Zum ersten Mal in Genf dabei: Rolex. Wenn auch nur virtuell.

Foto: Rolex

Genf – Lange haben die Uhrenhersteller darauf gewartet, nun können sie ihre edlen Stücke endlich wieder an einer Messe präsentieren. Coronabedingt jedoch nur online. Noch bis Dienstag zeigen Uhrenmarken wie Rolex, Cartier oder Patek Philippe an der virtuellen Uhrenmesse Watches & Wonders ihre Kreationen. Im Vorfeld sprach der Branchenblog Hodinkee mit Blick auf das 38 Firmen starke Ausstellerfeld vom "Super Bowl" der Uhren.

Neue Modelle zu bewerben, ist für die Hersteller zentral. "In der Regel machen neu lancierte Uhren rund 15 Prozent unserer Jahresproduktion aus", unterstreicht etwa Patek Philippe-Chef Thierry Stern die Bedeutung neuer Produkte in seinem Haus. Wegen Corona war aber lange nicht an die Durchführung von Uhrenmessen zu denken.

Eigene Events

Dort stellen die Produzenten den Händlern, Journalisten und Bloggern normalerweise mit viel Glanz und Glamour ihre neusten Modelle vor. Die Präsentationen sollen zusammen mit prominenten Botschaftern die Aufmerksamkeit der Konsumentinnen und Konsumenten auf die Produkte lenken und die Verkäufe ankurbeln.

Die Messe ist aber längst nicht mehr das einzige Schaufenster der Hersteller. Patek Philippe zum Beispiel lanciert seine Neuheiten gestaffelt zu Jahresbeginn, im Frühling auf der Genfer Messe und bis zum Jahresende an weiteren Gelegenheiten, wie Stern sagte. Vor ihrem Ende steht gar die "Baselworld", bis dato die größte Uhrenmesse der Welt, nachdem ihr diverse Hersteller den Rücken gekehrt haben. Viele Uhrenmacher setzen nur noch auf eigene Events.

Optimismus

Während die bereits vor Corona angeschlagene "Baselworld" die Krise also nicht überlebt hat, wagt das Genfer Pendant SIHH im neuen "Watches & Wonders"-Kleid mit deutlich mehr Teilnehmern und im Internet in diesem Jahr einen Neustart. Erstmals vertreten ist Branchenprimus Rolex mit einem von Analysten geschätzten Jahresumsatz von knapp fünf Milliarden Franken (4,5 Mrd. Euro). Die Bieler wechselten wie Patek Philippe (1,2 Mrd. Franken) oder die zum französischen Luxusgüterriesen LVMH gehörenden Hublot (0,48 Mrd. Franken) und Tag Heuer (0,54 Mrd. Franken) von Basel nach Genf. Daneben bilden Richemont-"Maisons" wie Cartier (1,52 Mrd. Franken) oder IWC (0,62 Mrd. Franken) das Rückgrat des Events.

Und dort versprühen die Markenchefs viel Optimismus. Thierry Stern etwa geht davon aus, dass Patek Philippe im laufenden Jahr wachsen wird und gut 60.000 der teuren Uhren produzieren und an den Mann bringen kann. Gut ins Jahr gestartet ist auch die LVMH-Marke Zenith. Im ersten Quartal sei der Umsatz um kräftige 18 Prozent gewachsen, sagte CEO Julien Tornare.

Stillstand

Zu den wenigen Herstellern, die im Coronajahr zulegen konnten, zählte die zum bekannten Modelabel gehörende Hermes Watch. Laut Geschäftsführer Guillaume de Seynes wuchs Hermes Watch im Jahr 2020 leicht und im laufenden Jahr will er den Schwung aus Asien mitnehmen und weiter wachsen.

Corona hat die Welt der Uhren im Mark getroffen: Die Luxus-Boutiquen in Paris, London oder New York mussten ihre Tore wochenlang schließen und das lukrative Geschäft mit asiatischen Touristen kam mit den Einschränkungen zum Reisen praktisch zum Stillstand.

Als Folge davon brach das Exportvolumen mit Schweizer Uhren im Coronajahr 2020 um mehr als ein Fünftel auf knapp 17 Milliarden Franken ein. So wenig hatte die Branche zuletzt vor gut zehn Jahren im Nachgang zur Finanzkrise exportiert. Und wäre die Erholung in China nicht gewesen, dann hätte die Bilanz noch schlechter ausgesehen. Festlandchina hat Hongkong zuletzt als wichtigsten Absatzmarkt abgelöst. (APA, awp, 12.4.2021)