"Einsatz für Henning Baum" am Donnerstag auf RTL.

Foto: VNOW / Ann Malo

Köln/Leipzig – Henning Baum hat so oft den Polizisten gespielt, dass er selbst als Zivilist in einem Trupp Uniformierter kaum auffällt. 60 Mal spielte der stämmige deutsche Schauspieler in der Sat.1-Serie "Der letzte Bulle" den Ermittler Mick Brisgau, der nach 20 Jahren Koma mit seinen alten Macho-Allüren überall aneckt. Sehr einfühlsam hingegen hat der 48-Jährige jetzt den Alltag echter Bereitschaftspolizisten für einen RTL-Themenabend begleitet.

Baum steht mit ihnen zwischen den Fronten einer Querdenker-Demo. Er sitzt mit ihnen am Küchentisch. Er gewinnt überraschend offene Einblicke in den Alltag von Menschen, die nur ihren Job machen wollen, dabei aber oft ins Visier von Kritikern geraten. Schlimmer noch: Sie sind häufig Ziel von blinder Wut. "Einsatz für Henning Baum" läuft am Donnerstag (15.4.) um 20.15 Uhr bei RTL.

Einer, der für viele andere steht: Philipp ist 30 Jahre alt, seit neun Jahren in seinem Traumjob. Inzwischen ist er Gruppenführer und leitete zehn Bereitschaftspolizisten schon durch viele Demo-Getümmel.

Als Baum bei ihm zu Hause vorbeikommt, bittet ihn der Polizist, jeden Hinweis auf die Adresse zu meiden. "Ich finde es erschreckend", sagt der gestandene Beamte darüber, was ihm an Hass begegne. "Erschreckend in dem Sinne, dass ich, nur weil ich eine Uniform anhabe und meine Arbeit mache, zur Zielscheibe werde. Und dass dann geschaut wird: Wo wohnt der jetzt? Was fährt er für ein Auto? Kann ich ihm die Radmuttern locker drehen?" Alles schon hier in Leipzig passiert. "Das ist kein Dummer-Jungen-Streich – da können Leute sterben."

Seine Ehefrau Steffi: "Wir haben Neujahr in der Notaufnahme verbracht, weil er am Connewitzer Kreuz auch dabei war und mit angegriffen wurde." Ein Knall-Trauma. Die Silvesterkrawalle haben traurige Tradition.

Querdenker und Deeskalieren

Nicht dass sich die Gewalt auf linke Demonstranten wie in Connewitz beschränkt. Auch von Rechts trifft es ihn: Bei einer Demo von 20.000 Gegnern der Corona-Politik in Leipzig brüllt eine Querdenkerin: "Wir sind das Grundgesetz. Wofür seid ihr?" Philipp und sein Trupp haben eine klare Ansage: Deeskalieren. Ein Kurs, den die Demonstranten zuweilen missverstehen. Erst umstellen die Polizisten einen laut trommelnden Haufen, um Personalien aufzunehmen, dann müssen sie dieses Vorhaben aber aufgeben. Man sei auf "relativ viel Widerstand" in der Gruppe gestoßen – im Rahmen der Deeskalationsstrategie "nicht zielführend", sagt der Beamte. "Unsere oberste Priorität war heute, friedlich aufzutreten." Die wütenden Querdenker jubeln hingegen.

Der Gruppenführer hat die Strategie nicht entworfen, aber er setzt sie konsequent um und lotst eine Menschentraube erfolgreich aus der City. Doch sind die 3.200 Polizisten im Demo-Einsatz am Tag danach die Buhmänner der Nation. Grünen-Chef Robert Habeck spricht von einem "potenziellen Superspreading-Ereignis". In seinen Augen "wirkte und agierte" die Polizei "überfordert". Augenzeuge Baum sieht das anders: "Die Polizei hat eigentlich besonnen gehandelt. Aber die Polizei scheint irgendwie immer alles falsch zu machen. Entweder wirft man ihr vor, dass sie zu hart vorgeht..." Baums Kameramann ergänzt: "Und wenn sie deeskalierend auf die Sache eingehen, sind sie zu lasch."

Wer aber hilft den "Freunden und Helfern", wenn es hart auf hart kommt? Ex-Polizist Jürgen Röhr wurde vor knapp 20 Jahren bei einem Schusswechsel verwundet. 20 Operationen musste er über sich ergehen lassen. Heute ist er als Seelsorger für Polizisten da. Der Träger des Bundesverdienstkreuzes weiß aus eigener Erfahrung: "Wenn ich als Helfer jemanden ja auch vielleicht verletzen oder gar töten muss im Dienst, dann macht das ganz viel mit mir in dem Moment." Seit Jahren steigen die Angriffe gegen Polizisten rasant. Woher kommt diese wachsende Gewaltbereitschaft? Henning Baum geht diesen Fragen nach. (APA, 13.4.2021)