Das Elektroauto ist ja bekanntlich älter als Autos mit Verbrennungsmotor. Das allererste Auto wurde noch mit Dampf betrieben. Das war 1769 der Cugnot-Dampfwagen, vier Tonnen schwer, mehr als sieben Meter lang und gerade einmal 4,5 km/h schnell. Hatschen war damals also noch flotter.

1881 entwickelte der französische Erfinder und Elektroingenieur Gustave Trouvé sein Tricycle, das erste Elektrofahrzeug der Welt. Bis zum Benz Patent Motorwagen Nummer 1, dem ersten Auto mit Verbrennungsmotor, sollten da noch fünf Jahre vergehen. Und in etwa bis 1910 sollten die E-Autos auch noch begehrter bleiben als die Verbrenner. Dann war der Anlasser erfunden und schon die Reichweite ein Thema – und Öl war billig.

Ölkrisen – vor allem die durch den zweiten Golfkrieg, in den 1990er-Jahren, ausgelöste – ließen Autohersteller sich wieder daran erinnern, dass man doch auch mit Strom fahren könnte.

BMW baute Prototypen eines E1, VW elektrisierte den Golf, Mercedes-Benz die A-Klasse. Eines der ersten E-Autos der 1990er-Jahre war aber der Fiat Panda elettra. Der Wagen wurde in Graz entwickelt, wo die ersten Exemplare auch gebaut wurden. Angetrieben wurde er von einem Staplermotor, der sich seine Energie aus zwölf 6-Volt Bleiakkus holte. Der Panda beschleunigte in zehn Sekunden von 0 auf – nein, nicht 100 sondern 40 km/h. Hundert ging er gar nicht. Bei 70 km/h war Schluss. Reizte man das ganze Potenzial nicht aus, sondern fuhr nur 50 km/h, kam man bis zu 100 Kilometer weit.

Der große Durchbruch waren diese Autos allesamt noch nicht. Auch nicht der nächste Entwicklungsschritt, der dann aber schon den Weg für den aktuellen Erfolg der E-Autos ebnete.

Foto: Fiat

Der Tesla Roadster. 2008 brachte Elon Musk sein erstes E-Auto auf den Markt, das er 2006 erstmals vorstellte – und noch im verschneiten Februar 2009 durfte ich das Auto über den Kahlenberg martern. Der Wagen war schon eine ziemliche Sensation. Außen Lotus Elise, im Cockpit viel Opel, leise und potent. 250 PS, 185 kW trieben den mehr 1,2 Tonnen schweren Sportwagen an und beschleunigten ihn in weniger als vier Sekunden aus dem Stand auf 100 km/h. Eine Ansage war aber auch der Preis. Um knapp 100.000 Euro war das Griss in Österreich nicht gar so groß.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Auch nicht gar so groß ist der Mitsubishi i-MiEV, der 2009 kam. Aber gut, als Kei-Car ist er ja laut seiner Definition schon das ziemlich genaue Gegenteil des Tesla Roadster. Kei-Cars sind klar definierte Kleinstwagen, die in Japan steuerlich begünstigt werden und darum auch sehr begehrt sind. Und so hat der i-MiEV auch kan Hunderter, sondern nur 30.000 Euro gekostet. Darum hat man ihn bei uns auch öfter auf der Straße gesehen als den Tesla Roadster. Gerade Unternehmen, die sich als besonders ökologisch denkend präsentieren wollten, kauften den i-MiEV.

Dazu gehörten auch Peugeot und Citroën. Die holten sich gleich eine ganze Palette an Autos, weil es so vielversprechend war, und pickten ihre Logos drauf. Weil der Name weniger vielversprechend war, taufte Peugeot seinen i-MiEV iOn, Citroën, C-Zero. Wegen der zu geringen Verkäufe stellten die Franzosen das Modell aber 2012 ein.

