch und die Eskalation im Donbass zu sprechen, sagte seine Sprecherin. Ein Treffen mit dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron ist für Ende der Woche geplant.

Nato-Treffen in Brüssel

Die Nato hält in den kommenden Tagen eine Reihe hochrangiger Treffen zu internationalen Konfliktthemen wie der Lage in der Ostukraine ab. Der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba werde am Dienstag in Brüssel Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg treffen, kündigte das Militärbündnis am Montag an. Außerdem werden US-Außenminister Antony Blinken ab Dienstag und US-Verteidigungsminister Lloyd Austin am Mittwoch in der belgischen Hauptstadt erwartet.

Die USA sprachen von der stärksten russischen Truppenpräsenz seit Beginn des Konflikts in der Region vor sieben Jahren und entsandten zwei Kriegsschiffe ins Schwarze Meer. "Das wird Konsequenzen haben", warnte US-Außenminister Blinken am Wochenende.

Neben dem Ukraine-Konflikt soll der vorgesehene US-Truppenabzug aus Afghanistan Hauptthema der Beratungen des US-Vertreters mit den Nato-Verbündeten sein. Auch die Wiederbelebung des Atomabkommens mit dem Iran dürfte zur Sprache kommen. "Ich freue mich auf produktive Gespräche mit Verbündeten über eine breite Palette gemeinsamer Prioritäten", schrieb Blinken auf Twitter mit Blick auf seine zweite Dienstreise nach Europa innerhalb weniger Wochen. (APA, 12.4.2021)