Die Basilius-Kathedrale erstrahlt in Moskau in den schönsten Farben. Anleger ziehen sich vom russischen Anleihenmarkt aber vorerst zurück.

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Es ist ein giftiger Cocktail für Investoren, der sich gerade in Russland zusammenbraut. Internationale Beobachter blicken sorgenvoll auf die Region. Die Ukraine und Russland machen einander für die wachsenden Spannungen in der Ostukraine, dem Donbass, verantwortlich. Dort wurden nach Angaben der Regierung in Kiew seit Beginn des Konflikts im Jahr 2014 rund 14.000 Menschen getötet. In der vergangenen Woche gab es wiederholt Berichte über einen Aufmarsch russischer Soldaten an der Grenze zur Ukraine. Bis zu 40.000 Soldaten soll Russland laut letzten Meldungen an der Grenze bereits zusammengezogen haben.

Hinzu kommen lauter werdende Rufe in der EU nach weiteren Sanktionen gegen Russland wegen der Haftbedingungen des russischen Oppositionellen Alexej Nawalny. Zeitgleich führen einige europäische Länder aber Verhandlungen über den Ankauf des russischen Corona-Impfstoffs Sputnik V. Das Pipeline-Projekt Nord Stream sorgt ebenfalls für internationale Verstimmung. Vor allem die USA wollen die Fertigstellung der Gasverbindung zwischen Russland und Europa verhindern. Die Inflation in Russland ist im Februar auf 5,7 Prozent geklettert.

Viele Unsicherheitsfaktoren

Das sind viele Unsicherheitsfaktoren. Die Folge: Ausländische Anleger fliehen scharenweise vom russischen Kapitalmarkt. Der Anteil ausländischer Investoren liegt mittlerweile bei unter 20 Prozent und damit auf dem niedrigsten Niveau seit August 2015.

Dabei war gerade der russische Markt für Investoren lange Zeit ein gutes Umfeld. Wegen der hohen Zinsen waren vor allem russische Schuldverschreibungen bei internationalen Anlegern beliebt. Doch das Vertrauen in das Land ist gesunken. Eine für 24. März geplante Auktion in Moskau zur Ausgabe neuer in Rubel begebener Optionen (sogenannter OFZ) musste mangels Nachfrage kurzerhand abgesagt werden, wie das Handelsblatt berichtet. Und das, obwohl die Zinsen für diese Papiere zuletzt sogar gestiegen sind. Auch die russische Zentralbank hat ihren Leitzins im Kampf gegen die hartnäckig hohe Inflation zuletzt überraschend angehoben. Der Zinssatz wurde vom Rekordtief von 4,25 auf 4,5 Prozent heraufgesetzt. "Die schnelle Erholung der Nachfrage und der erhöhte Inflationsdruck erfordern eine Rückkehr zu einer neutralen Geldpolitik", hieß es.

Angespannte Lage

Der Rubel wertete nach der Entscheidung auf. Höhere Zinsen machen die Währung für Anleger attraktiver. Ein stärkerer Rubel kann zugleich die Importe verbilligen und so die Inflation abmildern helfen.

Dass Anleger sich dennoch vom russischen Markt zurückziehen, zeigt, als wie angespannt die Lage mittlerweile eingeschätzt wird. Auch an der russischen Börse ging es zuletzt rauf und runter. Der Leitindex RTX sank Ende Jänner auf rund 1.360 Punkte ab. Mitte März übersprang er dann die Schwelle von 1500 Punkten. Aktuell notiert der Index wieder bei rund 1.430 Punkten. (bpf, 12.4.2021)