Foto: Guido Gluschitsch

Das war das Jahr, als ein anderer französischer Hersteller mit der Produktion eines neuen Autos den E-Auto-Markt aufzumischen begann und auch aufbereitete. Der Renault Zoe kam dann 2013 auf den Markt. Am Bild sehen Sie schon die aktuelle, deutlich feschere Version.

Der Zoe war das erste E-Auto, das eine große Anzahl an Kunden begeistert hat. Der Kleinwagen ist alltagstauglich – sowohl was seine Größe als auch seine Reichweiten von damals 210 bis inzwischen fast 400 Kilometer angeht – und vergleichsweise günstig. Auch weil man damals die Batterie nicht kaufen musste, sondern mieten konnte. Inzwischen gibt es den Zoe mit Akkus ab 30.890 Euro.

Es ist also kein Wunder, dass der Zoe über Jahre in mehreren Ländern in Europa die Zulassungsstatistik für E-Autos dominierte – und immer noch fast überall unter den top drei zu finden ist.

Foto: Guido Gluschitsch

Größter Konkurrent des Zoe war ausgerechnet sein Konzernbruder, der Nissan Leaf, der sogar längere Zeit das meistverkaufte E-Auto der Welt war. Gut, er hatte gegenüber dem Zoe auch einen zeitlichen Vorsprung, kam schon 2010 auf den Markt und stand ihm an Praktikabilität um nichts nach. Im Bild: die aktuelle Version des Leaf, den es ab 29.990 Euro gibt.

Foto: Guido Gluschitsch

2018 fand dann auf einmal eine E-Auto-Präsentation auf einer Rennstrecke und noch dazu in Österreich statt. Ein E-Auto, das in Österreich gebaut wird und es mit dem härtesten aller sportlichen Einsätze aufnehmen will? Oh ja. Der Jaguar i-Pace hat mich damals mit seinen 400 PS und der unglaublichen Performance schlicht begeistert. Ein SUV auf der Rennstrecke, und dann auch noch elektrisch angetrieben. Hat die moderne E-Mobilität so schnell den Zenit erreicht? Wir werden es rausfinden.

Leichter rauszufinden ist, warum trotz all der Begeisterung bis heute kein i-Pace meine Garage ziert und dort an der Steckdose nuckelt: Auch wenn es inzwischen einen 235 kW, 320 PS starken i-Pace um 59.900 Euro gibt, der 400 PS starke HSE, der mir so gut gefallen würde, kostet aktuell 94.700 Euro. Brauchma nimmer reden, gell? Träumen wir weiter.

Foto: Jaguar Land Rover

Aber es geht noch sportlicher. Aktuell bietet Porsche seinen Taycan auch mit Hinterradantrieb an. Mit einem Ab-Preis von 86.868 Euro ist der auch nicht gerade das, was man eine Okkasion nennen würde. Aber wir reden hier von 240 kW, 326 PS in der zivilen, 280 kW, 380 PS in der aufgemascherlten Version. Und das Porsche-Logo gibt es auch nicht umsonst, weil wo Porsche draufsteht, muss bekanntlich auch Fahrdynamik drinnen sein. Und Reichweite ist auch drinnen: mehr als 400 Kilometer. Zumindest dann, wenn man es mit dem Ausloten der Fahrdynamik nicht übertreibt.

Foto: Porsche

Auch in der gehobenen Luxusklasse kann man inzwischen emissionsfrei fahren. Der Audi e-tron ist ein wirklich feiner SUV, der schnell laden kann, weit kommt und ordentlich fett auf der Straße steht – im Gelände sollte man ihn nicht allzu sehr malträtieren, wenn man an der Frontschürze lange Freude haben will. Ganz billig ist der Luxus natürlich nicht. Der e-tron beginnt aktuell als Business 50 mit 436 Kilometer Reichweite und 300 kW, 408 PS bei 72.990 Euro. Der e-tron S mit 370 kW, 503 PS und 374 Kilometer Reichweite beginnt bei 95.000 Euro.

