Vor allem die Impfung war ein wichtiger Meilenstein im Kampf gegen Ebola.

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Die Aufklärungsarbeit der Mitarbeiter und Freiwilligen vor Ort leidet etwas unter der Corona-Pandemie, aber findet noch statt.

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Im Jahr 2014 hatte das Virus, das die Welt das Fürchten lehrte, einen anderen Namen als Corona: Das Ebolavirus war zwar bereits länger bekannt, doch schockierten damals die hohe Sterberate und die große Anzahl an Betroffenen die Weltbevölkerung. Von Dezember 2013 bis zum Juni 2016, dem offiziellen Ende des Ausbruchs, starben rund 11.300 Menschen in Westafrika an Ebola, 28.600 Personen waren an dem Virus erkrankt. Zur Pandemie wurde es glücklicherweise nicht.

Noch immer flackert das Virus auf dem afrikanischen Kontinent zwischenzeitlich auf – zuletzt wieder in der Demokratischen Republik Kongo und in Guinea, wo je ein Ausbruchsherd gemeldet wurde. Doch den Schrecken von damals hat das Virus – zumindest international – verloren. Das hat aber nicht etwa damit zu tun, dass es an Gefährlichkeit eingebüßt hätte, denn noch immer sterben zwischen 36 Prozent der Infizierten im Kongo und 50 Prozent in Guinea. Bis zum 8. April ging man von 23 Fällen in Guinea aus, wobei 16 bestätigte und sieben Verdachtsfälle waren.

Was aber tatsächlich Grund zur Hoffnung gibt, ist die Art, wie mittlerweile die Bevölkerung mit dem Virus umgeht – und auch die Impfung, erzählt Andreas Waser. Er ist für das Internationale Rote Kreuz in der kenianischen Hauptstadt Nairobi und koordiniert die Projekte im Zusammenhang mit Ebola.

Die Verfügbarkeit von Impfdosen, die durch die Weltgesundheitsorganisation an die staatlichen Behörden verteilt werden, hat dem Kampf gegen Ebola Auftrieb gegeben. So werden gefährdete Personen nach Bekanntwerden eines Ausbruchs ringförmig rund um den Ort des ersten Falls geimpft. Tausende medizinische Fachkräfte wurden ebenso gegen das Virus immunisiert. "Die Leute haben gesehen, dass die Impfung hilft, dass weniger Menschen an Ebola sterben", erzählt Waser. Das sei wichtig für das Vertrauen in die Vakzine gewesen. Während früherer Ausbrüche seien ganze Krankenhausabteilungen ausgestorben. Das sei nun nicht mehr der Fall.

Die Nachverfolgung von Kontakten, die eine infizierten Person hatte, sei mittlerweile sehr effizient, so der Rotkreuz-Mitarbeiter: In den ersten Wochen nach dem jüngsten Ausbruch in der guineischen Region Nzérékoré waren bereits 96 Prozent aller Kontakte bis dahin nachverfolgt und die große Mehrheit geimpft.

Fehlendes Vertrauen

Von den Kontaktpersonen der ganz neuen Fällen war die Mehrheit in einem Dorf, dessen Bewohner die Gesundheitsbehörden längere Zeit mit Waffengewalt von Besuchen abgehalten hatten. "Die Menschen haben sich damit quasi selbst unter Quarantäne gestellt", zeigt sich Waser dennoch wenig besorgt. Doch versuche man nun herauszufinden, wie man in Zukunft besser mit ihnen zusammenarbeiten kann, damit das gegenseitige Vertrauen wächst.

Auch ein Netzwerk aus Freiwilligen, das sich regelmäßig fortbildet und sein Wissen in die Gemeinschaften trägt, hat zu verbesserten Ebola-Lage beigetragen. Es gibt weniger Scham, zu einer Ebola-Infektion in der Familie zu stehen und mit den Behörden zusammenzuarbeiten, sagt Waser. Denn man wisse, dass man dadurch das Virus eindämmen könne.

Was noch verbesserungswürdig ist, ist die Kooperation der Behörden über die Landesgrenzen hinweg. Zwar versucht die Weltgesundheitsorganisation die Einsätze übernational zu koordinieren, und auch die staatlichen Behörden haben den Willen, mehr zusammenzuarbeiten, doch passiert das im Alltag schleppend, wie Waser erzählt. Nachdem der jüngste Ausbruch in Guinea an der Grenze zur Elfenbeinküste und Liberia passiert ist, gilt den Grenzübergängen besondere Aufmerksamkeit. Medizinische Teams sorgen dafür, dass die Hygienemaßnahmen eingehalten und Verdachtsfälle kontrolliert werden. Noch blieb das Virus aber innerhalb Guineas.

Vernetzte Kpelle

Um die Menschen über Staatsgrenzen hinweg zu erreichen, nutzt das Rote Kreuz auch bestehende Stammesstrukturen – wie etwa jene der Kpelle. Die Stammesmitglieder leben hauptsächlich in Liberia, im Südwesten Guineas sowie in Sierra Leone und sind untereinander gut vernetzt. Dass man bei der Aufklärungsarbeit religiöse Führer und Stammesälteste mit an Bord geholt hat, sieht Waser als weiteren Vorteil in der Bekämpfung des Virus.

Und welche Rolle spielt die Corona-Pandemie in dem Zusammenhang? Auf der einen Seite helfen die gesetzten Maßnahmen wie Abstandhalten und Händewaschen bei der Eindämmung beider Epidemien. Auch gebe es nun mehr Schutzmasken, Handschuhe und Desinfektionsmittel vor Ort. Auf der anderen Seite können die medizinischen Fachkräfte keine Hausbesuche mehr machen, um vor Ort Aufklärungsarbeit zu betreiben, wie Waser erzählt.

Bis zum Ende des aktuellen Ausbruchs in Guinea dauert es noch ein wenig, wie der Rotkreuz-Experte vorrechnet. Denn offiziell dauert es 42 Tage – oder drei Inkubationszyklen –, bis der erste akute Ausbruch vorbei ist. Und erst 90 Tage nach dieser Zeitspanne gilt der Ausbruch offiziell als beendet. Der letzte bestätigte Ebola-Fall wurde aber am 3. April registriert. (Bianca Blei, 22.4.2021)