Foto: Guido Gluschitsch

Und Audi bleibt am Ball. Als Antwort auf den Porsche, wohl aber auch auf das Model S von Tesla hat Audi eben erst den e-tron GT vorgestellt. Der "Normale" hat 350 kW, 476 PS Leistung, der RS 440 kW, 598 PS. Die Reichweite liegt bei 487 respektive 472 Kilometer.

Wenn Sie die Ab-Preise nicht interessieren, Sie cholerisch sind oder unter hohem Blutdruck leiden, wäre jetzt der richtige Zeitpunkt, zum nächsten Bild zu springen. Für alle anderen: Der e-tron GT beginnt seine Preisliste bei 101.400 Euro, der RS bei 140.400 Euro. Hey, ich hab Sie gewarnt.

Foto: Audi

Es geht aber auch ganz anders. Honda zeigt das mit dem Honda e. So richtig billig ist der knuffige Kleine mit dem innovativen Cockpit zwar immer noch nicht – er kostet ab 35.690 Euro –, aber an Charme steht er den oben genannten Superboliden um nichts nach, wenn nicht gar im Gegenteil.

Beim Honda e haben die Japaner nicht nur im Innenraum viel Mut beweisen – das ganze Cockpit ist ein riesiger Bildschirm, in dem sich der Beifahrer zur Kurzweil sogar ein Aquarium einspielen kann. Nein, auch was die Größe der verbauten Akkus betrifft, ist Honda einen selbstbewussten Weg gegangen. Sie sind überzeugt, dass eine Reichweite von 222 Kilometern den Kunden genügt. Und im echten Leben stimmt das ja auch – aber viele kaufen Autos ja immer noch entsprechend einer Maximalanforderung, die es vielleicht gar nie geben wird.

Foto: Guido Gluschitsch

Obwohl so ganz allein ist Honda nicht mit der Verweigerung von Reichweiten jenseits der 400 Kilometer. Mazda, Mini und Smart gehen den Weg mit, oder auch Renault mit dem neuen Twingo Electric, der nun um 20.590 Euro zu haben ist und mit seinem 60 kW, 81 PS starken Motor 190 Kilometer weit kommt – beziehungsweise 270 Kilometer im Stadtzyklus.

Den Twingo kennen wir ja schon länger. Allein als reiner Elektriker ist er neu. Während Autos wie der Honda e, der Nissan Leaf, der BMW i3 – oder bleiben wir bei Renault und schauen noch einmal zum Zoe – nur als reines E-Auto entworfen wurden, gibt es eben auch noch eine ganze Reihe von Autos, die es sowohl als Verbrenner als auch Elektriker gibt. Oder geben wird.

Foto: Renault

Wie zum Beispiel den Volvo XC 40, der dann als E-Auto "Recharge" als Namenszusatz haben wird. Gebaut wird der elektrische XC 40 bereits – es wird folglich nicht mehr lange dauern, bis man ihn bei uns auch kaufen können wird.

Er hat zwei E-Motoren – und damit Allradantrieb – und eine Leistung von 300 kW, 408 PS. Die Reichweite wird nach WLTP bei 400 Kilometer oder darüber liegen, und in 40 Minuten ist er an der Schnellladestation wieder zu 80 Prozent voll.

Da kommt noch was

Und wie wird es weitergehen? Angesichts des aktuellen Angebots würde ich ganz persönlich meinen: breitgefächert. Die Palette an E-Autos wird rasch weiterwachsen, ganz egal ob Kleinwagen, SUV, Luxusrodel oder wenig, viel und enorm viel Reichweite. Und auch wenn das heute noch keiner glauben mag: Die Preise werden wohl langsam, aber doch kontinuierlich zurückgehen. Die Akkus werden kompakter und günstiger. Die Konkurrenz härter. Da kommt also noch was. Es geht gerade erst richtig los, mit der modernen E-Mobilität. (Guido Gluschitsch, 14.4.2021)

Foto: Volvo